So ticken die Vatikan-Medien

Auch Reinhard Kardinal Marx aus München wird befragt, des Weiteren der Sprecher des Vatikan, Federico Lombardi, und die Chefredakteurin der deutschen Ausgabe des "Osservatore Romano", Astrid Haas, wie auch der Chef der deutschsprachigen Abteilung von Radio Vatikan, Jesuitenpater Bernd Hagenkord. Und noch einige mehr.
Ihnen allen ist gemeinsam, dass sie nicht nur erkannt haben, dass moderne Medien für die Verkündigung der Frohen Botschaft unerlässlich sind – es muss zu allererst eine eigene, dem Medium angemessene Sprache für das Internet gefunden werden, erst recht bei den sozialen Netzwerken wie Twitter oder Facebook.
Blick auf die Medien des Vatikan
Der Zuschauer wird in dieser rund 45-minütigen Reportage in rascher Bildfolge mit den verschiedenen Aktivitäten der vatikanischen Medien vertraut gemacht: Da sind die Online-Angebote des "Osservatore Romano" und von Radio Vatikan, der eigene Auftritt des Papstes im Netz oder seine Nutzung des iPads, und die Anwendung von Handys als Fotoapparat reicht bis in hohe Klerikerkreise innerhalb des Petersdoms.
Wie ein roter Faden zieht sich durch den Film die Geschichte des elfjährigen Tobias, der den Heiligen Vater zu seiner Erstkommunion nach Echthausen im Sauerland eingeladen hatte. Doch der Papst hatte (überraschend?) keinen Termin frei. Also hat Tobias – ganz konventionell per Briefpost – angeboten, ihn in Rom zu besuchen. Prälat Georg Gänswein, der persönliche Sekretär von Benedikt XVI., war von dieser Initiative so beeindruckt, dass er Tobias wie auch dessen Bruder Sebastian und die Eltern in den Apostolischen Palast einlud. Das vatikanische Fernsehen CTV war dabei, so dass Bilder davon in diesem Film zu sehen waren, der von CTV unterstützt wurde und in Kooperation mit der Katholischen Fernseharbeit (Frankfurt/Main) entstand.
Verkündigungsform Facebook-Gottesdienst
Zum Abschluss ging es in der Reportage um den ersten Facebook (Wort-) Gottesdienst, gefeiert Anfang April dieses Jahres im Maternushaus in Köln. 6.000 User hatten sich in den Livestream eingeklickt, wesentlich mehr, als die Veranstalter um den Chef der Katholischen Fernseharbeit und Leiter des Gottesdienstes, Pfarrer Dietmar Heeg, erwartet hatten. Sie alle konnten sich in die Feier einbringen, durch Anregungen für die Predigt oder Vorschläge für die Fürbitten. Aber ist das wirklich so neu? Wurde zuvor die Frage gestellt, ob die mit Handys klickenden Besucher der Messe im Petersdom eher einen Gottesdienst oder ein Show-Event besuchten, so ließe sich das gleiche auch hier fragen.
So lobenswert die Offenheit des Vatikans gegenüber der digitalen Welt auch ist, die Medien sind lediglich das Etikett. Entscheidend ist, was damit wie transportiert wird. Diese Frage stellte Filmemacherin Angelika Bade nicht, sie lieferte eher eine – durchaus beeindruckende – Bestandsaufnahme, wie das Schiff der katholischen Kirche hier den Kurs zu neuen, noch recht unbekannten Ufern sucht. Die eigentliche Arbeit haben die Verantwortlichen noch vor sich, einige haben das auch verklausuliert zur Sprache gebracht.
Martin Thull/Funkkorrespondenz
Hinweis:
Gottes Wort geht neue Wege. Reportage von Angelika Bade
RTL So 11.11.2012 23.40 bis 0.25 Uhr