Kirche habe in ihrer Geschichte "immer wieder gewagt, neu zu beginnen"

Kardinal Marx kritisiert bestimmte Form des Konservatismus

Veröffentlicht am 22.09.2025 um 11:46 Uhr – Lesedauer: 

Freising ‐ "Mut, das Alte hinter sich zu lassen und neue Ausdrucksformen zu suchen": Der Münchner Kardinal Reinhard Marx würdigt die Kraft des Aufbruchs – und wendet sich gegen das Wiederholen von Althergebrachtem.

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Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat einen Konservatismus kritisiert, der "nicht die Kraft hat, aus der Tradition Erneuerung voranzubringen". Das teilte das Erzbistum München und Freising am Wochenende mit. Die lateinische Kirche habe in ihrer Geschichte "immer wieder gewagt, neu zu beginnen", so der Erzbischof weiter. "Es war immer neu ein Dialog mit der Gegenwart, und das führte dann zu einem neuen Aufbruch, auch zu dem Mut, das Alte hinter sich zu lassen und neue Ausdrucksformen zu suchen, auch in der Musik und in der Bildenden Kunst. Das ist gerade im Zeitalter der Renaissance deutlich geworden."

Marx äußerte sich am Freitagabend bei der Eröffnung der neuen Sonderausstellung "Göttlich! Meisterwerke der italienischen Renaissance" im Diözesanmuseum Freising. Der Kardinal betonte: "Kunst ist wichtig für die Kirche als Begegnungsort." Denn die Kirche dürfe niemals selbstreferenziell sein, sondern müsse immer neu in den Dialog mit der Welt treten. "Das Evangelium hält jedem Denken stand, nicht nur dem eigenen Denken", erklärte Marx. "Es wiederholt nicht nur einfach das, was immer schon gesagt wurde, sondern setzt sich dem aus, was in der Welt gedacht wird. Wenn das gut gelingt, dann entstehen Zeitalter wie die Renaissance." Das besondere Momentum der Renaissance sei, dass sie mit Blick auf die Tradition etwas ganz Neues schaffe, führte Marx aus. Im Unterschied zu Restauration bedeute "Renaissance nicht wiederholen, sondern weiterführen".

Neben "Göttlich!" wurden im Diözesanmuseum zwei weitere Sonderausstellungen eröffnet. So sind unter dem Titel "Imagine all the Pieces" Werke der zeitgenössischen Münchner Künstlerin Judith Milberg zu sehen. Milberg lasse Vorstellungen über den Ursprung des Universums und des Daseins in Bilder aus kraftvollen Farben und dynamischen Formen auf rohen Holzoberflächen fließen, so die Mitteilung des Erzbistums. Die dritte Schau heißt "Fenster in die Landschaft. Die Ansichten des Valentin Gappnigg". Sie zeigt Landschaftsmalereien des Oberwölzer Malers Valentin Gappnigg (1661/62–1736), der in zarter Gouachemalerei mit wasserlöslichen Farben die historischen Besitzungen des alten Bistums Freising detailgetreu wiedergibt. (KNA)