Aus Wrackteilen der Titanic! – Kreuz kommt unter den Hammer
In der Nähe des britischen Kurortes Bath kommt an diesem Samstag ein ganz besonderes Relikt unter den Hammer: Unter der Nummer 264 vermerkt der Katalog ein schlichtes Kreuz, geschnitzt aus Eichenholz. Dieses Holz stammt von einem Trümmerteil der Titanic – jenes Ozeandampfers, der am 15. April 1912 im Atlantik einen Eisberg rammte, sank und mehr als 1.500 Menschen in den Tod riss.
Nicht weniger tragisch ist die Entstehungsgeschichte des Kreuzes. Sie beginnt mit dem Schreiner Sam Smith, der auf der SS Minia arbeitete. Die Besatzung dieses Schiffes hatte die Aufgabe, die Leichen der Opfer zu bergen und sie entweder vor Ort im Meer zu bestatten oder in die nächstgelegene Stadt, das kanadische Halifax, zu überführen. Auf dieser Tour sammelten die Schiffsleute Treibgut und Strandgut ein, darunter auch ein Stück Eichenholz. Smith nahm es mit nach Hause und schnitzte daraus ein Kreuz, etwa 13 Zentimeter hoch. Es sollte an die Opfer erinnern.
Ein "kraftvolles und ergreifendes" Stück
Bis zum heutigen Tag ist das Kreuz im Besitz der Nachfahren von Sam Smith. Laut Auktionator Andrew Aldridge lässt sich die Provenienz des Stücks sehr gut nachverfolgen. "Wir können seit dem Unglück zu jeder Zeit nachvollziehen, wo es sich befunden hat", sagte er dem "Belfast Telegraph". Es kommt nun aus dem Besitzt eines direkten Nachfahren in die Auktion. Für Aldridge ist es ein "kraftvolles und ergreifendes" Stück. "Eines der emotionalsten Memorabilia, die ich je versteigert habe."
Die Titanic sank 1912 innerhalb weniger Stunden. Hier die Darstellung aus dem gleichnamigen Film von 1997.
Das hat natürlich seinen Preis. Das Auktionshaus rechnet mit einem Erlös zwischen 13.000 und 20.000 Euro. Es ist nicht das einzige Stück aus dem Besitz von Sam Smith, das nun unter den Hammer kommt. Neben dem Kreuz sind auch seine Werkzeuge sowie Fotos und Dokumente von der Titanic zu haben. Dass das Interesse an dem Schiff und seinem Untergang auch 100 Jahre nach den Ereignissen und mehr als 20 Jahre nach dem Hollywood-Blockbuster von James Cameron nicht nachlassen, zeigt schon das Auktionshaus selbst: Es hat sich auf Relikte des Schiffs spezialisiert. Auch die erzielten Summen für Titanic-Hinterlassenschaften können sich sehen lassen. Vor zwei Jahren wechselte ein in der Kleidung einer Leiche geborgener Brief für über 150.000 Euro den Besitzer, allein ein einziger Cracker brachte 20.000 Euro. 2013 bezahlte ein Bieter für eine originale Violine des Schiffsorchesters 1,2 Millionen Euro.
Neben Fundstücken sorgen Bücher, Spielfilme, Dokumentationen, Touristenattraktionen und Wanderausstellungen überall auf der Welt dafür, dass der Mythos eines der größten Schiffunglücke der Geschichte lebendig bleibt. Manchmal etwas in den Hintergrund rückt, was auch Sam Smith dazu bewegte, ein kleines Kreuz aus Treibholz zu schnitzen: Der Tod von mehr als 1.500 Menschen.