Die Benediktiner haben in Bayern seit jeher eine große Bedeutung

"Gottsuche in allen Dingen"

Veröffentlicht am 02.08.2015 um 13:30 Uhr – Von Martin Glaab – Lesedauer: 
Benediktiner in der Abtei Münsterschwarzach beim Gebet.
Bild: © KNA
Orden

Bonn ‐ Wer an Benediktiner und Bayern denkt, bei dem entsteht oft eine klischeehafte Bilderwelt: stattliche Mönche mit einem Krug mit Klosterbier in der Hand. Doch so ganz stimmt diese Annahme nicht. Immerhin haben sie sich ihrem Ordensgründer Benedikt von Nursia verschrieben.

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Wer an Benediktiner und Bayern denkt, bei dem entsteht oft eine klischeehafte Bilderwelt: stattliche Mönche im schwarzen Habit, einen Krug mit gutem selbstgebrauten Klosterbier in der Hand, eins mit sich, dem lieben Gott und weiß-blauen Heimat. Doch mit Bierkrug trifft man die Ordensleute eher selten an. Schließlich haben sie sich, ganz in der Tradition ihres Ordensgründers Benedikt von Nursia, ganz der "Gottsuche in allen Dingen" verschrieben.

So engagieren sich die Benediktiner in den verschiedensten Bereichen - je nachdem, welche Aufgabe einem Kloster im buchstäblichen Sinne "vor die Füße" gelegt worden ist. Das beginnt bei der Seelsorge in Pfarreien und Wallfahrtsorten, reicht über einen weitgespannten Einsatz in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen, ökonomisch und nachhaltig ausgerichteten Wirtschaftsbetrieben bis hin zum karitativen Einsatz für Menschen am Rand der Gesellschaft, wie zum Beispiel die Obdachlosenhilfe der Benediktiner von Sankt Bonifaz in München

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Video: © steyl medien e.V.

Ora et labora. Gemeinsam Beten und gemeinsam Arbeiten. Der Heilige Benedikt von Nursia war überzeugt: Christsein verwirklicht sich nicht alleine, sondern nur in Gemeinschaft. Ein Porträt des Gründers der Benediktiner.

So sehr die Benediktiner nicht aus der Geschichte Bayerns wegzudenken sind, so wenig hat Benedikt von Nursia als Person historische Spuren hinterlassen. Einzig Papst Gregor d. Gr. (+604) hat über das Leben Benedikts berichtet, im 594 entstandenen zweiten Buch der Dialoge. Benedikt wird um 480 im Nursia (Norcia) geboren. Er bricht das Studium in Rom ab und zieht sich in die Einsamkeit von Subiaco zurück. Schüler sammeln sich um ihn. Papst Gregor beschreibt ihn als Mensch, der "schon seit seiner Kindheit das Herz eines alten Mannes besaß" und Lebensweisheit durch immer neue Erfahrung erlangt. Um 528 baut er mit einer Gruppe seiner Mönche auf einen Hügel bei Casinum (Montecassino) zwischen Rom und Neapel ein Kloster. Nach der Überlieferung stirbt er an einem 21. März entweder 547 oder zwischen 550 und 560.

"Ora et labora" als Lebensmotto

Seine Regel ist die Grundlage benediktinischen Lebens. Ihre erste Quelle ist die Heilige Schrift, für Benedikt lebendiges Wort Gottes, das - täglich vernommen - dem Gottsucher Weisung und Hoffnung schenkt. In den 73 Kapiteln geht es um Gebet, menschliches Miteinander, Arbeit und Heilwerden in Gemeinschaft. Ziel des Ordenslebens ist es, frei zu sein für die Suche nach Gott. Grundlage ist das mehrmalige tägliche Gebet in der Gemeinschaft, Lesung in der Bibel, in Werken geistlicher Schriftsteller und die Handarbeit ("ora et labora").

Von den Benediktinern (die Abkürzung OSB steht für "Ordo Sancti Benedicti" - Orden des heiligen Benedikt) leben heute weltweit etwa 8.000 Mönche in rund 340 Klöstern und rund 16.000 Nonnen und Schwestern in etwa 840 Klöstern. In Deutschland gibt es 34 Benediktiner- und 27 Benediktinerinnenklöster beziehungsweise -abteien. Die weltweit 20 Zusammenschlüsse (Kongregationen) der autonomen Klöster sind föderal geprägt. Bayerns Benediktiner haben sich in der Bayerischen Benediktinerkongregation zusammengeschlossen. Den Kongregationen steht jeweils ein Abtpräses vor. Die Kongregationen bilden die "Benediktinische Konföderation". Ihr Repräsentant ist der Abtprimas in Rom.

Bild: © vieraugen/fotolia.com

Benediktinerkloster Weltenburg in Niederbayern.

Benediktiner stützen ihr Zusammenleben auf die Heilige Schrift, die Regel und die Satzungen der jeweiligen Kongregation. Sie haben die Treue zur Regel immer verbunden mit dem Blick für die Zeichen der Zeit. So sorgten sie nicht nur mit für die Ausbreitung des Evangeliums in Europa, sondern prägten auch die europäische Kulturlandschaft. Benediktiner waren oft wichtige theologische und kulturelle Lehrer. Ihre Klöster waren nicht nur Orte des Gebetes, sondern auch der Wissenschaft, Kunst und der Kultivierung der Landschaft. So bewahrten die Benediktiner antike naturwissenschaftliche und philosophische Texte für die Entwicklung Europas.

Gehorsam und Wertschätzung

Wer sich entscheidet, in einer klösterlichen Gemeinschaft Gott zu suchen, legt Gelübde ab. Die Gelübde geben Zeugnis von der Verbundenheit mit der klösterlichen Gemeinschaft auf dem gemeinsamen Weg der Gottsuche. Der Mönch verspricht, Beständigkeit und Treue zur benediktinischen Lebensform und zur klösterlichen Gemeinschaft. Er gelobt, sich auf Wesentliches zu konzentrieren, sich ständig um Bekehrung zu mühen und persönlich besitz- und ehelos zu leben. Schließlich übt er die benediktinische Grundhaltungen: Hören und Gehorsam. Für Benedikt heißt Mönchsein auf den Ruf Gottes hören und ihm antworten. Gegenseitiger Gehorsam und gegenseitige Wertschätzung sind unverzichtbare Elemente der gemeinsamen Gottsuche.

Die Leitung eines Klosters liegt in der Hand des Abtes. Er dient der Einheit der klösterlichen Gemeinschaft. An den Dienst des Abtes stellt Benedikt hohe Ansprüche, unter anderem die Barmherzigkeit (RB 64). Der Abt "wisse, dass er mehr helfen als herrschen soll" und "er suche, mehr geliebt als gefürchtet zu werden". Hören auf den Rat der Brüder (RB 3,13): "Tue alles mit Rat, dann brauchst Du nach der Tat nichts zu bereuen." Ein wichtiges "Führungskriterium" ist die Gabe der discretio, der "weisen Unterscheidung", beziehungsweise das rechte Maß. Der Abt muss auf der einen Seite der Individualität der Mönche sowie deren Bedürfnissen gerecht werden (RB 64,19), deren Anregungen hören und sie dann berücksichtigen. Auf der anderen Seite hat er aber ebenso das Wohl der gesamten Klostergemeinschaft im Blick zu behalten, auf das hin die Fähigkeiten und Begabungen der einzelnen Mönche hingeordnet werden sollen.

Zur Person

Martin Glaab ist Pressesprecher des bayerischen Benediktinerkloster Andechs.
Von Martin Glaab