Sächsisch, Sorbisch, Kölsch
Während die Weltkirche in den vergangenen Tagen nach Rom auf den neuen Papst blickte, richtete sich im Osten Deutschlands der Blick gestern nach Dresden. Heiner Koch, bisher Weihbischof in der Erzdiözese Köln, ist in sein Amt als Bischof der Diözese Dresden-Meißen eingeführt worden. Fremd ist er den Dresdnern bereits nicht mehr. "Ich bin hier zu Hause", sagte er nach der Eucharistiefeier in der Dresdner Kathedrale.
Sein Versuch Sächsisch zu sprechen – "Isch bin dr Haainer, von de Euern Einr" - erntete trotz starken rheinischen Akzents gewaltigen Applaus. Unter den Applaudierenden waren auch Vertreter der Sorben, einer slawischen Minderheit. Sie sind überwiegend katholisch, die Gegend in der sie leben die einzige volkskirchlich geprägte Region im Bistum Dresden-Meißen. Zu den Sorben sprach der neue Bischof in ihrer Muttersprache. "Man konnte ihn gut verstehen", sagte anschließend Rafael Ledschbor, Redakteur der sorbischen Kirchenzeitung "Katolski Posol".
Ernennungsurkunde von Benedikt XVI.
Der Apostolische Nuntius in Deutschland, Jean-Claude Perisset, und Dresdens früherer Bischof Joachim Reinelt führten Heiner Koch zu seinem Bischofsstuhl. Reinelt überreichte ihm hier den Bischofsstab des Heiligen Benno, des Schutzpatrons des Bistums Dresden-Meißen. Der Bischofsstab wird sonst im Münchener Mariendom aufbewahrt und war extra zur Amtseinführung nach Dresden gebracht worden. Zuvor hatte Domdekan Georg Weinhold die päpstliche Ernennungsurkunde verlesen, eine der letzten, die noch von Benedikt XVI. unterzeichnet worden waren.
Aus ganz Deutschland und den angrenzenden Nachbarbistümern in Polen und Tschechien waren 24 Bischöfe an die Elbe gekommen. Mit einer Umarmung bekundeten sie Koch ihr Willkommen im Bischofskollegium. Der freute sich besonders, auch die Kardinäle Rainer Maria Woelki aus Berlin und den Kölner Joachim Meisner begrüßen zu können. Meisner sagte, er gebe seinen Weihbischof "nur schweren Herzens her. Aber Gott liebt einen fröhlichen Geber", so der Kardinal. Zugleich schenkte Meisner dem neuen Dresdner Bischof ein lateinisches Brevier, aus dem die Kardinäle während des Konklaves gemeinsam gelesen und gebetet hatten und überbrachte Grüße von Papst Franziskus und Einladung nach Rom.
Mit Meisner waren auch zahlreiche Freunde und Verwandte Kochs aus dem Rheinland nach Sachsen gereist. Schon im Vorfeld des Tages hatte Koch gesagt: "Es haben sich schon viele aus Köln gemeldet, die hier nach Dresden kommen wollen." So sah man in der Kathedrale Ministranten aus dem Kölner Dom, Schützenbrüder sowie Gläubige aus Köln, Bonn und Düsseldorf. Neben zahlreichen kirchlichen Vertretern nahm auch Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich an der Messe teil. Der sprach im Gottesdienst eine sorbische Fürbitte und richtete am Ende der Messe ein Grußwort an den neuen Bischof, in dem er die guten Beziehungen zwischen Freistaat und Bistum unterstrich.
Bier für den Bischof
Mit seiner Predigt knüpfte Heiner Koch an die ersten öffentlichen Äußerungen des neuen Papstes Franziskus an und hob seinen bischöflichen Wahlspruch "Freut euch allezeit, der Herr ist nahe" hervor. Koch sagte: "Miteinander Gott lieben lernen und in ihm und durch ihn unsere Schwestern und Brüder und alle Menschen, die Gott uns anvertraut: Ist dies nicht das große Projekt unseres Bistums mit all seinen Auswirkungen für unsere Gemeinden, Gemeinschaften und Institutionen? Führt uns dieser Weg nicht direkt zu den Schwachen, Armen und Benachteiligten unserer Gesellschaft, in denen Gott uns herausfordert?"
Aus den Dekanaten des Bistums Dresden-Meißen wurden unter anderem ein erzgebirgischer Schwibbogen, ein Räuchermann, sorbische Ostereier und Radeberger Bier als Zeichen der Vielfalt der Diözese an den neuen Bischof überreicht. Bier hatten auch die Rheinländer im Gepäck. Vor der Dresdner Kathedrale gab es im Anschluss an die Amtseinführung auch Kölsch und Düsseldorfer Alt.
Von Markus Kremser
