Begräbnisstätten jetzt Teil des Immateriellen Kulturerbes

Bischöfe betonen Bedeutung der Friedhofskultur

Veröffentlicht am 17.09.2020 um 12:00 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ Die deutsche Friedhofskultur gehört seit Neuestem zum Immateriellen Kulturerbe. Bei einer Veranstaltung in Berlin würdigten Berlins Bischöfe jetzt die Bedeutung der Friedhofskultur. Sie sei ein unverzichtbarer Teil unserer kulturellen Identität.

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Berlins katholischer Erzbischof Heiner Koch und der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Christian Stäblein, haben die gesellschaftliche Bedeutung der Friedhofskultur betont. "In der lebendigen Kultur auf Friedhöfen werden nicht nur individuelle Beziehungen sichtbar; die Friedhofskultur ist insgesamt ein wichtiger Teil unseres gemeinsamen Gedächtnisses. Denn sie zeigt, wie wir, wie die Gesellschaft mit Tod und Sterben umgeht, wen wir und wie wir erinnern", sagte Stäblein am Donnerstag in Berlin. Koch ergänzte: "Friedhofskultur bedeutet: Du bist nicht alleine, Du bist nicht vergessen, Du bist von Solidarität und Liebe umfangen, Dein Leben gewinnt trotz des Verlustes wieder eine Perspektive."

Die beiden Bischöfe äußerten sich wenige Tage vor dem bundesweiten Tag des Friedhofs an diesem Sonntag bei einer Veranstaltung zur Ernennung der deutschen Friedhofskultur zum Immateriellen Kulturerbe auf dem bekannten Dorotheenstädtischen Friedhof im Berliner Ortsteil Mitte. Der Friedhof an der Chausseestraße beherbergt viele Grabstätten prominenter Persönlichkeiten, darunter die Schriftsteller Bertolt Brecht, Heinrich Mann und Christa Wolff, Bundespräsident Johannes Rau sowie die Berliner Baumeister und Bildhauer Christian Daniel Rauch, Johann Gottfried Schadow und Karl Friedrich Schinkel.

Friedhofskultur "unverzichtbarer Teil unserer kulturellen Identität"

Mit Blick auf die Ernennung der Friedhofskultur zum Immateriellen Kulturerbe sagte Erzbischof Koch: "'Immaterielles Kulturerbe' – das ist kein Abkoppeln vom sozialen Leben, kein musealer Stillstand, sondern es will im Gegenteil zeigen, dass dieses Kulturerbe mitten im Leben steht und zutiefst sozial ist." Bischof Stäblein äußerte in diesem Zusammenhang die Hoffnung, dass aufgrund der Ernennung, die im März auf eine Initiative der Deutschen Unesco-Kommission erfolgt war, noch mehr Menschen für die Bedeutung der Friedhofskultur sensibilisiert würden.

Der Geschäftsführer des Kuratoriums Immaterielles Erbe Friedhofskultur, Tobias Pehle, sagte bei der Auftaktveranstaltung: "Die Friedhofskultur prägt unser Leben und unser Selbstbild mit. Ihre identitätsstiftende Kraft reflektiert die Leistungen unserer Vorfahren sowie die Geschichte und Strukturen unserer Gesellschaft. Sie ist unverzichtbarer Teil unserer kulturellen Identität." Und Dirk Pörschmann, der Direktor des Museums für Sepulkralkultur in Kassel, betonte: "Was es bedeutet, Mensch zu sein, wird in besonderer Weise auf Friedhöfen deutlich. Wir brauchen Rituale, um Verluste zu überwinden." Alles, was Menschen auf Friedhöfen gestalteten, komme ihrer persönlichen Trauer wie auch der kollektiven Erinnerungskultur zugute. Das mache den Ort der Toten zu einem lebendigen Ort. (stz)