Bentz: Zukunft der Theologie nicht nur an staatlichen Fakultäten

Der Paderborner Erzbischof Udo Markus Bentz warnt davor, bei der Frage nach der Zukunft der akademischen Theologie nur auf die staatlichen Universitäten zu schauen. Die Pluralität kirchlicher wie staatlicher Standorte sei notwendig, sagte er in einem in der Zeitschrift "Theologie und Glaube" veröffentlichten Interview zur Zukunft der Theologie-Ausbildung am Standort Paderborn. "Der Monopolanspruch, der hier und da von manchen Vertretern der Theologie an staatlichen Fakultäten formuliert wird, dient mehr dem eigenen Systemerhalt, als dass er 'in re' fundiert wäre", so Bentz weiter. Als Erzbischof von Paderborn ist er Großkanzler der Theologischen Fakultät Paderborn, einer staatlich anerkannten, 1614 gegründeten Hochschule in Trägerschaft des Erzbischöflichen Stuhls.
Bentz rechnet damit, dass die Zahl der Theologiestudierenden noch weiter zurückgehen wird. Dadurch steige der Druck auf staatliche wie kirchliche Fakultäten. Jede theologische Fakultät lebe nicht nur von den Lehrenden, sondern auch von den Lernenden und Studierenden: "Und hier liegt ja unser ganz großes Problem: Im Transformationsprozess von Kirche mit all den offenen Baustellen, angesichts des zahlenmäßigen Rückgangs der Mitglieder, der schwindenden Relevanz der Kirche in der Gesellschaft mit all dem, was dazugehört, lassen sich immer schwerer junge Menschen begeistern, Theologie zu studieren."
Fragestellungen junger Menschen wichtige Ressource für Theologie
Theologisches Forschen werde gerade durch Fragestellungen angetrieben, die die junge Generation bewegten. Daher müsse man mit Blick auf die Zukunft der Theologie auch über den Tellerrand des Faches blicken und nicht nur die Lernenden an der eigenen Fakultät in den Blick nehmen: "Welche Felder erschließen wir uns in Bereichen der Kultur, der Kunst, der Geschichte, der Musik, der Medizin? Wo sind da theologierelevante Felder? Welche Kooperationen braucht es, um sich solche Felder zu erschließen?" Die Entwicklung neuer Studiengänge sei dafür aber kein Allheilmittel, auch wenn man damit Studierendenzahlen stabilisieren und neue Themenfelder erschließen könne. Es gehe auch um die Standortsicherung des klassischen Theologiestudiums.
Für Bentz zeichnen drei Aspekte die wissenschaftliche Theologie aus. Erstens brauche es eine möglichst eng vernetzte gemeinsame Ausbildung aller kirchlicher Berufe: "Nicht das 'Schmoren im eigenen Saft' der jeweiligen Berufsgruppen, sondern das Zusammenwirken mit eigenem klaren Profil ist zukunftsweisend." Zweitens komme es auf Interdisziplinarität an: "Ein weiteres Kennzeichen einer wissenschaftlichen Theologie, die im Heute verortet ist, zeigt sich in der Diskursfähigkeit und einer konkreten Kooperationspraxis mit anderen geistes- und naturwissenschaftlichen Disziplinen einer Universität." Schließlich brauche es eine Förderung wissenschaftlicher Forschung. "Dazu gehört auch die Bereitschaft und Kompetenz, wissenschaftlich-theologische 'Dienstleistung' zu konkreten Erfordernissen in Kirche und Gesellschaft zu erbringen", so Bentz. Theologie sei nie nur "L’art pour l’art", "Kunst um der Kunst willen". (fxn)