Ex-Priester ist nun freier Redner – "Bin jetzt viel mehr Seelsorger"

Nach einem Vierteljahrhundert am Altar machte sich Matthias Fischer (Jahrgang 1972) vor zwei Jahren selbstständig – und spricht heute vor ganz anderem Publikum. "Ich habe noch zu keinem Augenblick meine Entscheidung bereut", schreibt der freie christliche Redner nun im Magazin "Gemeinde creativ", das vom Landeskomitee der Katholiken in Bayern herausgegeben wird.
Ansässig im mittelfränkischen Merkendorf, hat Fischer nach eigenem Bekunden seit August 2023 fast 150 Trauerfeiern und acht Trauungen als Redner begleitet. In dem Magazinbeitrag bilanziert er seine Erfahrungen. Demnach ist nur ein Bruchteil seiner Kunden aus der Kirche ausgetreten. Die meisten wünschten sich bei einem Begräbnis religiöse Elemente wie das Vaterunser, einen Segen, andere Gebete oder biblische Texte.
"Hatte selten so intensive Gespräche"
"Die Gespräche mit den Angehörigen der Verstorbenen waren immer beeindruckend", schreibt Fischer. "In den fast 25 Jahren als Priester hatte ich selten so intensive und persönliche Gespräche." Als christlicher freier Redner könne er mehr Seelsorger sein und näher am Menschen arbeiten.
"Immer wieder bemerkenswert" findet der Selbstständige die Musikwünsche der Angehörigen. Dabei handle es sich oft um Lieblingslieder der Verstorbenen, darunter auch Schlager wie "Amoi seg' ma uns wieder" von Andreas Gabalier. Häufig gewünscht werde ebenfalls das Lied "Von guten Mächten wunderbar geborgen", dessen Text der evangelische NS-Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer verfasste. "Es kam aber auch schon vor, dass zum Absenken der Urne das Lied 'Highway to Hell' gewünscht wurde." Der Song von 1979, dessen Titel übersetzt etwa "Autobahn zur Hölle" bedeutet, gehört zu den größten Hits der australischen Hardrock-Band AC/DC. (KNA)