Johanniter- und Malteserorden feiern 900 Jahre Souveränität

Um Europa verdient gemacht

Veröffentlicht am 07.09.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Verbände

Berlin ‐ Ihre 900-jährige Tradition einer kirchlichen Sonderstellung haben Johanniter- und Malteserorden am Samstag im Berliner Dom gefeiert. Unter den über 700 Gästen des Festaktes war Bundespräsident Joachim Gauck. Bei einem Gottesdienst zum Auftakt äußerte der Berliner Kardinal Rainer Maria Woelki seine Freude darüber, dass evangelische Johanniter und katholische Malteser das Jubiläum zusammen feiern.

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In den vergangenen 900 Jahren hätten sie ein weltweites "Netzwerk der Nächstenliebe" geschaffen. Nun seien beide herausgefordert, gemeinsam für den christlichen Glauben einzutreten, der heute oft ein Nischendasein führe, so der Erzbischof des Erzbistums Berlin.

Auch Bischof Markus Dröge würdigte den Dienst von Johannitern und Maltesern als beispielhaft. "Sie geben dem Gemeinsinn, ohne den unsere Gesellschaft nicht existieren könnte, eine konkrete Form auf christlichem Fundament", sagte der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.

In seiner Festrede hob der frühere Präsident des Europaparlaments, Hans-Gert Pöttering, die Bedeutung der christlichen Werte für das Zusammenleben in Europa hervor. "Sie sind die Grundlage unserer Wertegemeinschaft", sagte der Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung. In diesem Zusammenhang würdigte er das Engagement der ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter von Johannitern und Maltesern. Ihre Gemeinschaften seien Vorbilder dafür, wie christliche Werte gelebt werden könnten. "Ohne sie wäre unser Land, wäre Europa und wäre die Welt menschlich kälter", so Pöttering.

Um Europa verdient gemacht

Bei dem Festakt ehrten Johanniter und Malteser gemeinsame Einrichtungen und Initiativen. Es sind eine Rettungswache in Gröbenzell (Bayern), Vespergottesdienste in Wennigsen (Niedersachsen), vereinte Einsätze ihrer Jugendverbände etwa bei Kirchentagen sowie eine Kooperation der Johanniter-Unfall-Hilfe in Sachsen-Anhalt mit dem Malteser Hilfsdienst in Rumänien.

Johanniter- und Malteserorden führen ihre weitgehende Unabhängigkeit in der Kirche auf ein 1113 veröffentlichtes päpstliches Dokument zurück. Darin gab Papst Paschalis II. dem Ritterlichen Orden St. Johannis vom Spital zu Jerusalem besondere Privilegien. Der geistliche Ritterorden kümmerte sich um christliche Pilger im Heiligen Land und verteidigte das christliche Europa gegen Angriffe der Osmanen. Im Zuge der Reformation teilte sich der Johanniterorden in einen gleichnamigen evangelischen und einen katholischen Malteserorden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gründeten sie die Hilfswerke Johanniter-Unfall-Hilfe und Malteser Hilfsdienst. Sie sind Träger sozialer und medizinischer Einrichtungen wie Rettungs- und Krankentransportdiensten. Zusammen haben sie nach eigenen Angaben mehr als 2,5 Millionen Mitglieder und Förderer. Zudem leisteten sie im vergangenen Jahr weltweit in Kriegs- und Krisengebieten Hilfe im Umfang von mehr als 50 Millionen Euro.