Nach Ankündigung von Schließung der Trappistenabtei Notre-Dame des Neiges

Traditionskloster von Charles de Foucauld bekommt Nachmieterinnen

Veröffentlicht am 29.04.2022 um 12:17 Uhr – Lesedauer: 
Charles Eugene Vicomte de Foucauld mit Kamel und Tuarek.
Bild: © KNA

Paris ‐ Zu Jahresbeginn wurde bekannt, dass die französische Trappistenabtei Notre-Dame des Neiges, schließen muss. Doch der vom Bald-Heiligen Charles de Foucauld mitgeprägte Traditionsort bleibt nun in Ordenshand – wenngleich das Geschlecht wechselt.

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Neue Bewohner für die französische Trappistenabtei Notre-Dame des Neiges in der Region Ardeche. Im August sollen acht Zisterzienserinnen aus Boulaur im Departement Gers den Traditionsort in der Berggemeinde Saint-Laurent-les-Bains neu beleben, wie die Zeitung "La Croix" (online Donnerstag) berichtet. Die verbliebenen zehn Trappisten hatten an Heiligabend beschlossen, das Kloster wegen Nachwuchsmangels aufzugeben. Zwei Brüder waren 2021 gestorben. Die Entscheidung zur Schließung fiel nach mehr als zwei Jahren der Abwägung. Nun kann unter anderem die Bibliothek mit rund 47.000 Bänden vor Ort verbleiben.

Das geistliche Leben von Notre-Dame des Neiges ist mitgeprägt von dem späteren Wüsteneremiten Charles de Foucauld (1858-1916), der am 15. Mai in Rom heiliggesprochen wird. Er lebte 1890 als Novize in der Abtei und ließ sich von dort nach Syrien entsenden; später ging er nach Algerien. Der 1996 ermordete Trappist und Arzt Bruder Luc, Mönch von Tibhirine, verbrachte nach der Unabhängigkeit Algeriens in den 1960er-Jahren mehrere Monate in Notre-Dame des Neiges. 1852 von der Abtei von Aiguebelle gegründet, ist Notre-Dame des Neiges auch für Pilger nach Santiago de Compostela bekannt. Bis September wollen die Brüder nun entscheiden, in welche Abtei sie umziehen wollen.

Die Trappisten, die "Zisterzienser der Strengeren Observanz", gehören zu den strengsten Orden der katholischen Kirche. Seit 1892 bilden sie einen eigenständigen Orden. Ihre Anfänge im französischen La Trappe liegen bereits im 17. Jahrhundert.

Mehr Klöster, weniger Ordensleute

Der benediktinische Reformorden der Zisterzienser ist benannt nach dem 1098 gegründeten Kloster Citeaux bei Dijon. Die Betonung von Handarbeit, Bodenkultur, Rodung und Landwirtschaft gaben dem Orden nicht zuletzt eine große Bedeutung bei der deutschen Ostsiedlung. Dem Geist der Zisterzienser entsprach, ans Ende der Welt zu wandern, um sich in der Zurückgezogenheit der Wildnis ganz Gott zu weihen. Die Arbeit – der Aufbau von Landwirtschaft und Fischereibetrieb –, in der Antike etwas für Sklaven, war für die Zisterzienser ein Weg der Gnade.

Im 17. Jahrhundert beschlossen die Zisterzienser im französischen La Trappe, zu den äußerst strengen Ursprüngen der Gründungszeit zurückzukehren. Zuletzt gab es laut Ordensangaben weltweit rund 100 Männer- und 75 Frauenklöster der Trappisten – was mehr als eine Verdoppelung binnen 75 Jahren bedeutet. Zugleich ging allerdings die Zahl der Ordensleute deutlich zurück auf rund 1.700 Trappisten und 1.550 Trappistinnen weltweit (Stand Ende 2019).

In Deutschland gab es bis 2018 das Männerkloster Mariawald in Heimbach/Eifel. Zwei Frauenklöster, Maria Frieden in Dahlem/Eifel (seit 1952) und Gethsemani im nordpfälzischen Dannenfels (seit 1984), bestehen weiter. Generalabt der Trappisten ist seit Februar 2022 der Niederländer Bernardus Peeters aus der Abtei Koningshoeven. (tmg/KNA)