Görlitzer Oberhirte setzt auf "Reinigungsprozess" in der Kirche

Bischof Ipolt: Kirchenaustritt ist nie der richtige Weg

Veröffentlicht am 04.04.2019 um 12:45 Uhr – Lesedauer: 

Görlitz/Leipzig ‐ Die Kirche brauche jeden, der es ernst mit dem Glauben meine: Der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt hält Kirchenaustritte trotz des Missbrauchsskandals für den falschen Weg. Vielmehr solle jeder Gläubige den "Reiningungsprozess" in der Kirche unterstützen.

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Der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt hat Katholiken, die von der katholischen Kirche enttäuscht sind und über einen Austritt nachdenken, zu einem Verbleib in der kirchlichen Gemeinschaft aufgerufen. "Ich bin überzeugt: Austritt ist nie der richtige Weg", sagte Ipolt am Donnerstag in einem Interview der in Leipzig erscheinenden Kirchenzeitung "Tag des Herrn".

Die Kirche brauche jeden, der es ernst mit dem Glauben meine. "Wir merken an den aufgedeckten Untaten in der Kirche, dass es tatsächlich eine Sünde gegen die Kirche gibt – denn jetzt sind alle Glieder der Kirche mit betroffen und in Haft genommen", erklärte Ipolt mit Blick auf die weitere Aufarbeitung des kirchlichen Missbrauchsskandals. Umso wichtiger sei es jetzt, gemeinsam den Reinigungsprozess in der Kirche voranzutreiben; jeder Katholik solle nach seinen Kräften dabei mithelfen.

Ipolt offen für Änderungen bei der Priesterausbildung

Kritisch äußerte sich der Bischof des kleinsten deutschen Bistums zu möglichen Veränderungen der kirchlichen Sexualmoral oder des verpflichtenden Zölibats für Priester. "Ich habe die Sorge, dass wir manchmal zu viel von äußeren Veränderungen und Reformen sprechen und uns in einzelnen Dingen verlieren", betonte Ipolt. Europa stehe vor der Aufgabe einer neuen Evangelisierung. "Wenn wir ehrlich Maß nehmen am Wort Gottes, wird uns das reformieren, das heißt mehr auf Christus hin wachsen lassen. Die Kirche ist allein dazu da, dass Gott und seine Anliegen vernehmbar werden. Wie das geschehen kann, muss zu jeder Zeit neu bedacht werden", so der 65-Jährige wörtlich.

Positiv bewertete Ipolt mögliche Veränderungen in der Priesterausbildung. "Das Ausbildungsprofil wird immer wieder evaluiert werden. Die Priester der Zukunft müssen aus meiner Sicht geistliche Menschen und tief im Gottesgeheimnis verwurzelt sein", sagte Ipolt, der vor seiner Zeit als Bischof selbst lange in der Priesterausbildung tätig war. Es gebe im Gottesvolk und auch bei vielen Nichtchristen eine echte Sehnsucht nach Vertiefung des Lebens. Dafür sollten Priester ansprechbar und bereit sein. (stz)