Zwei Rosen für den emeritierten Papst 

Gespannte Neugier: Wie Rom den Tod Benedikts XVI. erlebte 

Veröffentlicht am 01.01.2023 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Rom ‐ Der emeritierte Papst Benedikt XVI. Stirbt – und in Rom herrscht die übliche Betriebsamkeit. Zur gespannten Neugier kommen zwei Rosen für das verstorbene ehemalige Kirchenoberhaupt. Eindrücke aus der ewigen Stadt. 

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Hunderte Menschen drängeln sich um die Absperrungen am Petersplatz. Kurz zuvor war der Platz geräumt worden – wie seit Tagen angekündigt um 12.30 Uhr. Grund ist nicht etwa der Tod von Benedikt XVI., sondern der Papstgottesdienst zum Jahresabschluss und die damit verbundenen Sicherheitskontrollen. Dutzende Kamerateams rund um den Vatikan sorgen aber für eine alles andere als alltägliche Atmosphäre. 

Der frühere Papst aus Deutschland ist am Samstagmorgen um 9.34 Uhr im Vatikan gestorben. Knapp eine Stunde später, um 10.33 Uhr, informierte Vatikansprecher Matteo Bruni: "Schmerzerfüllt muss ich mitteilen, dass Benedikt XVI., Papst Emeritus, heute um 9:34 Uhr im Kloster Mater Ecclesiae im Vatikan verstorben ist."  

Am vergangenen Mittwoch war der ernste Gesundheitszustand des Ex-Papstes bekannt geworden. An diesem Tag empfing er auch die Krankensalbung; der amtierende Papst besuchte ihn noch einmal. Nach zwei Vatikanmitteilungen zu einem stabileren Gesundheitszustand hatten sich die Journalisten rund um den Petersdom in den vergangenen zwei Tagen zurückgezogen. Seit Samstagmorgen bevölkern sie nun wieder in Scharen die auf den Vatikan zulaufende Via della Conciliazione. 

Menschen sind zufällig auf dem Petersplatz 

In diesem ungewöhnlichen Ambiente versuchen nun also Menschen aus aller Welt, einen Blick auf den Petersdom zu erhaschen. Darunter etwa eine Gruppe Österreicher, die sich eigentlich die Papstbasilika anschauen wollte und nun abwartet, ob auf dem leeren Platz noch etwas passiert. Eine mexikanische Familie im Urlaub hatte vom Tod des ehemaligen Papstes gehört und ist zum Vatikan gekommen. Sie seien ein wenig traurig, erklären sie. Eine Gruppe deutscher Touristen wartet derweil auf den Einlass zur Papstmesse am Nachmittag.

Bild: ©KNA/Severina Bartonitschek

Brandice Allen (l.) und ihre Mutter Sharon mit zwei Rosen für den verstorbenen Benedikt XVI.

Die meisten Menschen sind zufällig vor dem gesperrten Platz gelandet – und nun wegen der vielen Journalisten und des Polizieaufgebots erst mal geblieben. Nicht so Sharon Allen und ihre Tochter Brandice. Die Frauen aus Atlanta in den USA haben zwei Rosen mitgebracht – eine weiße und eine rote. Am Freitag hatten sie von der schweren Erkrankung Benedikts XVI. erfahren, und heute von seinem Tod. Die Blumen wollten sie eigentlich vor dem Petersdom niederlegen und damit ihre Anteilnahme ausdrücken. Als Katholikinnen habe sie der Tod sehr betroffen gemacht, erzählen sie. Nun schauen sie nach einer geeigneten Stelle für die Rosen. 

Vatikansprecher sichtlich betroffen 

Ein paar Menschen habe es schon gegeben, die nach dem weiteren Ablauf rund um Tod und Begräbnis von Benedikt XVI. gefragt hätten, erzählen zwei Schweizergardisten, die den Zugang zum Vatikan bewachen. Die Zahl sei bis zum späten Mittag aber überschaubar gewesen. 

Sichtlich betroffen informierte derweil Vatikansprecher Matteo Bruni die Journalisten über das weitere Vorgehen. Ab Montag werde der emeritierte Papst im Petersdom aufgebahrt, damit sich die Menschen von ihm verabschieden können. Für Donnerstag sei dann die "feierliche, aber einfache" Beisetzung Benedikts XVI. auf dem Petersplatz geplant. Damit werde dem Wunsch des Verstorbenen entsprochen, so Bruni. Zudem sei Benedikt XVI. seit fast zehn Jahren nicht mehr amtierender Papst gewesen; auch deshalb werde es kein klassisches Papstbegräbnis geben. 

Sein Nachfolger Papst Franziskus soll die Totenmesse leiten. Der hat sich bislang nicht geäußert. Auch der päpstliche Twitter-Acount mit seinen neun verschiedenen Sprachprofilen blieb vorerst stumm. Erwartet wird eine Äußerung beim Papstgottesdienst am Abend im Petersdom - der traditionelle Dank für das abgelaufene Jahr. 

Von Severina Bartonitschek (KNA)