Personeller Umbruch am Bonner Collegium Albertinum?

Medien: Kardinal Woelki tauscht Leitung des Priesterseminars aus

Veröffentlicht am 30.05.2021 um 13:24 Uhr – Lesedauer: 

Köln/Bonn ‐ Steht am Bonner Collegium Albertinum eine Personalrochade an? Laut einem Bericht soll die Leitung der Kölner Priesterausbildungsstätte ausgetauscht werden. Regens soll ein Priester werden, der zuletzt wegen eines Papstanrufs für Schlagzeilen sorgte.

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Laut einem Bericht des "Kölner Stadt-Anzeigers" vom Wochenende will der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki am Montag die komplette Leitung des Priesterseminars in Bonn austauschen. Demnach soll der bisherige Leiter (Regens), Pater Romano Christen, durch Pfarrer Regamy Thillainathan ersetzt werden. Dieser leitet derzeit die Diözesanstelle "Berufe der Kirche".

Christens Stellvertreter Tobias Hopmann soll dem Bericht zufolge durch den bisherigen Studienbegleiter (Repetent) Markus Söhnlein ersetzt werden. Die Stelle von Pfarrer Axel Hammes, der als Spiritual für die geistliche Begleitung der Studenten verantwortlich war, solle Pfarrer Ralf Neukirchen übernehmen, der bisher in Köln-Chorweiler tätig ist.

Bislang keine Stellungnahme zu Hintergründen

Nach Angaben des "Stadt-Anzeigers" wollte sich das Erzbistum bisher nicht zu den Hintergründen äußern. Auch eine Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) blieb bis Sonntagmittag unbeantwortet.

Momentan bereiten sich 23 Männer im Bonner Collegium Albertinum auf die Priesterweihe vor. Derzeit leben alle Priesteranwärter des Erzbistums Köln dort, weil das Priesterseminar in Köln, wohin sie normalerweise nach dem Studium wechseln, saniert wird. Seit 2001 unterhält das Erzbistum zudem in Bonn ein weiteres Priesterseminar. In dieser Einrichtung "Redemptoris Mater Köln" wohnen Männer, die der geistlichen Gemeinschaft "Neokatechumenaler Weg" angehören und teils aus Mittel- und Südamerika stammen.

Bild: ©Erzbistum Köln (Archivbild)

Wird er neuer Leiter des Collegium Albertinum? Pfarrer Regamy Thillainathan.

Pfarrer Regamy Thillainathan hatte in den letzten Monaten für Schlagzeilen gesorgt, als er mitten in einer Videokonferenz einen persönlichen Anruf von Papst Franziskus auf seinem Handy erhielt. Er habe geglaubt, seine Mutter sei am Telefon und habe daher fast nicht abgenommen, berichtete er. Hintergrund des Anrufs war eine persönliche Begegnung im Vatikan, wo er dem Papst einen persönlichen Brief überreicht hatte, in dem es unter anderem um die Theologiestudierenden im Erzbistum Köln gegangen sei.

Außerdem hatte sich Thillainathan, der in Neuss aufwuchs und dessen Eltern aus Sri Lanka kommen, in letzter Zeit häufiger kritisch zum Thema Rassismus geäußert und dabei auch Fälle von strukturellem Rassismus in der Kirche angeprangert.

Kontroverse um bisherigen Leiter

Der bisherige Leiter des Seminars, Pater Romano Christen, hatte mit Aussagen über Homosexualität für Empörung gesorgt. Anfang 2019 hatte er in einem Vortrag vor Studenten seines Hauses unter anderem gesagt, Homosexualität sei "Folge einer psychologischen (Fehl-)Entwicklung". Dagegen gebe es "von der Schwulen-Lobby" dämonisierte Therapien, die Männer erfolgreich bestanden hätten. Bei homosexueller Liebe gehe es um eine narzisstische Suche nach Männlichkeit und "weniger um die reale Begegnung mit einem Du". Männer mit tief sitzender homosexueller Tendenz könnten nicht geweiht werden.

Kardinal Woelki hatte einige Äußerungen Christens kritisiert, hielt an dem Pater als Priesterausbilder aber fest. "Wir alle machen Fehler, ich auch, und es ist wichtig, dass ein einzelner Fehler nicht alles andere überschattet", erklärte der Kardinal nach einem Gespräch mit dem Theologen, der 1960 in der Schweiz geboren wurde. Christen selbst bezeichnete seinen Vortrag im Nachhinein als unzulänglich. Er habe homosexuelle Menschen nicht verletzen wollen und bitte um Entschuldigung. (KNA)