Fünfte Vollversammlung der Diözesansynode in Trier zu Ende

"Alter Wein in alten Säcken"

Veröffentlicht am 07.09.2015 um 15:26 Uhr – Von Oliver Buchholz – Lesedauer: 
Teilnehmer der Synode / Synodale im Gespräch. Eine Diözesansynode ist eine Versammlung von Klerikern und Laien eines katholischen Bistums, die den Bischof im Hinblick auf von ihm vorgelegte Themen berät.
Bild: © KNA
Bistum Trier

Trier ‐ Gute Atmosphäre und kontroverse Diskussionen: Am Wochenende fand in Saarbrücken die fünfte Vollversammlung der Trierer Bistumssynode statt. Oliver Buchholz war als Synodaler mit dabei und berichtet über seine Eindrücke.

  • Teilen:

Wie missionarisch wollen wir sein? Wie können wir besser diakonisch wirken? Wie wollen wir unsere Pfarreien neu ordnen? An welchen Orten lernen wir unseren Glauben leben? Zu all diesen Fragen lagen konkret ausgearbeitete Vorschläge der sogenannten Sachkommissionen vor. Doch es kam alles anders: Die Tagesordnung wurde mehrfach in Frage gestellt und Bischof Ackermann äußerte überraschend Bedenken, ob die Empfehlungen in der jetzigen Form schon bereit zur Abstimmung seien. Schlussabstimmungen sollte es nun doch noch nicht geben. Trotz grundsätzlich guter Stimmung heizten angebliche technische Probleme die Gemüter zusätzlich auf.

Hoffnungsvolle Stimmung

Doch der Reihe nach. Beim Eingangslied, das die rund 220 Synodalen gemeinsam sangen, spürte ich noch die Tragweite, die diese Versammlung erreichen könnte:  "Unterwegs in eine neue Welt" lautete der passende Titel. Und Generalvikar Georg Bätzing machte noch einmal unmissverständlich  klar: "Wir beginnen heute mit dem Ernst – es geht ums Ganze des Bistums". Wir Synodalen sollten "scharf stellen", um nach knapp zwei Jahren Diskussionen endlich maßgebliche Weichen für die Zukunft unserer Diözese stellen. Doch schon der erste Antrag zum Zeit- und Arbeitsplan wurde stundenlang heftig diskutiert mit dem Ergebnis, dass wir vielleicht doch noch nicht so "scharf stellen" würden. Vorerst sollte es nur Probeabstimmungen über die insgesamt über 100 Empfehlungen der Sachkommissionen geben. Ich war enttäuscht, dass wir nun doch ohne konkrete Entscheidungen nach Hause fahren.

Der zweite Tag begann in hoffnungsvoller Stimmung mit einem Gottesdienst. Im Anschluss ergriff Bischof Ackermann das Wort und rief dazu auf, mehr Flüchtlingsunterkünfte zur Verfügung zu stellen. Er kündigte zudem an, den Bistumsetat für Flüchtlingshilfe aufzustocken. Endlich hatte dieses Thema auch die Synode erreicht!

Player wird geladen ...
Video: © katholisch.de

Katholisch.de dokumentiert den Beginn der Trierer Synode - inklusive der Eröffnungsrede von Bischof Ackermann.

Nach diesem Aufruf ging es dann endlich an die inhaltliche Beratung. Wir Synodalen diskutierten angeregt mit und hörten uns die Argumente der Sachkommissionen ("Missionarisch sein", "Diakonisch sein", "Zukunft der Pfarrei" und "Den Glauben an vielen Orten leben lernen") genau an. Nach ausführlichen Beratungen stand die erste Probeabstimmung an. Dafür  standen die bereits erprobten Abstimmungsgeräte zur Verfügung, und so machten wir uns voller Tatendrang daran, sie zu bedienen. Aber ziemlich schnell trat Ernüchterung ein: "Die Geräte funktionieren nicht" rief ein Mitsynodaler. Nachdem dieser Vorwurf geprüft wurde, stand fest: Nicht die Geräte funktionieren nicht, sondern es lag an den Synodalen und Moderatoren, die es nicht schafften, die Apparate zu bedienen.

Die Synodalen ließen sich die gute Atmosphäre trotz  solcher unnötigen Nebenschauplätze nicht verderben: Nach den aufreibenden Stunden am Vormittag folgte beim Mittagsgebet eines meiner Highlights dieser Versammlung. Vorbereitet wurde das Gebet von einer Synodalen, die im Rollstuhl sitzt, und ihrem Pfleger. "Wir wollen mit euch beten, singen und tanzen, wie wir das in unserer Einrichtung tun." Zunächst ging ein Stöhnen durch die Menge, dass sich schnell in Begeisterung bei allen auflösen sollte: Wir sangen "Gottes Liebe ist so wunderbar" mit Klatschen, Bewegungen und allem, was dazu gehörte. Alle machten mit. Für mich war das das schönste Mittagsgebet, das wir je hatten, weil man zum ersten Mal die Freude am Glauben bei allen sehen und hören konnte.

Wie geht es mit der Synode weiter?

Überhaupt gab es in den beiden Tagen viele Gelegenheiten zum Schmunzeln. Da war etwa der nicht ganz ernst gemeinte Vorschlag eines Synodalen, das Bistum müsse Fingernagelstudios betreiben, weil sich die Leute dort eine Stunde nicht wehren könnten und man diese Zeit zur Mission nutzen müsste. Auch der doppeldeutige Satz eines Jesuiten: "In vielen alten Säcken steckt viel alter Wein" kam gut an.

Zur Person

Oliver Buchholz ist Theologiestudent in Trier und für die Malteser-Jugend Mitglied der Trierer Diözesansynode. Zur Zeit absolviert er ein Studienpraktikum bei katholisch.de.

Entsprechend beeindruckt von den Beratungen und der Arbeit der Sachkommissionen zeigte sich auch Bischof Stefan Ackermann. Dass er trotzdem Vorbehalte äußerte, ob die Synode tatsächlich schon so weit sei, Beschlüsse zu fassen, enttäuschte nicht wenige Teilnehmer. Sein Statement am Samstagabend stellte den Wendepunkt der Beratungen dar: Es entbrannten heftige Diskussionen, ob wir schon in der Lage seien, Schlussabstimmungen vornehmen zu können oder ob wir nicht vielleicht doch eine zusätzliche Vollversammlung bräuchten. Die Erregtheit war in der Synodenaula deutlich spürbar, überall wurde darüber geredet. Ich fragte mich, ob der Bischof und die Synode kurz vor dem Ziel doch noch kalte Füße bekommen hatten.

So stand der Sonntag unter der Überschrift "Wie geht’s mit der Synode weiter?". Es wurde heftig und emotional debattiert. Die einen warfen dem geschäftsführenden Ausschuss, der die Versammlungen vorbereitet, vor, nicht ordentlich zu arbeiten. Andere waren sich sicher, dass durch den Bischof der Heilige Geist persönlich gesprochen habe. Vor allem ging es darum, wie das Endergebnis der Synode aussehen soll. Die Diskussion nahm teilweise chaotische Züge an. "Wir müssen die krummbucklige Verwandtschaft ‚Struktur‘ und ‚Organisation‘ wieder hier rein lassen!" verlangte eine Synodale nach zahllosen Beiträgen und etlichen Anträgen an die Geschäftsordnung.

Synode in Trier; Menschen und Bischof bei gemütlichem Beisammensein
Bild: ©Bistum Trier

Auch der gemütliche Teil kommt nicht zu kurz: Bischof Stephan Ackermann unterhält sich bei einer früheren Vollversammlung mit jungen Synodalen. Der Autor dieses Berichts, Oliver Buchholz, sitzt rechts von ihm.

Schließlich wurde der Vorschlag des Bischofs angenommen, eine Redaktionskommission zu bilden, die aus den einzelnen Handlungsempfehlungen einen einheitlichen Text formen und dabei die kontroversen Punkte herausarbeiten sollte. Einige Mauschelpausen waren nötig, um weitere konkrete Vorschläge für die Zukunft der Synode vorzulegen und zu beschließen: Die Synode sollte um ein halbes Jahr verlängert werden.

Auf der einen Seite freue ich mich auf eine weitere Vollversammlung, weil die 280 Synodalen sich mittlerweile gut untereinander verstehen und die Beratungen immer auf hohem Niveau sind. Auf der anderen Seite macht sich auch bei mir Unmut breit, immer noch keine klaren Ergebnisse zu haben.

Letztendlich spürte ich aber, dass das beschlossene Vorgehen einige Gemüter beruhigte. Es wurde mir klar, dass es dem Bistum nicht dient, wenn wir Beschlüsse über das Knie brechen. Schließlich setzt die Synode maßgebliche und historische Strukturen fest. Die Anzahl der Pfarreien von 900 auf 60 zu verringern, ist schließlich keine Kleinigkeit. Es war ein aufregendes Hin und Her im Saarbrücker E-Werk, in dem dann vielleicht doch der Heilige Geist tätig war, um vorschnelle Entschlüsse zu verhindern. In seinem Schlussstatement kam der Bischof zu dem Schluss: "Synode scheint Spaß zu machen". So ist es. Ich freue mich auf die nächste Vollversammlung im Dezember in Trier.

Von Oliver Buchholz