Gedenktag: 14. Juli

Camillo de Lellis: Patron der Kranken

Veröffentlicht am 28.02.2015 um 22:56 Uhr – Lesedauer: 
Camillo de Lellis

Bonn ‐ Aufbrausend, rebellisch, spielsüchtig, grob: So war der Söldner Camillo von Lellis. Doch er bekehrte sich – und wurde ein Pionier der Krankenpflege.

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Ein Heiliger, der nach dem frühen Tod seiner Mutter als junger Söldner verrohte, der im Rausch von Würfel und Karten sein letztes Hemd verspielte, der aufbrausend und rebellisch gegen Gott und die Welt aufbegehren konnte: Bunt ist der Heiligenhimmel, zu dem auch Camillo de Lellis (deutsch auch Kamillus von Lellis) gehört, der die Wende vom Saulus zum Paulus schaffte, vom beutegierigen Landsknecht zum opferbereiten "Diener der Kranken". Am 14. Juli 1614 ist er gestorben.

Ein chronisches Fußleiden, eine eitrige Wunde, die immer wieder aufbrach, machte aus dem lieblos behandelten Patienten einen Neuerer der Spitäler, einen Ordensstifter, einen Pionier der katholischen Reform.

In Bucchianico am Osthang der Abruzzen wurde Camillo am 25. Mai 1550 geboren. Wie ein Schwalbennest klebt die kalkweiße Heimatstadt auf der Anhöhe einer Hügelkette, die vom adriatischen Meer zum Hauptkamm hoch steigt. Nach einem tollen Abenteuerleben als Söldner in den Türkenkriegen fand Camillo, ausgebrannt und bettelarm, in einem Kapuzinerkloster zur Besinnung.

Die Hand eines sehr alten Menschen.
Bild: ©dpa/Sami Belloumi

Die Hand eines sehr alten Menschen.

"Non piu mondo", nicht mehr Verwirrung der Welt wie etwa die Spielsucht, wurde ihm zum Lebensideal. Aber nach kurzer Zeit musste der 25-Jährige den Konvent verlassen, weil seine Kriegswunde am Knöchel wieder aufbrach. Camillo humpelte nach Rom, um sich erneut behandeln zu lassen. Als Patient und Pfleger erkannte er seine Berufung, nicht in ein Kloster einzutreten, sondern Kranken und Sterbenden zu helfen, in körperlicher und seelischer Not.

Starker Widerstand gegen Camillo

Seine offene Wunde wurde Camillo zum Lebenskompass. Zäh arbeitete er an seiner als gottgewollt erkannten Berufung, das Los der Kranken zu bessern. Der junge Augustiner Martin Luther hat während seiner Romreise die Hospitalverhältnisse zwar gelobt. Aber auch in Italien gab es Diebe und Kriminelle in den Krankenhäusern, die besonders dann als Pflegepersonal eingestellt wurden, wenn Seuchen, Pest oder Typhus wüteten und die Ansteckungsgefahr sehr groß war. Camillo, selbst leidend, entwickelte Mitleid; ihn dauerte das Schicksal der hilflos ausgelieferten Kranken. Er dachte zunächst an eine Gemeinschaft von Laien, nicht gebunden durch ein Gelübde.

Camillo de Lellis, rasch vom Krankenwärter zum Spitalmeister aufgestiegen, gründete 1582 eine Genossenschaft, die in den Kranken nicht Objekte der Ausbeutung, sondern den leidenden Christus sah. Doch der Stifter stieß auf massiven Widerstand. Vor allem in protestantischen Ländern säkularisierte die staatliche Sozialpolitik das bislang von der Kirche getragene Spitalwesen. Camillo konnte zwar Gleichgesinnte um sich scharen. Aber der Charismatiker wurde ausbremst, mit Hausverbot belegt. Beraten von seinem geistlichen Begleiter Filippo Neri begann er mit 32 Jahren zu studieren. Ein Akt von enormer Willenskraft und Gottvertrauen: Anfangs verlacht, drückte er die Schulbank, lernte Latein und Theologie.

Gedenktag: 14. Juli

Zusammen mit Johannes von Gott Patron der Kranken und der Krankenhäuser; Patron aller Krankenschwestern, Krankenpfleger und ihrer Vereinigungen.

Camillo und das Misstrauen

Im Mai 1584 empfing Camillo die Priesterweihe. Selbst als Kleriker hatten er und seine Camelliani gegen Misstrauen zu kämpfen. Denn der Stifter hielt ein revolutionäres Prinzip aufrecht, das die Jesuiten eingeführt hatten. Für Priester und Krankenwärter der Genossenschaft galt zwar das streng asketische Leben der Ordensregel. Aber man zog sich nicht nach der Arbeit hinter die Klostermauern zurück, sondern lebte mit den Kranken im Spital. 1586 zollte die Kirchenleitung die überfällige Anerkennung. Papst Sixtus V. schenkte der Gemeinschaft auch ein Erkennungszeichen: das rote Kreuz auf schwarzem Talar. Henry Dunant, der 1859 auf dem Schlachtfeld von Solferino beim Sanitätsdienst Kamillianer sah, übernahm das rote Kreuz und machte es auf weißem Grund zum weltweiten Firmenlogo.

1591 schließlich zum Orden erhoben

Camillo und seine Gemeinschaft überzeugten durch ihr Beispiel. Bezeugt durch die Tat hatten auch wenige Worte Wucht. Ein Wohltäter, der Herzog von Mantua, glaubte in Camillos "wenigen, aber kernigen Worten" einen "anderen Paulus" zu hören. Der "servizio completo", der ganzheitliche, leiblich-geistliche Dienst an Kranken und Sterbenden fand Anerkennung. Versuche, mehr Meditation in der geistlichen Gemeinschaft einzuführen, wehrte der Stifter indes ab: Es werde "im Paradies nicht an Zeit fehlen".

Nach furchtbaren Verlusten bei einer Pestepidemie in Rom wurden die Diener der Kranken 1591 zum Orden erhoben - mit dem zusätzlichen vierten Gelübde, auch in Pestzeiten die Kranken zu pflegen. Die Gemeinschaft erlebte eine stürmische Expansion. Camillo de Lellis, geboren im Sterbejahr Johannes' von Gott, ist mit dem spanischen Heiligen Patron der Kranken, Sterbenden und Pflegeberufe geworden. Seine ganzheitliche Sicht erlebt in Zeiten wuchernder Apparatemedizin neue Aktualität. Heute sind die Kamillianer, gemeinsam mit Ordensfrauen und Laienunterstützern, weltweit tätig.

Von Anselm Verbeek (KNA)

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