Vom Ordensdikasterium eingesetzte Oberin abgewiesen

Karmelitinnen trotzen weiterhin Vatikan-Anweisungen

Veröffentlicht am 24.05.2024 um 10:31 Uhr – Lesedauer: 

Arlington ‐ Der Klosterstreit in Arlington spitzt sich weiter zu, nachdem der Vatikan die Durchsuchung des Karmels gebilligt hat. Die Nonnen pochen auf ihre Unabhängigkeit, stellen sich gegen die von Rom eingesetzte Oberin – und berufen sich dabei auf den Papst.

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Die Karmelitinnen von Arlington stellen sich weiterhin gegen die Anweisungen des Vatikans zur Leitung ihres Klosters im US-Bundesstaat Texas. Die Nonnen weisen die am Mittwoch veröffentlichten Dekrete zurück, mit denen das vatikanische Ordensdikasterium Aufsichtsmaßnahmen von Diözesanbischof Michael Olson gebilligt hatte. Dies geht aus einer am Donnerstag veröffentlichten Stellungnahme des Klosters hervor. Das Dikasterium hatte lediglich die Entlassung der Priorin aus dem Orden durch den Bischof nicht gebilligt. Die ihr zur Last gelegten Verstöße gegen das Keuschheitsgebot sind nach Ansicht der Behörde keine kanonischen Straftaten und damit kein Grund für eine Entlassung.

Die Nonnen begrüßten, dass das Dikasterium die Entlassung von Mutter Teresa Agnes aus dem Orden abgewiesen hat: "Es ist an der Zeit, dass sich Bischof Olson öffentlich und persönlich bei uns für diese missbräuchliche Maßnahme entschuldigt, die nun vom Heiligen Stuhl öffentlich als solche anerkannt wurde."

Dekrete des Vatikans zurückgewiesen

Ansonsten weisen die Nonnen aber die Vatikan-Dekrete zurück und bezeichnen die vom Dikasterium gebilligte Durchsuchung des Klosters und die Befragung und Verwarnung der Nonnen weiterhin als "von vornherein fehlerhaft", da sie durch Drohung und unter Verletzung von Grundrechten der Schwestern ausgeführt worden seien. "Es ist empörend, dass medizinische Beweise, die belegen, dass diese Anschuldigungen völlig unbegründet und erfunden sind, vom Heiligen Stuhl ignoriert wurden", so die Stellungnahme. Das angebliche Geständnis der Priorin ist nach Darstellung der Schwestern unter Medikamenteneinfluss erfolgt; die Nonne war während der Zeit der Untersuchung durch den Diözesanbischof in medizinischer Behandlung.

Verwundert zeigen sich die Schwestern darüber, dass die Entscheidungen bereits Mitte März im Vatikan beraten wurden, die auf den 30. April datierenden Dekrete ihnen aber erst jetzt bekannt gemacht wurden. "Wir können nur spekulieren, dass einige der Verantwortlichen hofften, sich nicht mit unseren Rekursen befassen zu müssen und dass diese Probleme unter den Teppich gekehrt werden könnten", mutmaßen die Schwestern.

Von Rom eingesetzte Oberin abgewiesen

Aus der Stellungnahme geht auch hervor, dass die Klostergemeinschaft weiterhin nicht die Autorität der Vorsitzenden der Karmelitinnen-Assoziation Christ-König akzeptiert. Der Vatikan hatte der Vorsitzenden, Mutter Marie von der Inkarnation, die Leitung des Klosters übertragen. Laut der Erklärung habe Mutter Marie am Mittwoch das Kloster in Arlington betreten wollen. Die Nonnen hätten das nicht zugelassen und sie auch am Donnerstag noch einmal abgewiesen. In einer am Mittwoch veröffentlichten Stellungnahme hatte die Oberin noch gehofft, dass die Schwestern selbst die beste Quelle für die notwendige Umkehr seien, die es brauche, um den Frieden in der Gemeinschaft nach einem ereignisreichen Jahr wiederherzustellen.

Mutter Teresa Agnes Gerlach in einem Rollstuhl im Karmel
Bild: ©Arlington Carmel (Archivbild)

Mutter Teresa Agnes Gerlach ist Oberin der Arlingtoner Karmelitinnen und wurde von Bischof Michael Olson ihres Amts enthoben und aus dem Orden entlassen. Ihr wird der Bruch ihres Keuschheitsgelübdes vorgeworfen. Ein angebliches Geständnis ist nach Angaben der schwerkranken Schwester unter Medikamenteneinfluss erfolgt.

Die Schwestern betonen, dass sie weiterhin jeden Versuch einer Übernahme ihres Klosters oder seines Vermögens zurückweisen: "Wir halten uns fest an die Weisung unserer heiligen Mutter St. Teresa, dass jedes Kloster in seiner Selbstverwaltung und seinem Leben autonom bleibt, einschließlich der Wahl seiner Oberen aus den eigenen Mitgliedern. Wir sind erstaunt, dass in der heutigen Zeit sogar einige Mitglieder des Heiligen Stuhls selbst sich weigern, der Anleitung unseres Heiligen Vaters, Papst Franziskus, bezüglich der Würde und des Respekts für Frauen zu folgen."

Verfahrener Konflikt

Der Streit um das Kloster und seine Oberin schwelt seit Monaten. Die Oberin soll einen Verstoß gegen ihr Keuschheitsgelübde eingestanden haben. Daraufhin ließ der Bischof den Karmel durchsuchen, um Beweismittel sicherzustellen. Der Streit wurde Mitte Mai vergangenen Jahres bekannt, nachdem sich die Schwestern an die Öffentlichkeit gewandt hatten, um über eine Klage gegen die Durchsuchung und Beschlagnahmung in ihrem Kloster zu informieren. Im Juli wies das angerufene staatliche Gericht die Klage zurück, die Polizei stellte Ermittlungen aufgrund einer Anzeige des Bistums wegen angeblichem Drogenmissbrauch im Kloster ein. Olson hielt die Vorwürfe gegen die Oberin trotz der Proteste der Nonnen weiterhin aufrecht. Eine erneute Klage der Nonnen vor einem staatlichen Gericht wurde von den Schwestern zurückgezogen.

Die Unbeschuhten Karmelitinnen sind ein Orden päpstlichen Rechts, unterstehen also grundsätzlich nicht dem Diözesanbischof. Da der Arlingtoner Karmel nicht Teil einer Ordens-Föderation ist, stehen dem Ortsbischof aber besondere Vollmachten in der Aufsicht zu. (fxn)