Münsteraner Bischof nimmt Kardinal Woelki in Schutz

Trotz Vatikan-Instruktion: Genn hält an neuen Leitungsformen fest

Veröffentlicht am 02.09.2020 um 09:17 Uhr – Lesedauer: 

Münster ‐ Im Juli hatte in Münster der erste Pastoralreferent die pastorale Leitung einer Pfarrei übernommen. Muss er nach der Vatikan-Instruktion aufhören? Nein, sagt Bischof Genn – und nimmt auch den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki in Schutz.

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Der Münsteraner Bischof Felix Genn sieht durch die Pfarreien-Instruktion der Kleruskongregation keinen Änderungsbedarf in seiner Diözese. In einem Interview mit der Kirchenzeitung "Kirche+Leben" sagte er, er sehe keinen Anlass, im Bistum Münster etwas zu ändern: "Ich muss mich angesichts der Instruktion auch nicht für die Entwicklungen von neuen Leitungsmodellen in unserem Bistum rechtfertigen". Alles sei dem Kirchenrecht entsprechend gelöst worden. "Von daher bin ich ganz gelassen. Ich ändere nichts", so der Bischof.

Genn betonte, auch er sei von der Instruktion überrascht worden. Vieles sei "kommunikativ nicht gut gelaufen". Anders als sonst habe es vor Veröffentlichung keinen Austausch mit der Kleruskongregation gegeben. Auch der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki, der selbst der Kleruskongregation angehört, habe laut Genn nichts von der Instruktion gewusst. Ihn nimmt der Bischof daher in Schutz: "Es gibt die falsche Information, dass der Kardinal von Köln sogar dahinter stecke. Aber er hat damit nichts zu tun."

Im Juli erster Pastoralreferent mit Leitungsverantwortung in Münster

Während der Bischof die von der Instruktion gewünschte missionarische Ausrichtung der Pfarreien lobt, sieht er einen von Rom vorgegebenen einheitlichen kirchenrechtlichen Rahmen kritisch. Hier komme eine weltkirchliche Organisation massiv an Grenzen: "Ich wünsche mir als Bischof das Vertrauen von Rom: Ihr Bischöfe macht das schon richtig. Und ich wünsche mir, dass unsere Erfahrungen erfragt und einbezogen werden." Seit dem Inkrafttreten des kirchlichen Gesetzbuchs 1983 habe sich vieles verändert, so dass Anpassungen nötig wären. Um die sakramentale Dimension des Priesteramts zu festigen, müsse man Priester von anderen Aufgaben entlasten.

Wie in vielen anderen Bistümern werden aufgrund des zunehmenden Priestermangels auch in Münster neue Formen der Gemeindeleitung erprobt. Im Juli hatte erstmals ein Pastoralreferent die pastorale Leitung einer Pfarrei im Bistum Münster übernommen, nachdem die Diözese im Juni eine Handreichung zu unterschiedlichen Formen der Leitung von Pfarreien und Gemeinden veröffentlicht hatte. Im Interview betonte Genn, dass er diese Handreichung nicht zurücknehmen wolle. (fxn)