Abschlusskorso nach pandemiebedingten Einschränkungen

40 Jahre Motorradgottesdienst Hamburg: Jubiläum mit unsicherer Zukunft

Veröffentlicht am 10.06.2023 um 12:30 Uhr – Von Kristina Tesch (epd) – Lesedauer: 

Hamburg ‐ Er ist eine Institution: Der Hamburger Motorradgottesdienst feiert in diesem Jahr sein 40. Jubiläum. Noch einmal mit Pastor Lars Lemke, dem gelben Segensband, aber auch mit der Frage nach dem Klima und der Zukunft des "Mogo".

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"Da ist ganz viel 'Spirit' hinter", sagt Dieter Fleckenstein. Am 11. Juni feiert der Hamburger Motorradgottesdienst (Mogo) sein 40. Jubiläum – "mit schönem Wetter", sagt der ehrenamtliche Projektleiter, "das haben wir gebucht". Traditionell versammeln sich die Bikerinnen und Biker rund um die Hauptkirche St. Michaelis. Es werde Musik im und aus dem Michel geben, Buden mit Crêpes und Bratwurst sowie Infostände vom Allgemeinen Deutschen Automobil-Club (ADAC) oder dem Präventionsteam der Hamburger Polizei.

Zentral ist und bleibt der Gottesdienst mit dem Gedenken an die Verstorbenen und dem Segen, auch wenn es derzeit keinen "Mogo-Pastor" gibt. Lars Lemke ist seit November 2022 Gemeindepastor in der Waldkirche in Timmendorfer Strand im Kirchenkreis Ostholstein. Trotzdem sei er auf dem Weg zum Jubiläum "eine seelische Begleitung" gewesen, sagt Fleckenstein. "Und ja, er wird den Gottesdienst lenken und leiten und ja, er wird auch nach dem Gottesdienst mit uns gemeinsam nach Buchholz in der Nordheide den Korso anführen." Der nach den pandemiebedingten Einschränkungen erstmals wieder stattfindet.

Veranstaltung aufgrund des Klimawandels "ernsthaft hinterfragen"

Wenngleich der Mogo in Hamburg mit seinem Korso eine lange Tradition habe, müsse eine "solche fossil angetriebene Veranstaltung" vor dem Hintergrund des Klimawandels einmal "ernsthaft hinterfragt" werden, sagt Jonas Voß vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu) Hamburg. Es sei ein guter und wichtiger Schritt, dass die Verantwortlichen mit dem Umwelt- und Klimaschutzbüro der Nordkirche zusammenarbeiten und mit einem Stand vor Ort den Dialog suchen.

Erzbischof Schick nennt 10 Gebote für Motorradfahrer

In der Sommerluft auf dem Motorrad über die Landstraße gleiten: das kann für eingefleischte Biker ein himmlisches Vergnügen sein – wenn sie sich an diese Regeln von Erzbischof Ludwig Schick halten.

Das Thema Klimaschutz sei beim Mogo-Team und bei vielen Motorradfahrerinnen und -fahrern auch privat schon lange präsent, sagt Fleckenstein. Spätestens seit 2002 finde er "den Dialog darüber" auch in den Mogo-Unterlagen. Und auch der Nabu geht davon aus: "Selbst, wenn jede und jeder einzelne Motorradfahrende sein oder ihr Motorrad zukünftig stehen lässt, dann haben wir das Klima immer noch nicht gerettet oder das Artensterben aufgehalten." Es seien eine gesamtgesellschaftliche Verabredung und daraus resultierende politische Vorgaben notwendig, die die Bewahrung der Schöpfung ermöglichten.

Mehr als 200 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer machten das Jubiläum möglich, sagt Fleckenstein. Er vergleiche das Mogo-Team gern mit einem Bienenstock. "Einer legt los, dann werden es bis zum Fest immer mehr Ehrenamtliche, und nach dem Segen, dem Honig, wird es wieder ruhiger." Doch im kommenden Jahr seien dann alle wieder da.

Bis zu 40.000 Menschen in der Spitze

1984 hat der damalige Polizei-Pastor Reinhold Hintze mit einer kleinen Schar von Motorradfahrern und Freunden den Motorradgottesdienst ins Leben gerufen, erinnert sich Fleckenstein. "Das waren kleine Ausfahrten, irgendwann war das dann mal eine größere Anzahl, dann hat man sich vor den Toren des Michel getroffen." Ende der 1990er Jahre sei dann ein größeres Team für die Organisation nötig gewesen, da sich immer Menschen für den Mogo begeisterten. In der Spitze hätten dann zwischen 35.000 und 40.000 Menschen am Mogo teilgenommen – "aber das sind unbestätigte Zahlen", sagt Fleckenstein.

Jetzt wird erst mal das Jubiläum gefeiert, aber wie es dann mit dem Mogo Hamburg weitergeht, steht in den Sternen. "Das ist eine Frage, die wir nach dem 11. Juni diskutieren werden", sagt Fleckenstein. Für ihn stehe fest, dass er weitermachen würde und auch in Gesprächen mit Partnern und Behörden gehe es immer wieder darum, wie Dinge im kommenden Jahr gestaltet werden könnten. Und auch für das Team der Helferinnen und Helfer sei klar: "Es wird ein nächstes Mal geben." Infrage stehe aber, ob die evangelische Nordkirche den Mogo "überhaupt noch will", sagt Fleckenstein. Bisher habe es keine klare Aussage zur Zukunft gegeben. "Diskutiert haben wir, das Ergebnis bisher ist aber Schweigen."

Von Kristina Tesch (epd)