Gedenktag: 9. August

Edith Stein: Jüdin, Christin, Heilige

Veröffentlicht am 28.02.2015 um 22:50 Uhr – Von Helmut S. Ruppert (KNA) – Lesedauer: 
Edith Stein (1891 - 1942 im KZ Auschwitz-Birkenau) war eine deutsche Philosophin, Nonne und Märtyrin der katholischen Kirche.
Bild: © KNA

Bonn ‐ Ihr Leben war Zeugnis eines unbeirrt gelebten Glaubens. Als geborene Jüdin und entschiedene Christin überwand Edith Stein Grenzen und wurde als erste Katholikin jüdischer Abstammung von Papst Johannes Paul II. heiliggesprochen.

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Am 12. Oktober 1891 wurde Edith Stein in einer jüdischen Familie im schlesischen Breslau geboren. Ihr Studium - Philosophie, Geschichte, Germanistik und Psychologie - schloss sie 1916 in Freiburg mit der Promotion zum Doktor der Philosophie ab. Die angestrebte Hochschullaufbahn blieb ihr allerdings trotz ihrer wissenschaftlichen Leistungen verwehrt - zunächst, weil sie eine Frau, später, weil sie eine Jüdin war.

Begegnung mit Christen

Die Begegnung mit überzeugten Christen in ihrem Freundeskreis und die auf einer Zugfahrt verschlungene Biografie der heiligen Teresa von Avila ließen sie sich der katholischen Kirche zuwenden. Am Neujahrstag 1922 empfing Edith Stein in Bad Bergzabern das Sakrament der Taufe, einen Monat später in Speyer die Firmung. Dort, im Schatten des Kaiserdoms, nahm sie eine Tätigkeit als Lehrerin an den Schulen der Dominikanerinnen von St. Magdalena auf.

„Wer die Wahrheit sucht, der sucht Gott, ob es ihm klar ist oder nicht.“

—  Zitat: Edith Stein

1932 folgte sie einem Ruf des Deutschen Instituts für wissenschaftliche Pädagogik in Münster, wo sie allerdings schon im Februar 1933 ihre letzte Vorlesung hielt. Inzwischen hatte in Deutschland Hitler die Macht übernommen, und Juden durften nicht mehr lehren und unterrichten. Edith Stein nutzte diese für sie eigentlich bittere Entwicklung zu dem nunmehr endgültigen Schritt in die Totalhingabe an Gott durch Eintritt ins Kloster: Im Oktober 1933 trat sie in Köln als Postulantin bei den Unbeschuhten Karmelitinnen ein und trug fortan den Ordensnamen "Teresia Benedicta a Cruce".

Edith Stein: Wache Beobachterin

Auch im Kloster setzte Edith Stein ihre wissenschaftliche Tätigkeit fort. Nach dem landesweiten Judenpogrom in der Reichspogromnacht vom 9. November 1938 beschloss sie, in dem Karmel von Echt, einem kleinen niederländischen Städtchen unweit der deutschen Grenze, Zuflucht zu suchen - nicht zuletzt, um ihre Kölner Mitschwestern nicht durch ihre Anwesenheit zu gefährden.

Gedenktag: 9. August

Patronin von Europa

Als getaufte Jüdin hätte sie dort wahrscheinlich überleben können. Doch die Gestapo hatte den öffentlichen Protest der niederländischen Bischöfe gegen die Judenverfolgung durch die deutschen Besatzer zu einer Racheaktion genutzt und nun auch alle ehemals jüdischen Katholiken verhaftet und der Vernichtungsmaschinerie überantwortet: Am 2. August 1942 wurde Edith Stein zusammen mit ihrer Schwester Rosa, die ebenfalls im Kloster Echt Zuflucht gefunden hatte, von zwei SS-Leuten abgeholt und über Westerbork nach Auschwitz gebracht.

Im Todeszug nach Auschwitz

Die für Viehtransporte gebauten fensterlosen, unbeheizten und zugigen Waggons des Todeszuges waren mit Gefangenen so vollgepfercht, dass bei der mehrtägigen Fahrt nicht einmal Platz zum Sitzen blieb. Am 9. August traf der Zug in Auschwitz-Birkenau, dem größten aller Nazi-Vernichtungslager, ein. Die Deportierten wurden gleich nach Ankunft des Zuges an der Rampe durch ein Wäldchen zum sogenannten Weißen Haus geführt, einem ehemaligen kleinen Bauernhaus, das von der SS zur Gaskammer umgebaut worden war. Dort wurden sie mit Zyklon B qualvoll erstickt - darunter Edith Stein.

Viele Jahrzehnte später, am 1. Oktober 1999, rief der Papst sie zusammen mit Katharina von Siena und Birgitta von Schweden zur Patronin Europas aus. Ihr reiches wissenschaftliches und spirituelles Erbe verwaltet und pflegt die Edith-Stein-Gesellschaft Deutschland . Menschen aller Konfessionen schätzen ihre geistige Haltung, die sie selbst einmal auf die knappe Formel brachte: "Wer die Wahrheit sucht, der sucht Gott, ob es ihm klar ist oder nicht."

Von Helmut S. Ruppert (KNA)