Koptischer Papst leidet unter Gesichtslähmung
Der koptische Papst Tawadros II. hat sich mit weiteren Details zu seiner Erkrankung geäußert. Nach einem anstrengenden Programm in den vergangenen Monaten habe er eine auf einen Virus zurückzuführende Gesichtslähmung ausgebildet, sagte der Papst gegenüber ägyptischen Medien. "Hitze und Klimaanlagen während Terminen sowie der extreme Stress haben zu einem Aufflammen eines Herpes-simplex-Virus in meinem Gesicht geführt", so Tawadros. Sein Zustand erfordere medizinische Begleitung und tägliche therapeutische Anwendungen und völlige Ruhe ohne Anstrengung. "Die Ärzte betonen immer, dass es am Stress liegt", so der Papst weiter.
Laut dem Sprecher des Papstes handelt es sich bei der Krankheit um eine idiopathische Fazialisparese (Bell'sche Parese), eine Hirnnervenerkrankung. Diese Form der Gesichtslähmung wird regelmäßig durch lokale Reaktivierung einer Infektion mit dem Herpes-simplex-Virus hervorgerufen und ist sehr schmerzhaft. Eine endgültige Heilung ist bisher nicht möglich, die Symptome klingen aber in der Regel innerhalb von wenigen Wochen bis zu einem halben Jahr wieder ab. Vor zwei Wochen ging die koptische Kirche noch davon aus, dass Tawadros II. innerhalb kürzerer Zeit wieder einsatzfähig sei und er während seiner Genesung zumindest Besucher empfangen könnte. Medien hatten bereits in der Vergangenheit über gesundheitliche Probleme von Tawadros II. berichtet. Unter anderem leidet der Papst unter Diabetes und Rückenproblemen.
Erste Symptome nach aufreibendem Mai mit Papstbesuch im Vatikan
Die vergangenen Wochen waren durch Termine für Tawadros II. besonders anstrengend: Neben einer einwöchigen Tagung der Synode der Koptisch-Orthodoxen Kirche standen die feierlichen Gottesdienste zum Fest des Einzugs der heiligen Familie in Ägypten am 1. Juni und das Pfingstfest am 4. Juni an. Mitte Mai hatte Papst Franziskus Papst Tawadros II. im Vatikan empfangen, um den 50. Gedenktag der ersten Begegnung zwischen einem Bischof von Rom und einem koptisch-orthodoxen Patriarchen zu begehen. Bei dem Treffen im Jahr 1973 hatten die Päpste Paul VI. (1963–1978) und Schenuda III. (1971–2012) nach Jahrhunderten erfolgloser Gespräche eine Übereinkunft über einen grundlegenden theologischen Konsens der seit dem fünften Jahrhundert getrennten Kirchen erzielt.
Die Koptisch-Orthodoxe Kirche ist die altorientalische Kirche Ägyptens. Zu ihr gehören zwischen fünf und zehn Millionen Gläubige im Land selbst und einigen weiteren Ländern. An ihrer Spitze steht der Papst von Alexandrien und Patriarch des Stuhls des heiligen Markus, wie sein vollständiger Titel lautet. Tawadros II. gilt als 117. Nachfolger des Apostels. Sitz der koptischen Kirche ist Kairo. (fxn)
