"Man konnte mit ihm friedlich, offen, kontrovers reden"

Ex-Dompropst Feldhoff: Kardinal Meisner litt massiv unter Widerstand

Veröffentlicht am 04.11.2019 um 12:36 Uhr – Lesedauer: 
Kardinal Joachim Meisner
Bild: © KNA

Köln ‐ Wie erging es Joachim Meisner, als er ins Kölner Erzbistum kam? Darüber berichtete jetzt sein früherer Generalvikar Norbert Feldhoff. Außerdem betonte er, dass man sich von gewissen Klerikern nicht "irre machen" lassen soll.

  • Teilen:

Laut dem früheren Kölner Generalvikar und Dompropst Norbert Feldhoff hatte Kardinal Joachim Meisner mit massivem Widerstand im Erzbistum Köln zu kämpfen. Der Widerstand gegen Meisner sei am Anfang "wesentlich heftiger" gewesen als bei dessen Vorgängern, "und er hat massiv darunter gelitten", sagte Feldhoff im Interview des Kölner Internetportals "domradio.de" (Sonntag) zu seinem 80. Geburtstag. Er habe dem Kardinal dann geraten, den Dialog mit den Menschen zu suchen statt direkt gegen Kritik anzugehen. "Man konnte mit ihm, auch wenn man anderer Meinung war, friedlich, offen, kontrovers reden", so Feldhoff. Meisner war im Juli 2017 im Alter von 83 Jahren gestorben.

Weiter warb Feldhoff für ein Leben mit der Kirche - trotz fehlerhafter Geistlicher. "Lasst euch nicht irre machen durch irgendwelche Kleriker", sagte er. Seine Eltern hätten ihm schon gesagt: "Wenn euch ein Papst oder Bischof nicht gefällt, das ist alles kein Problem. Die Kirche wird bleiben bis zum Ende. Auch wenn sie noch so einen Mist macht." Feldhoff nannte es "traurig", dass die Kirche zurzeit schrumpfe. "Wir werden kleiner, wir werden schwächer. Wir werden unbedeutender in der Gesellschaft, eindeutig." Ein solcher Schrumpfungsprozess könne aber auch auf Dauer wieder zu einer Neubesinnung führen. Schon früher habe er gesagt: "Es gibt Zeiten, wo wir faktisch nicht wachsen können, wo wir es nur darauf ausrichten können, den Stand zu halten."

Frage des Zölibats niemals endgültig entschieden

Zum Zölibat sagte Feldhoff, diese Frage werde niemals endgültig entschieden sein. "So sehr ich für mich persönlich überzeugt bin, dass es die richtige Entscheidung war, nehme ich an, dass es auf Dauer viri probati und andere Lösungen geben wird." Das Entscheidende sei, ob es genug Priester gebe, um die Messe zu feiern. Die katholische Kirche diskutiert derzeit, bewährte verheiratete Männer (viri probati) zur Priesterweihe zuzulassen.

Der frühere Generalvikar plädierte für die Einführung einer Verwaltungsgerichtsbarkeit in der Kirche. Dann könnten etwa Kirchengemeinden als ungerecht empfundene Entscheidungen des Generalvikars überprüfen lassen. In das jetzt geltende Kirchenrecht sei die Verwaltungsgerichtsbarkeit leider nicht aufgenommen worden. "Kontrollierte Macht ist notwendig", so Feldhoff. Denn Menschen machten Fehler.

Feldhoff wurde am 3. November 1939 in Düsseldorf geboren. Er gilt als einer der profiliertesten Kirchenmänner in Deutschland. Als Rechtsexperte und langjähriger Vizepräsident des Deutschen Caritasverbandes war er intensiv an der Weiterentwicklung des kirchlichen Arbeitsrechts beteiligt. Mit 35 Jahren machte ihn der damalige Kölner Erzbischof Joseph Höffner (1906-1987) zum Generalvikar. Unter dessen Nachfolger, Kardinal Meisner (1933-2017), behielt er das Amt. 2004 schied Feldhoff nach fast 30 Jahren aus, um Dompropst zu werden. Das Amt übte er zehn Jahre lang aus, bevor er am 1. März 2015 altersbedingt mit 75 Jahren in den Ruhestand trat. (tmg/KNA)