"Wertvolle Unterstützung für die Soldatinnen und Soldaten"

Wehrbeauftragte Högl hebt Bedeutung der Militärseelsorge hervor

Veröffentlicht am 11.03.2025 um 13:16 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ Die Wehrbeauftragte des Bundestags betont die Bedeutung der Militärseelsorge. Dies belegt ihren Angaben zufolge auch eine neue Umfrage unter Soldaten. Unbefriedigend bleibe das weiterhin fehlende Seelsorgeangebot für muslimische Soldaten.

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Die Wehrbeauftragte des Bundestags, Eva Högl (SPD), hat die Bedeutung der Militärseelsorge für die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr hervorgehoben. "Wie bislang in den Auslandseinsätzen bieten die Militärseelsorgerinnen und Militärseelsorger auch im Hinblick auf die Landes- und Bündnisverteidigung den Soldatinnen und Soldaten wertvolle Unterstützung", heißt es im Jahresbericht 2024 der Beauftragten, der am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Sie habe sich in zahlreichen persönlichen Begegnungen einen Eindruck davon verschaffen können, wie wichtig die Angebote der Militärseelsorge für die Soldatinnen und Soldaten seien. "Für ihre engagierte Arbeit gebührt allen Angehörigen der evangelischen, katholischen sowie jüdischen Militärseelsorge Anerkennung und Respekt", heißt es im Bericht wörtlich.

Die Militärseelsorge könne wesentlich zur Vermittlung bei Konflikten und zur Stärkung der Kameradschaft oder dem Teambuilding beitragen. "Zentrale Bedeutung hat dabei auch die Verschwiegenheitspflicht der Militärseelsorgerinnen und Militärseelsorger." Als "äußerst gelungenes Beispiel für die Bedeutung der Militärseelsorge" nennt der Bericht einen im vergangenen Advent live im ZDF übertragenen evangelischen Gottesdienst aus dem litauischen Rukla, dem Standort der im Aufbau befindlichen Kampfbrigade der Bundeswehr in dem Land. "Durch das Format gelang es in einzigartiger Weise, einen Militärgottesdienst der breiten Öffentlichkeit zuhause in Deutschland zugänglich zu machen sowie kurz vor den Feiertagen ein Band zwischen den im Ausland dienenden Soldatinnen und Soldaten und ihren Angehörigen in der Heimat zu knüpfen."

Umfrage: Große Mehrheit der Soldaten sieht Seelsorge positiv

Die Wehrbeauftragte nennt in dem Bericht zudem erste Ergebnisse einer Umfrage des Sozialwissenschaftlichen Instituts der Evangelischen Kirche in Deutschland sowie des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr zum Thema "Militärseelsorge und Religion aus Sicht der Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr". Demnach hätten von fast 25.000 zufällig ausgewählten Soldatinnen und Soldaten 91 Prozent die Präsenz der Militärseelsorge in der Bundeswehr gutgeheißen – im Auslandseinsatz sogar 95 Prozent. 52 Prozent hätten bereits Angebote der Seelsorge in Anspruch genommen, darunter viele, die sich nicht dem christlichen Glauben zugehörig fühlten. "75 Prozent bewerteten ihre persönlichen Erfahrungen mit Militärseelsorgerinnen und Militärseelsorgern positiv oder eher positiv."

Soldaten der deutschen Bundeswehr stehen in Aufstellung zum Appell.
Bild: ©Thaut Images/Fotolia.com (Symbolbild)

Erstmals seit mehr als 100 Jahren hat 2024 wieder ein Militärrabbiner deutsche Streitkräfte in einen Einsatz begleitet.

Positiv bewertet der Bericht auch den weiteren Ausbau der Jüdischen Militärseelsorge. Erstmals seit mehr als 100 Jahren habe 2024 wieder ein Militärrabbiner deutsche Streitkräfte in einen Einsatz begleitet. Auch im Operativen Führungskommando der Bundeswehr habe erstmals ein Militärrabbiner seinen Dienst angetreten. In den deutschen Streitkräften hatte es zuvor zuletzt während des Kaiserreichs und im Ersten Weltkrieg Militärrabbiner im Einsatz gegeben. 2020 hatte der Bundestag beschlossen, Militärrabbiner für die Soldaten jüdischen Glaubens einzuführen. Derzeit, so Högl in ihrem Bericht, bestünden allerdings noch Probleme bei der Besetzung der Rabbinerstellen sowie mit Blick auf die Tagessätze bei Dienstreisen. Diese seien zu niedrig bemessen, um die Kosten für den Kauf koscherer Verpflegung abzudecken.

Unbefriedigend bleibt laut dem Bericht weiterhin das noch fehlende seelsorgerische Betreuungsangebot für die rund 3.000 Soldatinnen und Soldaten muslimischen Glaubens in der Bundeswehr. "Immerhin hat das Verteidigungsministerium im Berichtsjahr zumindest die Vorbereitung zur Einrichtung eines solchen Angebotes vorangetrieben", heißt es im Jahresbericht. Das Ministerium plane aktuell, die Muslimische Militärseelsorge noch in diesem Jahr einzuführen.

Seelsorgeangebot für Muslime "schnellstmöglich umsetzen"

Die bisherigen Verzögerungen und Schwierigkeiten resultierten aus dem Umstand, dass keine Dachorganisation der islamischen Glaubensrichtungen zur Verfügung stehe, mit der ein Staatsvertrag geschlossen werden könne. Das Ministerium beabsichtige daher, die seelsorgerische Betreuung über Dienstleistungsverträge mit geeigneten Seelsorgerinnen und Seelsorgern oder Imaminnen und Imamen zu organisieren. Um einen vergleichbaren Standard bei der seelsorgerischen Qualifizierung zu gewährleisten, solle zugleich ein Kooperationsvertrag mit einer anerkannten Bildungseinrichtung abgeschlossen werden. "Da die Soldatinnen und Soldaten muslimischen Glaubens schon seit Jahren auf eine eigene Militärseelsorge warten, gilt es diese guten Absichten schnellstmöglich umzusetzen."

Nach dem Soldatengesetz haben alle Soldatinnen und Soldaten Anspruch auf Seelsorge und ungestörte Religionsausübung. Bislang leisten in der Bundeswehr die evangelische und die katholische Kirche sowie die jüdische Gemeinschaft eine vertraglich vereinbarte Militärseelsorge. Militärseelsorgerinnen und Militärseelsorger beraten zudem zu ethischen Fragen und leiten vielerorts den sogenannten Lebenskundlichen Unterricht, der die Soldaten dazu befähigen soll, verantwortungsbewusst und moralisch zu handeln. Die Militärseelsorge wird vom Staat finanziert und organisiert, die Kirchen und Religionsgemeinschaften sind für die Inhalte verantwortlich und stellen auch die Seelsorger. Im Einsatz tragen die Geistlichen militärische Schutzkleidung, mit einem religiösen Symbol wie dem Kreuz statt eines Dienstgradabzeichens. (stz)