Erzbischof Bentz wechselt seinen Amtssitz – für eine Woche

Seit Jahrhunderten ist Paderborn Bischofsstadt. Doch Erzbischof Udo Markus Bentz wird Paderborn verlassen. Am 5. Oktober verlegt er seinen Amtssitz in das Sauerland – für eine Woche. In dieser Zeit wird Bentz in Arnsberg wohnen, von dort aus seine Amtsgeschäfte führen und verschiedene Orte der Region besuchen. Mit dem Titel "Wir.Hier.Jetzt" hat das Erzbistum die Aktion überschrieben.
Dass ein Bischof oder Erzbischof die verschiedenen Regionen seines Bistums besucht, ist zunächst einmal nicht ungewöhnlich, sondern kirchenrechtlich sogar vorgeschrieben: "Der Bischof ist verpflichtet, die Diözese ganz oder zum Teil jährlich zu visitieren, und zwar so, dass er wenigstens alle fünf Jahre die gesamte Diözese visitiert", heißt es im kirchlichen Gesetzbuch (Can. 396 §1 CIC). Hierbei kann er sich durch Weihbischöfe, Generalvikare oder andere Priester vertreten lassen. Beim Amtssitzwechsel von Erzbischof Bentz geht es aber nicht um eine reguläre Visitation.
In Lebenswelt der Menschen eintauchen
"Erzbischof Bentz hat uns als seinen Mitarbeitenden früh zu verstehen gegeben, dass er – neben den aktuellen Visitationen der beiden Weihbischöfe – ein anderes Format etablieren möchte", sagt Dirk Lankowski. Er ist Redaktionsleiter in der Kommunikationsabteilung des Erzbistums und verantwortet die inhaltliche Vorbereitung rund um den Amtssitzwechsel von Erzbischof Bentz. "Sein Fokus liegt darauf, in die Lebenswelten der Menschen einzutauchen und zu erfahren, was die Bürgerinnen und Bürger, die Gesellschaft insgesamt bewegt", so Lankowski.
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Das wird schon an den Terminen deutlich, die Bentz während seines Amtssitzwechsels wahrnehmen wird: Neben Gottesdiensten und Treffen mit ehrenamtlichen und hauptamtlichen Engagierten gibt es Dialogformate und Besuchstermine, die auch gesellschaftliche, politische und soziale Fragen thematisieren.
So trifft Bentz in den acht Tagen vor Ort beispielsweise Vertreter der Bezirks- und Kreisregierung oder Küsterinnen, Sekretärinnen, Organisten und Hausmeister oder Landwirte. Er besucht ein Hospiz, macht eine Pilgerwanderung und verbringt einen "Piratennachmittag" mit Familien auf einem Schiff auf dem Biggesee.
Erzbischof wohnt in ehemaligem Kloster
Für die Dauer seines Aufenthalts wird Bentz auch in Arnsberg wohnen. Quartier bezieht der Erzbischof dann im ehemaligen Kloster Wedinghausen. Das frühere Prämonstratenser-Chorherrenstift ist heute Zentrum der Propsteigemeinde in Arnsberg. "Die Propsteigemeinde unterstützt uns natürlich bei den Vorbereitungen, aber unser Ziel ist auch, dass wir die Organisation möglichst selbst leisten, sodass sich die Akteure vor Ort auf den Austausch mit dem Erzbischof und das gemeinsame Feiern des Glaubens konzentrieren können", sagt Lankowski. In dem ehemaligen Kloster sei bereits vor einigen Jahren ein Trakt mit sechs Schlafzimmern als Wohnung eingerichtet worden, erklärt der Organisator des Amtswechsels. "Hier wohnt der Erzbischof mit dem Team, das ihn begleitet."
Denn Bentz bereist das Sauerland nicht allein. Neben dem Erzbischof und seinem persönlichen Referenten werden vier weitere Mitarbeiter vor Ort sein: Zwei kümmern sich um die "klassische Organisation im Hintergrund", zwei weitere um die inhaltliche Durchführung, erläutert Lankowski. Das Team, das Bentz bei seinem Amtssitzwechsel begleitet, sei "bewusst klein gehalten".
Auch wenn Erzbischof Bentz eine Woche lang nicht in Paderborn ist, laufen die Amtsgeschäfte weiter.
Nur weil Bentz nicht an seinem regulären Amtssitz in Paderborn verweilt, bedeutet das aber nicht, dass die Erzdiözese nicht arbeitsfähig ist, beruhigt Lankowski. "Die Verwaltung des Erzbistums ist es gewohnt, dass der Erzbischof unterwegs ist." Dokumentenmappen müssten daher "nicht eingeflogen werden". Der Erzbischof könne sie über ein Cloud-System des Bistums abrufen.
Nächste Amtssitzwechsel bereits terminiert
Doch das steht nicht im Fokus: "In dieser Woche wird er sich viel Zeit für die Menschen im Sauerland nehmen", versichert der Redaktionsleiter. "Nähe bei den Menschen und damit Präsenz in der Fläche des Erzbistums Paderborn sind unserem Erzbischof wichtig." Bentz wolle Sorgen und Hoffnungen der Menschen kennenlernen und ihnen aus dem Glauben heraus Mut machen. Zudem erhoffe der Erzbischof sich Erkenntnisse für die Arbeit der Leitung und der Verwaltung des Erzbistums.
Der Amtssitzwechsel soll daher kein einmaliges Ereignis bleiben: "Die Reaktionen in der Region zeigen bereits jetzt, dass sich die Menschen auf die Begegnung freuen", sagt Lankowski. Das Erzbistum beschäftige sich mit Blick auf die Zukunft mit der Transformation der Pastoral. Viele Themen müssten daher vor Ort verantwortet werden. "Für die nächsten zwei Jahre hat Erzbischof Bentz den Amtssitzwechsel bereits terminiert", so der Organisator. "Im nächsten Jahr wird er einen Teil der Mittelstädte am Rand des Ruhrgebiets besuchen."