Historiker Wolffsohn: Weihnachten als religiöses Fest nicht zu retten

Der jüdische Historiker Michael Wolffsohn befürchtet, dass Weihnachten als religiöses Fest nicht zu retten ist. "Weihnachten ist zu retten als kommerzielles Fest", sagte er am Sonntag im Deutschlandfunk. "Ob das der ursprünglichen Absicht, dem Inhalt, entspricht, wage ich natürlich zu bezweifeln." Die Kirchen versagten und täten "zu wenig, um die Botschaft dieses Festes zu vermitteln".
Die katholische Kirche habe zudem den strategischen Fehler gemacht, auf der Realität der biblischen Geschichten zu beharren, etwa von der Jungfrauengeburt. Die entscheidende Botschaft dieser Erzählung sei doch etwas ganz Unerhörtes: Dieser Jesus habe eine überragende, heute noch gültige Ethik formuliert, die sich an unterschiedslos alle Menschen richte.
Widerspruch vom BDKJ-Referenten
Teilweise Widerspruch erntete Wolffsohn vom katholischen Theologen Samuel Klein. "Weihnachten ist zu retten, weil die Kernbotschaft von Weihnachten anschlussfähig ist", sagte der theologische Referent des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) im Erzbistum Köln. Für die Mehrzahl der Menschen stehe nicht der reine Kommerz im Vordergrund.
"Sie haben eine tiefe Sehnsucht, dass wenigstens an Weihnachten, in diesen paar Stunden, das Glück sichtbar wird, das sie sich für ihr ganzes Leben wünschen", so Klein. Gleichzeitig werde an Weihnachten auch deutlich, dass "man scheitern kann, das kann bei einem Familienstreit unterm Weihnachtsbaum sein oder beim Bier allein am Küchentisch". Diese Grundspannung zwischen Sehnsucht nach Glück und der Realität sei auch die religiöse Kernbotschaft von Weihnachten. (KNA)