Fehler sind keine Schwäche – sie sind der Weg
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Fehler passieren – täglich, überall, uns allen. Und das ist gut so. Denn das Scheitern fördert unser Lernen extrem nachhaltig. Wer niemals wagt, wird nicht scheitern, aber: Wer immer alles richtig macht, bleibt beim Status Quo.
Oft gilt Fehlerfreiheit als Ziel. Doch, wenn wir genau hinschauen, beginnt echte Entwicklung dort, wo etwas schiefläuft. Fehler fordern uns heraus. Wir sind dazu angehalten, unser Handeln zu überdenken und neu zu denken, neu zu handeln. Manchmal müssen wir auch lernen, neu zu fühlen.
Resilienz, die vielbeschworene seelische Widerstandskraft, entsteht nicht in Schönwetterphasen ohne Gegenwind. Sie wächst gerade dort, wo es schwierig wird, und wir herausgefordert werden, unsere Komfortzone zu verlassen. Dadurch lernen wir, aufrecht zu bleiben, weiterzugehen oder andere Wege zu suchen. Das setzt ebenso voraus, "eine andere Brille aufzusetzen" und damit eine andere Perspektive einzunehmen.
Nicht nur wir persönlich brauchen eine konstruktive Fehlerkultur. Auch in Politik, Kirche und Gesellschaft, da wo Verantwortung getragen wird, muss Irrtum möglich sein. Nur so können wir Vertrauen wirklich aufbauen. Das gilt besonders für die Kirche, die allzu lange Schuld verdrängt hat, statt sie offen aufzuarbeiten. Fehler zu verdrängen, lähmt uns und verschiebt das Problem. Erst im Eingestehen und im Umkehrprozess wächst neue Freiheit und Glaubwürdigkeit. Das bringt schon die Weisheit der Sprüche auf den Punkt: "Wer seine Verfehlungen verheimlicht, dem wird es nicht gelingen; wer sie aber bekennt und lässt, der wird Barmherzigkeit erlangen" (Spr 28,13).
Das bedeutet auch, Verantwortung zu übernehmen – ohne Angst, ohne Schuldzuweisung, ohne Scham. Wir brauchen Räume, in denen Fehler erlaubt sind. In denen nicht gefragt wird: "Wer ist schuld?", sondern: "Was können wir daraus mitnehmen?" Nur so entsteht Erneuerung – persönlich, gesellschaftlich, geistlich.
Die Autorin
Friederike Frücht leitet die Abteilung Kommunikation der kfd und ist Chefredakteurin der Mitgliederzeitschrift Junia.
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.
