"Domradio" mit Goebbels-Propaganda in Verbindung gebracht

Nach Nazivergleich: Erzbistum Köln beurlaubt Kirchenrichter

Veröffentlicht am 25.02.2022 um 18:44 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ Der Kölner Diözesanrichter Gero P. Weishaupt hatte die Berichterstattung des "Domradios" mit NS-Propaganda verglichen. Nun hat ihn Administrator Rolf Steinhäuser vom Dienst suspendiert: Eine solche Ausdrucksweise sei für einen Priester inakzeptabel.

  • Teilen:

Der Übergangsverwalter im Erzbistum Köln, Weihbischof Rolf Steinhäuser, hat Kirchenrichter Gero P. Weishaupt mit sofortiger Wirkung von seinem Dienst beurlaubt. Das teilte das Erzbistum am Freitagabend mit. Damit reagierte der Apostolische Administrator auf einen Kommentar von Weishaupt, mit dem dieser im Sozialen Netzwerk Facebook die Berichterstattung des Domradios durch Verwendung von Begriffen des Nationalsozialismus kritisiert hatte.

Darin hatte Weishaupt einen auf domradio.de eingestellten Artikel mit Nazi-Propaganda verglichen. Wörtlich schrieb er: "eine propagana (!), wie wir sie seit Göbbels (!) kennen". Der Beitrag auf domradio.de, der von der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) stammt, berichtet über die Finanzierung der Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT), ein bedeutendes Projekt von Kardinal Rainer Maria Woelki.

Woelki werde zeitnah informiert

Steinhäuser kritisierte die Ausdrucksweise und die gewählten Vergleiche deutlich und erklärte, sie seien für einen katholischen Priester unangemessen und inakzeptabel. Mit seinen Äußerungen habe Weishaupt dem Erzbistum schweren Schaden zugefügt, deshalb könne er seine Aufgabe als Diözesanrichter nicht mehr fruchtbar ausüben.

Weihbischof Steinhäuser, der Kardinal Rainer Maria Woelki während dessen Auszeit in der Leitung des Erzbistums vertritt, wird den Angaben zufolge den Kardinal zeitnah über seine Entscheidung informieren. Außerdem werde Steinhäuser den Bischof von Roermond, Hendrikus Smeets, in dessen Bistum Weishaupt als Priester inkardiniert ist, in Kenntnis setzen. Weishaupt war von Bischof Smeets für seinen Dienst in Köln vor einigen Jahren freigestellt worden.

Die Äußerungen Weishaupts hatten in Kirchenkreisen und Medien teilweise scharfe Kritik zur Folge. Der Bonner Stadtdechant Wofgang Picken betonte, die Kirche könne sich "solche Niveaulosigkeiten" nicht leisten. Der Kölner Stadtdechant Robert Kleine schrieb auf Twitter: "Der Holocaust und das menschenverachtende mörderische Regime der Nationalsozialisten verbieten jeden Nazi-Vergleich." Weishaupt selbst entschuldigte sich am Mittwoch für seine Aussagen: "Ich erkläre hiermit ausdrücklich, dass ich damit einen völlig unangemessenen Vergleich vorgenommen habe", schrieb er auf Facebook. "Wenn ich durch meine Äußerung Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Domradio beleidigt habe, bitte ich hiermit ausdrücklich um Entschuldigung!" (mal/KNA)