Gemeinde hat Nürnberger Künstler-Duo beauftragt

Umstrittene "Hakenkreuz-Glocke" wird künstlerisch umgestaltet

Veröffentlicht am 09.12.2019 um 18:11 Uhr – Lesedauer: 

Hannover/Schweringen ‐ Eine Kirchenglocke sorgte in dem niedersächsischen Schweringen vor zwei Jahren für heftigen Streit. Der Grund: In das Metall war ein Hakenkreuz eingegossen. Jetzt sollen Künstler aus der Glocke von 1934 ein Mahnmal machen.

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Die umstrittene und beschädigte "Hakenkreuz-Glocke" in der Kreuzkirche in Schweringen (Kreis Nienburg/Weser) wird künstlerisch umgestaltet. Dazu habe die Kapellengemeinde ein Nürnberger Künstler-Duo beauftragt, teilte der evangelische Sprengel Hannover am Montag mit. Der Entwurf von Hannes Arnold und Klaus-Dieter Eichler sehe eine neue Beschriftung der vorübergehend stillgelegten Glocke vor. Die ursprüngliche Inschrift sowie die weggefrästen Stellen würden überschrieben, blieben aber weiterhin sichtbar. Der Entwurf überzeuge "mit seiner schlichten, aber umso präziseren Aufforderung, sich wortwörtlich der Geschichte der Schweringer Glocke zu stellen", sagte Regionalbischöfin Petra Bahr. Vor der Kirche wollen die Künstler nach den Angaben zudem eine Skulptur aufstellen, die auf die Glocke hinweist.

Auf der 1934 gegossenen Bronzeglocke waren 2017 ein etwa 35 mal 35 Zentimeter großes Hakenkreuz sowie eine Inschrift aus nationalsozialistischer Zeit entdeckt worden. Nachdem sich der Kapellenvorstand für eine weitere Nutzung des Klangkörpers ausgesprochen hatte, entbrannte in dem 800-Einwohner-Dorf Schweringen ein heftiger Streit. Die Landeskirche Hannovers bot an, einen Austausch der Glocke zu finanzieren. Noch bevor eine weitere Entscheidung fiel, entfernten Unbekannte heimlich mit einer Flex Hakenkreuz und Inschrift und machten die Glocke damit unbrauchbar. Im Herbst 2018 wurde sie offiziell entwidmet. Gemeinde und Landeskirche einigten sich auf die Ausschreibung eines Wettbewerbs zur künstlerischen Neugestaltung der Glocke. Nach der Umarbeitung soll sie wieder in Dienst genommen werden.

Hakenkreuz-Glocken hatten in jüngster Zeit immer wieder für bundesweite Schlagzeilen gesorgt. Ein Exemplar im niedersächsischen Faßberg, das ebenfalls auf dem Gebiet der Hannoverschen Landeskirche liegt, wurde kürzlich ausgetauscht. Im pfälzischen Herxheim am Berg hatte der Gemeinderat entschieden, eine Glocke mit nationalsozialistischer Inschrift als zeitliches Dokument hängen zu lassen und weiter zu nutzen. (KNA)