Göttliche Popkultur auf der heimischen Leinwand

Herbst und Winter sind typische Zeiten für Bücher und Filme. Neben Thrillern, Dramen und Komödien erscheinen auch zahlreiche Serien und Dokus mit religiösem Bezug – etwa über Regisseur Martin Scorsese, bekannt für Filme wie "Die letzte Versuchung Christi" (1988) oder "Silence" (2016) über zwei Jesuiten in Japan. Dazu kommen deutsche Produktionen zu Themen wie Kirche und Rassismus, Klosterleben und Homosexualität in der Kirche. Katholisch.de bietet einen Überblick über Filme, Serien und Dokumentationen für die langen Herbst- und Winterabenden.
Die verborgene Welt der Klöster
Mitten in Nordrhein-Westfalen, verborgen zwischen Feldern, Wäldern und historischen Mauern, liegt eine kaum bekannte Welt: die Klöster – Orte der Ruhe, der Spiritualität und des Geheimnisses. Der WDR-Film "Die verborbene Welt der Klöster" zeigt, wie herausfordernd die Entscheidung für ein Leben im Kloster sein kann und wie tief Nonnen und Mönche sich ihr Leben lang mit diesem Weg auseinandersetzen. Er öffnet einen seltenen Blick in die Klausur, den innersten, nur Ordensmitgliedern vorbehaltenen Bereich eines Klosters. Der Filmemacher Gerhard Schick zeigt in seiner Doku Ordensleute auch jenseits von Kapelle und Altarraum. Was ihn beeindruckt hat: Ihre Ernsthaftigkeit und Offenheit. Die WDR-Doku ist bis zum 7. Oktober 2026 in der Mediathek verfübar.
Kirche zu – was jetzt?
Da die Zahl der Gläubigen zurückgeht, werden Kirchen aufgegeben, entweiht, verkauft oder sogar abgerissen. Rund 650 katholische Kirchen dienen bereits nicht mehr als Orte des Glaubens; die evangelische Kirche legt jährlich im Durchschnitt 20 bis 30 Gotteshäuser still. Laut einem gemeinsamen Papier der evangelischen Landeskirchen und katholischen Bistümer könnten bis 2060 insgesamt etwa 40.000 kirchliche Immobilien verloren gehen. Die ZDF-Dokumentation "Kirche zu – was jetzt?" von Henrike Kolletzki erzählt die ungewöhnliche Geschichte, in der sich Atheisten in einem kleinen Ort in Thüringen gegen den Abriss einer Kirche stellen. Sie finden: Ein Dorf ohne Kirche verliert die Seele. Eigentlich hatten Anne und Marc-Manuel Moritz, die Protagonisten der 44-minütigen Reportage, mit Kirche und Religion nichts am Hut, doch sie gründen einen Verein, um das Gotteshaus zu retten. Immer mehr Bewohner schließen sich dem Verein und dessen Appell an. Die Kirche wird wieder voller – obwohl viele gar nicht gläubig sind. Der Film ist bis zum 21. April 2023 in der Mediathek verfübar.
Regisseur Martin Scorsese (links) gibt seinem Hauptdarsteller Andrew Garfield (spielt den Jesuiten Rodrigues) Anweisungen.
"Mr. Scorsese" - Doku über Regisseur Martin Scorsese
Gegen Ende von Martin Scorseses Film "Silence" (2016) über zwei Jesuiten in Japan senkt Pater Sebastião Rodrigues (gespielt von Andrew Garfield) seinen Fuß in Richtung einer Tafel mit dem Bildnis Jesu. Diese soll er entweihen, um seinem Glauben abzuschwören und damit sein Leben zu retten. Das Antlitz Jesu blickt ihm und dem Zuschauer entgegen – ein Moment, der treffend zusammenfasst, womit sich Scorsese immer wieder auseinandersetzt: mit dem Gegensatz zwischen Blasphemie und Erlösung.
Eine neue Dokumentation beschäftigt sich mit der Frage, wie Scorsese selbst mit demselben Paradoxon gelebt hat – dem Hin und Her zwischen Hingabe und Ablehnung, Sünde und Gnade. Rebecca Millers fünfteilige Doku "Mr. Scorsese" ist auf "Apple TV" zu sehen und ist keineswegs eine "Heiligengeschichte", sondern ein Porträt eines rastlosen Mannes. Gefilmt wurde bei Scorsese zu Hause, umgeben von Büchern und Erinnerungen – besonders jener Freundschaft mit einem jungen Priester, dem poetisch benannten Pater Principe. Millers Doku versucht, die spirituelle Dimension zu beleuchten, vor der Scorsese sein Leben gestaltet hat. An einem Punkt sagt Scorsese: "Bis du deinen Glauben verstehst, bist du tot." Er sagt es jedoch humorvoll, nicht verzweifelt. Denn Glaube ist für den Regisseur wie Kino: immer eine unvollendete Angelegenheit.
The Chosen (fünfte Staffel)
Seit Sommer ist die fünfte Staffel von "The Chosen" auf den Streamingplattformen verfügbar, ab 2026 soll die sechste folgen. Die aktuelle Staffel konzentriert sich auf die schicksalhaften Tage vor Jesu Verhaftung – die Karwoche – und zeigt den Einzug in Jerusalem, der die religiösen Eliten beunruhigt, sowie die Ereignisse, die zur Eskalation führen. Zentrales Element ist das letzte Abendmahl, bei dem Jesus seine Apostel auf die kommenden Ereignisse vorbereitet.
Ende Juni traf der aus New York stammende Jesus-Darsteller Jonathan Roumie mit anderen Hauptfiguren der Bibel-Serie auf Papst Leo XIV. – zuvor war die fünfte Staffel im Vatikan präsentiert worden. Derzeit wird an der sechsten Staffel gearbeitet; sie soll von der Kreuzigung handeln. Gedreht wird im süditalienischen Matera, wo bereits Pier Paolo Pasolini 1964 das bis heute vielfach gelobte Bibeldrama „Das 1. Evangelium – Matthäus“ realisierte. Während des Pontifikats von Papst Franziskus (2013–2025) traf Roumie zweimal auf den Papst. Seit 2019 erzählt „The Chosen“ die Lebensgeschichte von Jesus und seinen Jüngern. Die Serie wurde von fast 300 Millionen Zuschauern in 55 Ländern und in 600 Sprachen gesehen.
Jesus in der Serie "The Chosen".
Doku über Marcial Maciel - "The Wolf of God"
Die Dokuserie mit dem Titel "Marcial Maciel: The Wolf of God" befasst sich mit den Legionären Christi, einer Gemeinschaft, die eigenen Angaben zufolge rund 1.400 Mitglieder in 21 Ländern zählt. Im Fokus steht deren Gründer Marcial Maciel. Die Serie thematisiert mindestens 60 Missbrauchsfälle, die Maciel begangen haben soll. Die Produktion greift auf Archivmaterial, zahlreiche journalistische Quellen sowie Zeugenaussagen einiger Betroffener zurück. Verfügbar ist die Doku-Serie auf den gängigen Streamingplattformen "HBO", "Apple TV", "Prime Video"...
Die erste Staffel umfasst vier Episoden, die sich ausschließlich mit der Person Maciel auseinandersetzen – von den Anfängen bis zu seinem Ende. Der Produzent der Serie, Sebastián Gamba, erklärte in einem Interview, dass die Dokuserie nicht darauf abziele, den Glauben anzugreifen: "Hier werden weder die Religion noch die katholische Kirche infrage gestellt. Es geht ganz konkret um eine Person, Marcial Maciel, und um seine Geschichte, die verwerflich ist und die heute aus offensichtlichen Gründen absolut niemand mehr verteidigt." Weiter sagte er: "Ich glaube, dass der Glaube etwas Wunderbares ist; die katholische Religion ist für diejenigen, die sie leben, etwas Wunderbares. Und darum geht es nicht, sondern darum zu zeigen, wozu die menschliche Natur fähig sein kann, verdichtet in einer Person, die all das Böse und den Missbrauch beging, der in ihrer Macht stand."
Kirche ohne Rassismus?
Rassismus zeigt sich in vielen Formen – auch innerhalb der Kirche. People of Color erfahren sowohl alltägliche rassistische Anfeindungen als auch strukturelle Benachteiligung in ihrem beruflichen Umfeld. Ist es möglich, bestehende Vorurteile abzubauen? Davon erzählt ein ZDF-Film von Susanne Böhm. Immer mehr People of Color melden sich zu Wort und verlangen mehr Mitbestimmung in kirchlichen Entscheidungsgremien. Die Kirchen reagieren darauf, dennoch sind sie – wie viele andere Betroffene – weiterhin rassistischen Kommentaren ausgeliefert. "Meine Protagonist:innen machen auf Rassismus auch innerhalb der Kirche aufmerksam. Es geht mir darum, hinzuhören, sichtbar zu machen und den Finger in die Wunde zu legen – nicht um zu spalten, sondern um Brücken zu bauen", sagt Böhm, freie Autorin und Regisseurin des Films.
Rassismus zeigt sich in vielen Formen – auch innerhalb der Kirche. Davon erzählt ein ZDF-Film von Susanne Böhm.
"Schwule Priester brechen das Schweigen"
Offen homosexuell zu leben und zugleich katholischer Priester zu sein, gilt in der katholischen Kirche bislang als unvereinbar. Ein ARTE-Reporterteam begleitete in Frankreich über zwei Jahre hinweg mehrere homosexuelle Priester in ihrem Alltag. Erstmals wandten sich einige von ihnen vor laufender Kamera an die Öffentlichkeit. Seit rund 40 Jahren treffen sich in Frankreich zahlreiche Priester in geschützten Gruppen, um sich über ihre Sexualität auszutauschen. Sie wünschen sich, nicht länger schweigen zu müssen, sondern offen zu ihrer Identität stehen und dafür Anerkennung erhalten zu können. Ihre Stimmen stehen für einen Wandel, den viele herbeisehnen – der jedoch von zahlreichen Gläubigen und Kirchenvertretern weiterhin vehement abgelehnt wird.
Zero A. D.
"Zero A.D." ist ein US-amerikanischer Bibelthriller, der am 19. Dezember in den Kinos erscheinen sollte. Doch die Dreharbeiten haben sich verzögert, weshalb der Erscheinungsdatum auf Januar 2026 verschoben wurde. Unter der Regie von Alejandro Monteverde spielen Deva Cassel, Sam Worthington, Ben Mendelsohn, Gael García Bernal und der aus Mel Gibsons "Die Passion Christi" bekannte Jim Caviezel die Hauptrollen. Er spielt zur Zeit des Kindermords in Bethlehem, wie er im Matthäusevangelium überliefert wird. Einen ersten Trailer hatte das Filmstudio bereits veröffentlicht.