Trennung von Mitarbeiter im Haus Altenberg wegen Regenbogenfahne?

Nach Entlassung: BDKJ weist Vorwurf der Queerfeindlichkeit zurück

Veröffentlicht am 19.09.2023 um 12:04 Uhr – Lesedauer: 

Odenthal ‐ Ein Mitarbeiter der Jugendbildungsstätte Haus Altenberg behauptete gegenüber einer Zeitung, dass man sich wegen des Aufhängens einer Regenbogenfahne von ihm getrennt habe. Der BDKJ ist einer der Träger des Hauses – und nahm nun dazu Stellung.

  • Teilen:

Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) sieht Vorwürfe der Queerfeindlichkeit gegenüber der Jugendbildungsstätte Haus Altenberg im Anschluss an die Trennung von einem Mitarbeiter als nicht stichhaltig an. Man stelle fest, dass die in Medien erhobenen Vorwürfe haltlos seien, und stelle sich gleichzeitig hinter das Handeln des Vorstands der Jugendbildungsstätte zur Beendigung der Zusammenarbeit, heißt es in einer am Montag veröffentlichten Stellungnahme des BDKJ-Bundesvorstands. Die BDKJ-Bundesstelle ist einer der Träger des Hauses Altenberg.

Der Kölner Stadt-Anzeiger hatte vor einigen Tagen berichtet, dass sich das Haus Altenberg von einem 23-jährigen Mitarbeiter getrennt habe, weil dieser bei einem Abendimpuls in der Kapelle eine Regenbogenfahne "als Zeichen der Toleranz" aufgehängt habe. Er habe als Honorarkraft im Team der Einrichtung gearbeitet und Schülergruppen bei sogenannten Tagen religiöser Orientierung begleitet. Vor einigen Monaten habe er der Hausleitung vorgeschlagen, eine Regenbogenfahne als Zeichen des Willkommens aufzuhängen. Dies sei von der Geschäftsführung und der Teamleiterin jedoch mit dem Verweis abgelehnt worden, dass politischer Aktionismus unerwünscht sei. Einige Wochen später habe er bei Orientierungstagen eine Schulklasse aus der Mittelstufe betreut. Im Vorgespräch habe ihn eine Lehrerin darüber informiert, dass dort ein schwuler Schüler gemobbt werde. Die Jugendlichen, denen das Mobbing vorgeworfen wurde, hätten ihr Verhalten mit ihrem Katholizismus begründet. Nach der Entscheidung der Geschäftsführung, sich von ihm zu trennen, seien Gesprächsversuche mit der ihm vorgesetzten Referentin gescheitert, so der 23-Jährge gegenüber der Zeitung.

"Erschüttert von diesem Vorwurf"

Nach Veröffentlichung des Artikels sei das Haus Altenberg bezichtigt worden, queerfeindlich gehandelt zu haben, so der BDKJ weiter. Wörtlich heißt es in der Stellungnahme: "Der BDKJ-Bundesvorstand war erschüttert von diesem Vorwurf, denn der BDKJ steht für Vielfalt, Toleranz, Offenheit, Mitbestimmung und stellt sich gegen jegliche Form von Menschenfeindlichkeit, Homophobie und Queerfeindlichkeit." Der BDKJ betont, dass er in den vergangenen Tagen im Kontakt mit dem Haus Altenberg versucht habe, Klarheit über die Geschehnisse zu erlangen. Dabei verweist er auf eine Erklärung zu den Vorwürfen, die der Hausvorstand nach einer außerordentlichen Mitgliederversammlung veröffentliche, an der auch Vertreter des Jugenddachverbands teilgenommen hätten. Man setze sich weiterhin dafür ein, dass das Haus ein sicherer und diskriminierungsfreier Ort für alle jungen Menschen ist. Gleichzeitig ruft der Bundesvorstand Personen, die andere Erfahrungen gemacht haben, dazu auf, sich zu melden. Die konkreten Gründe der Trennung von dem Mitarbeiter wurden nicht genannt.

In der am Donnerstag publizierten Stellungnahme teilte der Vorstand des Vereins Haus Altenberg mit, dass der im Artikel geschilderte Sachverhalt "verheerend" klinge, jedoch "in weiten und insbesondere entscheidenden Teilen nicht wahr" sei. Das Haus habe sich von keinem Mitarbeiter wegen der Regenbogenfahne getrennt und verbiete ihre Verwendung nicht. Man wende sich gegen jede Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit und dulde keine entsprechenden Einstellungen oder Handlungen. Zudem werde das Bildungsangebot der Tage religiöser Orientierung nach "höchsten fachlich-pädagogischen Standards" gestaltet und in der Themenauswahl strikt teilnehmerorientiert angelegt. Eine Themensetzung durch das Haus oder die Teamer erfolge nicht. Als Gründungsort katholischer Jugendverbände sei Haus Altenberg ein Ort des offenen Diskurses. "Niemals käme es uns in den Sinn, in die dafür erforderlichen und damit verbundenen freiheitlich-demokratischen Prozesse einzugreifen oder Einfluss auf dieselben zu nehmen", so der Vorstand wörtlich.

Die Jugendbildungsstätte Haus Altenberg liegt auf dem Gelände eines ehemaligen Zisterzienserklosters in Altenberg (Gemeinde Odenthal). Der BDKJ ist seit seiner Gründung eng mit dem Haus verbunden: Die BDKJ-Hauptversammlung, das höchste beschlussfassende Gremium, findet dort einmal jährlich statt. (mal)