Zeitung berichtet von belastetem Verhältnis zu Kardinal Woelki

Mediendirektor Günther verlässt Erzbistum Köln

Veröffentlicht am 15.12.2020 um 11:23 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ Nach nur knapp zwei Jahren verlässt Mediendirektor Markus Günther das Erzbistum Köln. Ein kommissarischer Nachfolger steht bereits fest. Laut einem Medienbericht war das Verhältnis Günthers zu Kardinal Rainer Maria Woelki zuletzt "abgekühlt".

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Der Mediendirektor des Erzbistums Köln, Markus Günther, verlässt die Erzdiözese. Der Journalist und Autor kehre nach zwei Jahren mit seiner Familie in seine "zweite Heimat USA" zurück und wolle sich künftig beruflich ganz auf seine schriftstellerische Tätigkeit konzentrieren, teilte das Erzbistum Köln am Dienstagvormittag mit. "Ich gehe im Guten und freue mich darauf, wieder mehr Zeit für meine Familie und mehr Zeit zum Schreiben zu haben", wird Günther in der Mitteilung zitiert. Er sei mit Generalvikar Markus Hofmann "immer im vertrauensvollen Austausch" gewesen und er sei "froh und dankbar, dass wir auch jetzt eine für beide Seiten gute Lösung gefunden haben". Günther, der am heutigen Dienstag 55 Jahre alt wird, stand seit knapp zwei Jahren in Diensten des Erzbistums.

Hofmann dankte Günther für seine Tätigkeit im Erzbistum: "Dr. Günther hat als Kommunikationsdirektor viele wichtige Impulse gegeben. Als Kollegen und Menschen schätze ich ihn sehr. Unsere Diskussionen und unsere Zusammenarbeit werde ich vermissen, habe aber Verständnis für sein Interesse, wieder stärker schriftstellerisch tätig sein zu wollen. Ich wünsche ihm Gottes Segen und viel Erfolg." Als Kommunikationsdirektor verantwortete Günther den Angaben zufolge die 40-köpfige Hauptabteilung Medien und Kommunikation. Darüber hinaus sei er Mitglied im Lenkungsteam für die aktuelle Etappe des Pastoralen Zukunftsweges und diözesaner Beauftragter für den Synodalen Weg gewesen.

Erzbistum installiert komissarische Leitung im Medienbereich

Die kommissarische Nachfolge als Mediendirektor übernimmt den Angaben zufolge Hermann-Josef Johanns, der als Geschäftsführer des Weltjugendtags 2005 und des Bistumssenders "domradio" tätig war. Die Stelle des Pressesprechers, die vor wenigen Wochen durch den altersbedingten Abgang des langjährigen Sprechers Christoph Heckeley freigeworden war, werde ebenfalls kommissarisch von Oliver Schillings übernommen. "Wir sind den beiden dankbar, dass sie in unruhigen Zeiten für den Übergang der Hauptabteilung im Besonderen und dem Erzbistum Köln im Ganzen ihre Erfahrung zur Verfügung stellen" so Generalvikar Hofmann.

Kölner Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki im Portrait
Bild: ©picture alliance/Geisler-Fotopress

Laut einem Medienbericht soll das Verhältnis von Kardinal Rainer Maria Woelki zu Mediendirektor Günther belastet gewesen sein.

Zuvor hatte bereits der "Kölner Stadt-Anzeiger" über den bevorstehenden Personalwechsel berichtet. Laut der Zeitung  war das Verhältnis zwischen Kardinal Rainer Maria Woelki und Mediendirektor Günther dem Vernehmen nach schon seit geraumer Zeit abgekühlt. So sei Günther zuletzt schon nicht mehr Teil des Krisen- und Beraterstabs gewesen, auf den sich Woelki für seine Öffentlichkeitsarbeit stützt. Hier seien neben internen Mitarbeitern aus der Medienabteilung des Erzbistums auch externe Berater engagiert.

Der promovierte Historiker Günther war vor seiner Tätigkeit für das Erzbistum freier Journalist. Zuvor arbeitete er unter anderem als Chefredakteur der "Augsburger Allgemeinen" sowie als USA-Korrespondent für verschiedene Zeitungen, unter ihnen auch der "Kölner Stadt-Anzeiger". Günther ist der dritte Medien- und Kommunikationsdirektor, der während der Amtszeit Woelkis das Erzbistum verlässt.

Juristische Unterstützung durch Kölner Kanzlei Höcker

Wie der "Kölner Stadt-Anzeiger" weiter berichtete, soll Günther mit den derzeitigen Vermittlungsproblemen des Erzbistums rund um das von Woelki unter Verschluss genommene Missbrauchsgutachten nichts zu tun haben. Vielmehr solle der Mediendirektor unter denjenigen gewesen sein, die dem Kardinal dazu geraten hätten, das Rechtsgutachten der Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl zu veröffentlichen. Woelki sei Günther in dieser Frage jedoch nicht gefolgt.

Laut der Zeitung hat sich der Kardinal juristischer Unterstützung durch renommierte Presserechts-Anwälte versichert. Im Einsatz seien hier der Bonner Anwalt Gernot Lehr sowie Carsten Brennecke aus der Kölner Kanzlei Höcker, die unter anderem auch als Vertretung der AfD und des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan in Erscheinung getreten war. (stz)