Es gebe "zu viel Schwuchtelei" in Priesterseminaren

Skandal um mutmaßlich homophobe Worte von Papst Franziskus

Veröffentlicht am 28.05.2024 um 08:56 Uhr – Lesedauer: 

Rom ‐ "Wer bin ich, sie zu verurteilen?" Mit diesen Worten ermutigte Papst Franziskus einst homosexuelle Katholiken. Nun sorgt er mit einer kolportierten Ausage über Schwule in der Priesterausbildung für Empörung.

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Worte von Papst Franziskus gegen die Zulassung "aktiver" Homosexueller zur Priesterausbildung haben in Italien eine Debatte in Medien und Sozialen Netzwerken ausgelöst. Wie die Leitmedien "La Repubblica" und "Corriere della Sera" (online) sowie die TV-Nachrichten des Kanals "La Sette" (Montagabend) berichteten, sprach sich der Papst vergangene Woche bei einem nicht öffentlichen Treffen mit rund 200 italienischen Bischöfen im Vatikan gegen eine Aufnahme "aktiver" homosexueller Männer in die Priesterseminare des Landes aus.

Zur Begründung soll er gesagt haben, dass es dort ohnehin schon "zu viel Schwuchtelei" gebe. Der vom Papst dabei angeblich verwendete Begriff "froci" entspricht in etwa dem deutschen Begriff "Schwuchteln" und wird in Italien meist als abwertend empfunden; im Sprachgebrauch der Hauptstadt Rom wird er aber auch oft umgangssprachlich und nicht zwingend pejorativ verwandt.

Die Worte des Papstes wurden offenbar von einigen Teilnehmern des Bischofstreffens an Medien durchgestochen. Auch der Rom-Korrespondent der vom Jesuitenorden herausgegebenen und zumeist papstfreundlichen Zeitschrift "America" berichtete am Montagabend unter Berufung auf Ohrenzeugen darüber.

Katholischen Richtlinien entsprechend

Auf der Sachebene entspricht die Ablehnung "aktiver" Homosexueller in der Priesterausbildung der geltenden Richtlinie der katholischen Kirche in dieser Frage. Die Norm wurde 2005 unter Benedikt XVI. festgeschrieben und zuletzt 2016 von Franziskus bestätigt.

Italiens Bischöfe hatten angesichts rückläufiger Eintritte in den meisten Priesterseminaren des Landes sowie angesichts eines veränderten gesellschaftlichen Klimas gegenüber Homosexuellen über eine flexiblere Handhabung dieser Richtlinien debattiert. Zu dieser Debatte hat sich nun offenbar der Papst negativ geäußert. Weder der Vatikan noch Italiens Bischofskonferenz gaben am Montagabend Stellungnahmen zum Thema ab. (KNA)