30 Euro und ein anonymer Brief als Wiedergutmachung

Kirchendiebe packt die Reue – im Müllsack kam alles zurück

Veröffentlicht am 05.07.2021 um 12:57 Uhr – Lesedauer: 

Dormagen-Zons ‐ Ärger und Empörung in Zons: In die Kirche St. Martinus wurde eingebrochen, mehrere Kunstgegenstände fehlten – doch ein Aufruf des Pfarrers hatte Erfolg. Die Diebe sind zwar immer noch unbekannt, dafür ist alles wieder da. Inklusive reuigem Brief.

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Das will kein Küster in seiner Kirche vorfinden müssen: Ende Juni stellten Gemeindemitglieder in St. Martinus in Dormagen-Zons (Erzbistum Köln) fest, dass in die Kirche eingebrochen wurde. Ein großer Kerzenständer und ein Kreuzweg-Bild fehlten, auf der Orgelempore waren Zigarettenreste. In der Pfarrei sorgte der Einbruch für Empörung.

Gegenüber der Neuß-Grevenbroicher Zeitung betonte der Zonser Pfarrer Peter Stelten, was es für die Gemeinde bedeutet, wenn in die Kirche eingebrochen wird: "Sie empfindet dies als einen starken Eingriff in die Intimsphäre von Menschen, die diesen Ort als Ort des Glaubens sehen und dort Kraft für den Alltag finden", so der Priester. Außerdem richtete er an die Diebe einen Appell, ihr Diebesgut wieder zurückzugeben: "Die Täter können sie gerne bei mir persönlich abgeben. Ich werde in diesem Fall von einer weiteren Strafverfolgung absehen."

"Lesbar zerknirscht"

Ob es der Aufruf des Pfarrers oder nur das schlechte Gewissen war, ist nicht bekannt. Sicher ist nur: Das Diebesgut ist wieder zurück, wie die Polizei nur wenige Tage später in ihrem Bericht vermelden konnte. "Lesbar zerknirscht" klinge der Brief, der zusammen mit dem in blauen Müllsäcken verpackten Diebesgut an der Kirche abgestellt wurde. Die Gauner bitten um Vergebung für den "schwerwiegenden Fehler". Auch einiger Alkohol sei im Spiel gewesen. "Seit dem Vorfall haben wir ein sehr sehr schlechtes Gewissen", heißt es in dem anonymen Brief, dem zudem noch 30 Euro als Wiedergutmachung für die Zerstörung einer Kerze beilagen.

Pfarrer Stelten freut sich über die Umkehr und hat die Anzeige bereits zurückgezogen: "Es ist höchst selten, dass ein Dieb die gestohlenen Dinge zurückgibt und seine Reue bekundet. Daher nehme ich die Entschuldigung gerne an, verzeihe diesen offensichtlich unbedachten Zwischenfall." Falls die Täter doch noch bekannt werden, droht ihnen dennoch Strafverfolgung, wie die Polizei in ihrem Bericht betont – aber dabei auch mildernde Umstände in Aussicht stellt, wenn sich die Diebe persönlich bekennen. Die theologische Bewertung der Ordnungshüter immerhin fällt wohlwollend aus: "Während die Chancen auf himmlische Vergebung (nach hier vertretener Meinung) gut stehen, sind die Ermittlungen der eingeschalteten Kriminalpolizei damit noch nicht beendet", heißt es im Bericht. (fxn)