Redemptoristinnen wollen jetzt mehr über ihren wertvollen Fund wissen

Ordensfrauen haben Schuh von Papst Pius IX. im Kloster entdeckt

Veröffentlicht am 09.02.2025 um 00:01 Uhr – Von Madeleine Spendier – Lesedauer: 

Lauterach ‐ In einer Kiste am Dachboden ihres Klosters haben Ordensfrauen Gegenstände von Papst Pius IX. gefunden. So zumindest steht es auf dem beigelegten Schreiben. Jetzt möchte die klösterliche Gemeinschaft in Lauterach mehr dazu wissen – und der zweite Papstschuh wird auch noch gesucht.

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"Dieses Käppchen ist von Papst Pius IX. aus dem Jahr 1873." Das steht auf dem kleinen Zettel, den Schwester Alena Diabolkova in einer Kiste auf dem Dachboden ihres Klosters in Lauterach gefunden hat. In der Kiste lagen ein weißes Scheitelkäppchen, ein sogenannter Pileolus, und ein roter Papstschuh. "Es war wirklich eine Überraschung, als wir diese Gegenstände entdeckt haben", erinnert sich Schwester Maria Sidorova. Die 38-jährige Ordensfrau lebt gemeinsam mit Schwester Alena und drei weiteren Redemptoristinnen im Sankt-Josef-Kloster im österreichischen Vorarlberg. Schwester Maria und Schwester Alena kommen ursprünglich aus der Slowakei. Die beiden sind stolz auf ihren wertvollen Fund im Kloster. Wie genau, von wem und warum die päpstlichen Utensilien im Kloster landeten, wissen die Ordensfrauen bislang nicht. Weil Papst Pius IX., der im 19. Jahrhundert lebte, damals den Heiligen Josef zum Schutzpatron der Kirche erklärt hat, könnte es einen Zusammenhang zwischen ihm und ihrem Sankt-Josef-Kloster geben, vermutet die Ordensfrau.

Die päpstlichen Gegenstände hat die Ordensgemeinschaft jetzt in ihrem klostereigenen Museum ausgestellt. Zu diesem Zweck wurde das ehemalige Sprechzimmer umgebaut, in dem sich ursprünglich ein Gitter zwischen den Schwestern und den Besuchern befand, als Zeichen der Klausur. "Ich finde es schön, dass unser Museum nun an dem Ort untergebracht ist, an dem die Schwestern früher ihre Gäste empfingen und deren Sorgen und Anliegen mit ins Gebet nahmen", erklärt Schwester Maria. 

Erst kürzlich haben die Vorarlberger Redemptoristinnen ihr 120-jähriges Bestehen gefeiert. Zu dem feierlichen Gottesdienst kam auch der Vorarlberger Bischof Benno Elbs. Bei der Feier haben die Ordensfrauen weitere Informationen über den roten Papstschuh herausgefunden. Denn zu der Feier kamen auch Dominikanerinnen aus Vorarlberg. Schwestern dieser Gemeinschaft lebten früher in dem Sankt-Josef-Kloster in Lauterach. Dort hatten sie ein Mädcheninternat betrieben. Im Jahr 1904 verließen die Dominikanerinnen das Kloster und gründeten das neue Kloster Marienberg in Bregenz. Die heutige Oberin dieser Gemeinschaft wusste von der Kiste mit den päpstlichen Utensilien in Lauterach. "Sie hat uns erzählt, dass diese Kiste beim Umzug von den Schwestern damals wohl vergessen wurde", berichtet Schwester Maria.

Bild: ©Sankt-Josef-Kloster Lauterach

Der Vorarlberger Bischof Benno Elbs vor den ausgestellten päpstlichen Fundstücken im Klostermuseum der Lauteracher Redemptoristinnen.

"Jetzt haben die Schwestern uns das alles geschenkt", freut sich die Redemptoristin. "Wir dürfen die wertvollen Schätze behalten". Doch woher die Stücke genau stammen, wussten die Dominikanerinnen aus Bregenz vorerst selbst nicht. Vielleicht lässt sich dazu noch mehr in der Klosterchronik der Dominikanerinnen herausfinden. Inzwischen gibt es einige Theorien. So hat sich vor einiger Zeit bei den Redemptoristinnen in Lauterach ein Priester gemeldet, der meinte, dass ein früherer Bischof, gebürtig aus Vorarlberg, am Ersten Vatikanischen Konzil in Rom teilgenommen hatte und diese Gegenstände als Geschenke aus Rom mitgebracht haben könnte. Bestätigt ist das allerdings nicht. Auch könnte Papst Pius IX. selbst einmal das Kloster in Lauterach besucht oder zumindest dort übernachtet haben. Es gibt noch andere Erklärungen für den Verbleib der päpstlichen Gegenstände im Sankt-Josef-Kloster, aber noch keine handfeste Lösung. Daher suchen die Redemptoristinnen in Lauterach nach Experten, die dabei helfen könnten, die Fundstücke zu überprüfen und auszuwerten. Auch der zweite rote Schuh von Pius IX. fehlt bislang noch. Es gäbe zwar in anderen Museen ähnliche Papstschuhe, doch der genau passende aus rotem Samt ist bisher nicht gefunden worden, erzählt Schwester Maria.

Das Museum im Kloster Sankt Josef in Lauterach kann an zwei Tagen in der Woche besucht werden. Neben dem Scheitelkäppchen und dem Schuh von Papst Pius IX. ist dort auch ein kleines Zettelchen mit der originalgetreuen Unterschrift des Papstes zu sehen. Daneben gibt es noch andere Gegenstände zu besichtigen, die die Geschichte des Frauenordens dokumentieren. "Wir wollen im Museum zeigen, wie unsere Schwestern früher gelebt haben", erklärt die 38-jährige Ordensfrau. Zu sehen sind etwa Messbücher, alte Gebetsbücher, Hostienstanzen, eine kleine Nachbildung der Nonnenzelle und sogar eine Dornenkrone. "So eine Krone bekamen unsere Mitschwestern früher bei ihrer feierlichen Einkleidung auf den Kopf gesetzt", weiß Schwester Maria. Dieses Einkleidungsritual sollte an die Passion Jesu erinnern. Ihre beiden ältesten Mitschwestern, das sind Schwester Seraphica und Schwester Theresia, haben das noch so erlebt. "Viele Formen haben sich im Laufe der Zeit geändert, und das ist gut so", bemerkt die Ordensfrau. "Unser Redemptoristinnen ist es wichtig, Christus, dem Erlöser, nachzufolgen, sein lebendiges Gedächtnis zu sein und ein freudiges Zeugnis seiner Liebe in der heutigen Welt abzulegen", erklärt sie deren Ordenscharisma. Weltweit gibt es rund 400 Redemptoristinnen in einigen europäischen Gemeinschaften sowie in Asien und Afrika.

Bild: ©Sankt-Josefkloster Lauterach

Im Kloster Sankt Josef in Lauterach wohnen fünf Redemptoristinnen. Zwei davon sind über 90 Jahre alt. Die anderen drei sind gebürtig aus der Slowakei. Charakteristisch für die Gemeinschaft ist das rote Ordenskleid.

Die Redemptoristinnen in Lauterach tragen ein rotes Ordenskleid, dazu einen schwarzen Schleier und weiße Schuhe. Bei Hochfesten zusätzlich einen blauen Mantel. "Das rote Kleid erinnert uns an die Liebe Jesu und an sein Leiden am Kreuz", erklärt Schwester Maria. Sie lebt gemeinsam mit ihren Mitschwestern ein kontemplatives Leben und verlässt das Kloster nur selten. "Mit Gott allein zu sein, gute Beziehungen in der Gemeinschaft zu haben und für die Menschen da zu sein, das gehört für uns zusammen", betont die Ordensfrau. Sieben Mal am Tag beten die Schwestern zusammen das Stundengebet und nehmen so "die Welt mit ins Gebet." Täglich feiert ein Priester der Diözese Feldkirch mit der Gemeinschaft einen Gottesdienst. "Ein Geschenk", fügt die Redemptoristin hinzu.

Kloster in Lauterach sollte geschlossen werden

Neben einem Gästehaus betreiben die Schwestern in Lauterach noch eine Hostienbäckerei. Gemeinsam mit Ehrenamtlichen werden im Sankt-Josef-Kloster bis zu vier Millionen Hostien im Jahr gebacken. Kirchengemeinden in Österreich, Deutschland, der Schweiz und in Slowenien sind Kunden. Diese ermöglichen dem Kloster ein regelmäßiges Einkommen. Die Schwestern leben "von Gottes Vorsehung und der Großzügigkeit guter Menschen", also von Spenden, wie es die 38-Jährige ausdrückt.

Erst 2019 kamen Schwester Maria und Schwester Alena, die die Oberin der Gemeinschaft ist, nach Lauterach. Davor lebten sie in einem anderen Konvent des Ordens in Dublin. Das Kloster in Vorarlberg stand damals kurz vor der Schließung. Es wurde Unterstützung gesucht. "Wir haben den Schritt gewagt, hierher zu kommen", erinnert sich Schwester Maria. "Es war kein einfacher Weg, aber Gott hat uns geführt und tut dies weiterhin", ist sie überzeugt. Zur Gemeinschaft gehören neben Schwester Maria und Schwester Alena noch zwei betagte Ordensfrauen. Eine ist 93 und die andere 94 Jahre alt. Diese seien besonders "lieb, bei guter Gesundheit und würden immer noch gerne in der Küche und im Garten mithelfen, wo sie ihr ganzes Leben lang gearbeitet haben", freut sich Schwester Maria. Sie lerne viel von ihren ältesten Mitschwestern, insbesondere von ihrem Gebetsleben und deren "Bereitschaft zu dienen". Noch eine weitere Schwester aus der Slowakei gehört zu den Lauteracher Redemptoristinnen. Für die Schwestern ist sie eine große Bereicherung, sie hatte der Gemeinschaft schon vorher ausgefolfen. "Über weitere Schwestern aus dem deutschsprachigen Raum würden wir uns freuen", sagt Schwester Maria. Sie vertraue darauf, dass Gott dem Lauteracher Kloster eine gute Zukunft schenken werde. Immer wieder würde Gott Menschen zu einem  Leben in Ordensgemeinschaften rufen. Und sie würde sich darüber freuen, wenn sie mehr über den Papstschuh und das Scheitelkäppchen herausfinden könnte. Jetzt aber müsse sie in die Küche, denn das Mittagessen für ihre Mitschwestern wartet.  

Von Madeleine Spendier