Stellvertretende EKD-Ratsvorsitzende sieht "Störpotenzial" in Ökumene

Bischöfin Fehrs: Kardinal Koch gibt Signale, die nicht nur Mut machen

Veröffentlicht am 28.10.2022 um 10:46 Uhr – Lesedauer: 

Bensheim ‐ Wie steht es um die Ökumene zwischen katholischer und evangelischer Kirche? Bischöfin Kirsten Fehrs beklagt, dass Äußerungen des vatikanischen "Ökumene-Ministers" Kurt Koch Signale senden, "die nicht nur Mut machen".

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Die stellvertretende EKD-Ratsvorsitzende Kirsten Fehrs sieht in der Ökumene nach großen Fortschritten der vergangenen Jahrzehnte "aktuell Störpotenzial". Äußerungen des vatikanischen "Ökumene-Ministers", Kardinal Kurt Koch, "senden Signale, die nicht nur Mut machen", bedauerte die Hamburger Bischöfin laut Manuskript am Donnerstagabend in Bensheim bei einer Festveranstaltung zur Gründung des Konfessionskundlichen Instituts vor 75 Jahren.

Kurienkardinal Koch hatte im August gesagt, die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) habe "ihr innerprotestantisches Ökumenemodell entwickelt und neigt nicht selten dazu, es auch in der Beziehung zu uns anzuwenden". Es könne in der Ökumene aber nicht darum gehen, dass man dem Partner etwas aufdrängen wolle.

Gespräch bei ÖRK-Vollversammlung unmöglich

Fehrs verwies zudem auf Spannungen zwischen den orthodoxen Kirchen, wie etwa zwischen der bis Mai zur russischen Orthodoxie gehörenden ukrainisch-orthodoxen Kirche und der Kirchenleitung in Moskau oder zwischen den Patriarchaten von Moskau und Konstantinopel. Diese "Gemengelage" habe ein Gespräch bei der Vollversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK) im September in Karlsruhe unmöglich gemacht, sagte Fehrs: "Verhärtet und bitter, so das Resümee etlicher, die mehr erhofft haben." Zwar habe man in Karlsruhe "eine große Nähe durch Gebet und Feier erlebt", betonte die Theologin. "Andererseits sehen wir uns einer aufgewühlten ökumenischen Landschaft gegenüber, mit vielen inneren Kämpfen und zugleich der Sehnsucht nach Neuanfängen und Versöhnung."

Das Konfessionskundliche Institut wurde auf Betreiben des späteren Kirchenpräsidenten der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Wolfgang Sucker (1905-1968), am 1. November 1947 als wissenschaftliche Arbeitsstätte des Evangelischen Bundes in Bensheim an der Bergstraße gegründet. Heute bearbeiten fünf hauptamtliche und mehrere beratende wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das Themenspektrum der Ökumene und Konfessionskunde, der Konfessionen und Kirchen.

2007 traten neben dem Evangelischen Bund, der seit Gründung des Instituts alleiniger Träger war, die EKD und die Landeskirchen von Hessen und Nassau, der Pfalz und Badens hinzu. Seit 2019 hat sich auch die Evangelische Kirche von Württemberg dem Kuratorium als dem höchsten Aufsichtsgremium des Instituts angeschlossen. (epd)