Kurienkardinal Koch: Weiterhin kein Konsens über Ziel der Ökumene

Noch nach 60 Jahren ökumenischen Dialogs zwischen dem Vatikan und nichtkatholischen Kirchen besteht laut Kurienkardinal Kurt Koch "kein wirklich tragfähiger Konsens" über die Form einer künftigen Kircheneinheit. Nötig sei eine Klärung, was zur Einheit unabdingbar notwendig sei. Nur so ließen sich in der Ökumene die nächsten Schritte gehen, erklärte der Schweizer Kardinal auf der Internetseite "Vatican News" (Freitag). Die Vorläufer-Einrichtung des von Koch geleiteten Päpstlichen Rats zur Förderung der Einheit der Christen wurde am 5. Juni 1960 gegründet.
Die katholische Kirche könne als Universalkirche mit vielen Ortskirchen vormachen, "dass Einheit und Vielheit auch in der Ökumene keine Gegensätze darstellen, sondern sich wechselseitig fördern", sagte Koch. Umgekehrt könne die katholische Kirche von den Orthodoxen über die Kollegialität der Bischöfe lernen. Als "verheißungsvolle Initiative" bezeichnete der Kardinal die Einladung von Johannes Paul II. in der vor 25 Jahren veröffentlichten Ökumene-Enzyklika "Ut unum sint", gemeinsam über die Ausübung der päpstlichen Vorrangstellung nachzudenken.
"Pflicht, an der ökumenischen Bewegung teilzunehmen"
In den einzelnen Bistümern trügen die Diözesanbischöfe die erste Verantwortung für die Einheit der Christen, betonte Koch. Er sprach von einer "Pflicht, an der ökumenischen Bewegung teilzunehmen". Ein im Herbst erscheinender Ökumene-Leitfaden solle den Bischöfen helfen, "ihre ökumenische Verantwortung besser verstehen und verwirklichen zu können", sagte Koch. Mit Blick auf seine eigene zehnjährige Tätigkeit an der Spitze des Einheitsrats sagte der Kardinal, er sei sich "bewusst, dass es nur einen Ökumeneminister gibt, nämlich den Heiligen Geist".
Zu einer der Kernfragen der Ökumene - der wechselseitigen Teilnahme an Eucharistie und Abendmahl - hatte sich Koch zuletzt kritisch geäußert und die Unterschiede zwischen katholischer Eucharistiefeier und protestantischem Abendmahl betont. Beide seien nicht einfach "identisch", sagte der Kardinal. Koch bezog sich auf ein Dokument des deutschen Ökumenischen Arbeitskreises (ÖAK), das dieser im September veröffentlicht hatte. In dem Papier mit dem Titel "Gemeinsam am Tisch des Herrn - Ökumenische Perspektiven bei der Feier von Abendmahl und Eucharistie" plädierten katholische und evangelische Theologen dafür, dass die "wechselseitige Teilnahme an den Feiern von Abendmahl/Eucharistie in Achtung der je anderen liturgischen Traditionen (…) theologisch begründet" sei. (tmg/KNA)