Dokument wechselte für 33,5 Millionen Dollar den Besitzer

Eine der ältesten Bibelhandschriften "Codex Sassoon" versteigert

Veröffentlicht am 18.05.2023 um 09:38 Uhr – Lesedauer: 

New York/Jerusalem ‐ Er ist eine der ältesten erhaltenen vollständigen Handschriften, die die ganze hebräische Bibel in einem Buch vereinen. Nun wechselte der "Codex Sassoon" für mehr als 30 Millionen Dollar bei einer Auktion den Besitzer.

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Der mittelalterliche Codex Sassoon ist am Mittwochabend für 33,5 Millionen Dollar vom Auktionshaus Sotheby's versteigert worden.Das bisher in Privatbesitz befindliche Werk wurde von dem jüdischen US-Diplomaten Alfred H. Moses für das "ANU - Museum des Jüdischen Volkes" in Tel Aviv erworben, wo es künftig ausgestellt wird. Mit Steuern und Auktionsgebühren beläuft sich die Kaufsumme auf 38,1 Millionen US-Dollar; dies entspricht rund 35,2 Millionen Euro. Das Werk ist eine der vier wichtigsten Bibelhandschriften der Welt und entstand zum Ende des ersten Jahrtausends.

Das "ANU - Museum des Jüdischen Volkes" teilte am Donnerstag mit, der Codex werde künftig als Teil der Dauerausstellung gezeigt. "Wir werden Botschafter Moses und seiner Familie ewig dafür dankbar sein, dass sie dafür gesorgt haben, dass die am meisten geschätzte, geschichtsträchtigste und vollständigste Bibelausgabe, die existiert, dauerhaft im weltweit größten jüdischen Museum ausgestellt werden kann", erklärte Irina Nevzlin, Vorsitzende des Museumsvorstands.

"Die wichtigste Frage bei dem Verkauf war, ob das Manuskript nach Israel kommt oder nicht", sagte der Kurator des zum Jerusalemer Israel Museum gehörenden "Schrein des Buches", Adolfo Roitman, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). In welcher Institution, sei dabei zweitrangig. Zusammen mit dem in Jerusalem aufbewahrten Codex von Aleppo gebe es nun zwei Einrichtungen in Israel, die im Besitz solch bedeutender Handschriften seien. Es sei gut, dass künftig auch das weltoffene, nicht-religiöse Tel Aviv einen solchen Codex beherberge.

Erste Handschriften mit allen Texten

Der Codex Sassoon und jener von Aleppo sind die ersten Handschriften, bei denen alle Texte der heutigen Bibel in der heute gültigen Form in einem einzigen Buch enthalten sind. Das sei das Ergebnis einer Entwicklung, die mit der Zerstörung des jüdischen Tempels in Jerusalem durch die Römer (70 n. Chr.) und dem Beginn des rabbinischen Judentums begonnen habe, dessen Ziel der Erhalt der Nation und die Stärkung seiner Identität gewesen seien, so Roitman unlängst in einem KNA-Interview. "Die Bibel sollte zum Grundstein des Volkes werden, nach dem es sein Leben ausrichtet. Überall sollte dieselbe Thora gelesen werden."

Im Vergleich zu dem für seine Genauigkeit bekannten Aleppo-Codex falle die Qualität des Codex Sassoon zurück, erklärt Roitman. Gleichzeitig sei die Handschrift mit nur zwölf fehlenden Blättern wesentlich vollständiger als der Codex Aleppo, von dem heute noch 295 der ursprünglich 495 Seiten existieren. Wegen seiner Vollständigkeit und seines Alters sei der Codex Sassoon "ein Schatz". (KNA)