Luisa Maurer über das Sonntagsevangelium

In "Berg-Momenten" mit Weitsicht auf das Leben blicken

Veröffentlicht am 05.08.2023 um 12:15 Uhr – Lesedauer: 
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Trier ‐ In ihrem Urlaub schaut Luisa Maurer von einem italienischen Berg hinunter auf die Welt. Dieser Moment des Innehaltens und des Weitblicks ist auch für Jesus und seine Jünger wichtig. Denn irgendwann geht es runter vom Berg und zurück in den Alltag.

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Was eine Aussicht! Weite Felder, kleine Dörfer, grüne Wälder und das blaue Meer. Ich schaue von einem kleinen italienischen Dorf in den Abruzzen auf die Welt hinunter. Fresagrandinaria befindet sich auf einem Berg, von dem aus man den besten Überblick hat. Mit diesem Ort verbindet mich eine besondere Geschichte. Ich komme immer wieder gerne hier her zurück. Nicht nur weil ich die italienische Küche, das Meer und die Berge der Abruzzen so liebe. Hier darf ich auch immer wieder den Glauben, die Gastfreundschaft und die Herzlichkeit der Menschen erleben. Mit etwa 1.300 Kilometer Abstand von zu Hause kann ich hier zur Ruhe kommen, aus meinem Alltag ausbrechen und ganz viel Weitblick genießen. Hier habe ich das Gefühl, jedes Mal neu zu lernen, worauf es im Leben ankommt und was mir Halt und Kraft gibt.

Vielleicht geht es Jesus genau darum, wenn er mit seinen Jüngern auf einen Berg steigt. Mitten in seinem Alltag, hält er inne, besteigt diesen Berg. Dort verschafft er sich selbst und auch den Jüngern einen Überblick. Sie lernen hier, in diesem Moment des Innehaltens und des Weitblicks, was wirklich wichtig ist. Mitten in ihrem Alltag betet Jesus auf diesem Berg, er wird hell erleuchtet, ihnen als das Licht offenbart. Im Gespräch mit Mose und Elija steht Jesus vor ihnen. Sie hören die Stimme Gottes, der ihnen sagt: "Dies ist mein geliebter Sohn, […] auf ihn sollt ihr hören."

Nach dieser Erfahrung müssen die Jünger und muss Jesus zurück zu den Herausforderungen des Alltags. Sie bleiben nicht auf dem Berg, können dieses Erlebnis nicht festhalten. Petrus versucht, den Moment und Jesus selbst festzuhalten. Doch es geht zurück, runter vom Berg, hin zu all den Herausforderungen, die dort auf sie warten. Und die sind nicht ungefährlich – ja sogar lebensgefährlich. Ihr Weg wird sie unmittelbar nach Jerusalem führen, wo Leid, Tod und Trauer sie erwarten. Jesus und die Jünger müssen vom Berg runter und sich all dem stellen. Aber sie sind durch die Erfahrung auf dem Berg gestärkt. Sie durften erfahren, dass dieser Jesus, dieser Gott ihnen Licht, Kraft und Orientierung gibt.

Auch ich werde diesen Berg in Italien wieder verlassen müssen, zurück in meinen Alltag. Dort gibt es für mich persönlich gerade viele Fragezeichen und Herausforderungen. Für mich ist es nicht zuletzt mein Glaube, die Begegnungen mit Menschen und Gott, die ich in "Berg-Momenten" wie diesem machen darf, die mir dafür Kraft geben. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen gesegneten Sonntag, Orte und Momente, die Ihnen zeigen, was Halt und Orientierung für Ihren Alltag gibt. Vielleicht haben Sie ja auch, wie ich, ein Fresagrandinaria!

Evangelium nach Matthäus (Mt 17,1-9)

In jener Zeit nahm Jesus Petrus, Jakobus und dessen Bruder Johannes beiseite und führte sie auf einen hohen Berg. Und er wurde vor ihnen verwandelt; sein Gesicht leuchtete wie die Sonne und seine Kleider wurden weiß wie das Licht.

Und siehe, es erschienen ihnen Mose und Elíja und redeten mit Jesus. Und Petrus antwortete und sagte zu Jesus: Herr, es ist gut, dass wir hier sind. Wenn du willst, werde ich hier drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elíja. Noch während er redete, siehe, eine leuchtende Wolke überschattete sie und siehe, eine Stimme erscholl aus der Wolke: Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe; auf ihn sollt ihr hören.

Als die Jünger das hörten, warfen sie sich mit dem Gesicht zu Boden und fürchteten sich sehr. Da trat Jesus zu ihnen, fasste sie an und sagte: Steht auf und fürchtet euch nicht! Und als sie aufblickten, sahen sie niemanden außer Jesus allein. Während sie den Berg hinabstiegen, gebot ihnen Jesus: Erzählt niemandem von dem, was ihr gesehen habt, bis der Menschensohn von den Toten auferweckt ist!

Die Autorin

Luisa Maurer arbeitet als Pastoralassistentin im Bistum Trier und ist mit den Themenschwerpunkten Jugendarbeit, Firmvorbereitung und Beerdigungsdienst eingesetzt.

Ausgelegt!

Wie für jeden Tag gibt es in der Kirche auch für jeden Sonntagsgottesdienst ein spezielles Evangelium. Um sich auf die Messe vorzubereiten oder zur Nachbereitung bietet katholisch.de "Ausgelegt!" an. Darin können Sie die jeweilige Textstelle aus dem Leben Jesu und einen Impuls lesen. Diese kurzen Sonntagsimpulse schreibt ein Pool aus Ordensleuten und Priestern für uns.