Passauer Oberhirte über den geplanten synodalen Weg

Bischof Oster: "Einfach nur katholisch sein ..."

Veröffentlicht am 02.04.2019 um 09:30 Uhr – Lesedauer: 

Passau ‐ Es müsste begründet werden, warum das, was vorher Sünde gewesen sei, jetzt nicht mehr Sünde sein solle: Bischof Stefan Oster dämpft die Reformhoffnungen bei der kirchlichen Sexualmoral. In anderen Bereichen sei beim synodalen Weg aber mehr möglich.

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Der Passauer Bischof Stefan Oster hat auf seinem Blog am Montag persönliche Anmerkungen zur jüngsten Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Lingen veröffentlicht. Unter der Überschrift "Einfach nur katholisch sein ..." erörtert er, worum es aus seiner Sicht beim beschlossenen "synodalen Weg" gehen sollte. Dieser solle "ergebnisoffen" geführt werden, aber zu von vielen erwarteten "verbindlichen Ergebnissen" führen. Dadurch stehe er von vornherein unter einer "großen Spannung".

Intensiv besprochen werden müssten die Machtfrage und der Lebensstil der Priester einschließlich des Zölibats, schreibt Oster. Ein großes Fragezeichen sieht er dagegen beim Ziel einer "Weiterentwicklung der Sexualmoral". Der deutsche Jugendbischof plädiert dafür, allzu große "Reformhoffnungen" in diesem Bereich eher zu dämpfen. "Auch weil sonst die Frustrationen nachher nur wieder umso größer wären und die Gefahr einer Spaltung ebenfalls."

Was vorher Sünde war, ist jetzt nicht mehr Sünde?

Es müsste nämlich begründet werden, "warum das, was vorher Sünde war, jetzt nicht mehr Sünde ist, sondern womöglich sogar gesegnet (also gutgeheißen) werden könnte", wendet Oster ein. Dabei würden Fragen der Glaubenslehre der Kirche so sehr im Kern berührt, dass es dazu auch in der Weltkirche eine Entwicklung geben müsste. Dies aber sei "wenig realistisch". Auch habe ihn der Verweis auf "humanwissenschaftliche neue Erkenntnisse" bisher nicht überzeugt.

Nach Osters Einschätzung gibt es auf dem Gebiet der Sexualmoral für die Kirche "kaum Wachstumsmöglichkeiten". Durch die von vielen gewünschten Veränderungen könnte sie sich zwar vielleicht aus der medialen Schusslinie bringen. Sie entginge dann womöglich "dem ständigen Rechtfertigungsdruck, warum man denn so altmodisch, konservativ sei und überhaupt nicht dem Stand der Zeit und der Wissenschaft entspreche". Wenn aber Kirche endlich so wäre, wie eine liberale Gesellschaft sie gerne hätte, würde bei nicht wenigen die religiöse Gleichgültigkeit mitwachsen, vermutet der Bischof.

Die deutschen Bischöfe hatten auf ihrer Frühjahrsvollversammlung einen "verbindlichen synodalen Weg" zur Aufarbeitung und Aufklärung der Missbrauchsfälle beschlossen. Themen sollen der Machtabbau bei Klerikern, der Zölibat und die Sexualmoral der Kirche sein. (tmg/KNA)