Gleichgeschlechtliche Ehe spaltet australische Anglikaner

Erzbischof Davies: Wer "Homo-Ehe" gutheißt, sollte lieber austreten

Veröffentlicht am 17.10.2019 um 15:25 Uhr – Lesedauer: 

Sydney ‐ Besser aus der Kirche austreten als Reformen hinsichtlich der gleichgeschlechtlichen Ehe zu fordern: Dazu rief einer der ranghöchsten Anglikaner Australiens auf. Man könne "die Sünde nicht segnen", erklärte Erzbischof Glenn Davies.

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Einer der ranghöchsten Anglikaner Australiens hat die Befürworter der gleichgeschlechtlichen Ehe zum Verlassen der Kirche aufgefordert. Wer die Ehe für Homosexuelle gutheiße, sollte "lieber austreten, statt Reformen zu fordern", die lediglich der "Befriedigung von Lüsten und weltlichen Vergnügungen" dienten, sagte Erzbischof Glenn Davies in seiner Rede zur Eröffnung der Synode des anglikanischen Bistums Sydney, wie australische Medien am Mittwoch berichteten. Die Kirche könne gleichgeschlechtlichen Ehen nicht den Segen erteilen, "weil sie die Sünde nicht segnen kann", habe Davies betont, der seit 2013 das anglikanische Erzbistum Sydney leitet.

Widerstand bei Volksbefragung auch durch katholische Kirche

Trotz des Widerstands der anglikanischen und der katholischen Kirche hatten sich bei einer Volksbefragung im September 2017 mehr als 60 Prozent der Australier für die Eheöffnung ausgesprochen. Im Dezember des gleichen Jahres beschloss das Parlament die Legitimierung der Ehe für alle. Inzwischen ist die anglikanische Kirche in dieser Frage gespalten. Als erstes Bistum hatte Wangaratta im vergangenen September durch einen Mehrheitsbeschluss seiner Synode den Weg für die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare freigemacht. Der Beschluss wurde jedoch ausgesetzt, nachdem er von Erzbischof Philip Freier als Primas der Anglikanischen Kirche Australiens zur Überprüfung an ein kircheninternes Tribunal überwiesen worden war. Die Anglikanische Kirche will 2020 eine Sondersitzung der nationalen Synode zur gleichgeschlechtlichen Ehe sowie Segnungen von schwulen und lesbischen Paaren abhalten.

Über eine Segnung homosexueller Paare wird auch in der katholischen Kirche in Deutschland diskutiert. Zuletzt hatten sich die Bischöfe Franz-Josef Bode und Stefan Heße für einen offeneren Umgang ihrer Kirche mit Homosexuellen ausgesprochen. Limburgs Bischof Georg Bätzing hatte dagegen erklärt, dass er Segensfeiern für homosexuelle Paare derzeit nicht für möglich halte. Er begründete seine Ansicht damit, dass solche Feiern der Haltung seiner Kirche widersprächen und er eine Spaltung innerhalb dieser vermeiden wolle. Zuvor befürwortete der emeritierte Münsteraner Weihbischof Dieter Geerlings die Segnung homosexueller Paare. "Es ist meine persönliche Meinung, dass die Kirche gleichgeschlechtliche Partnerschaften segnen kann", sagte Geerlings. Als erster deutscher Bischof hatte Bode schon Anfang vergangenen Jahres dafür plädiert, eine Diskussion über die Segnung anzuregen. "Wir müssen in der Kirche ausführlicher darüber diskutieren. Schweigen und Tabuisieren führt nicht weiter und verunsichert", so der Osnabrücker Bischof damals. (tmg/KNA)