Uni Frankfurt könnte Campus der Jesuitenhochschule kaufen
Die Jesuitenhochschule Sankt Georgen und die Frankfurter Goethe-Universität wollen stärker kooperieren. Neben einer verstärkten Zusammenarbeit in Forschung und Lehre erwägt die Universität auch den Kauf des Campus der Jesuitenhochschule, teilten die Universität und der Orden am Dienstag mit. Ziel ist es der Mitteilung zufolge, das Studienfach Katholische Theologie und den Standort Sankt Georgen zukunftssicher zu machen. Dazu haben der Jesuitenorden, die Goethe-Universität und das Bistum Limburg eine Absichtserklärung unterzeichnet. Nach der Unterzeichnung würden nun die inhaltlichen Ziele weiter präzisiert. Ein detaillierter Vertrag zwischen dem Orden, dem Bistum und der Universität soll die geplante strukturelle Zusammenarbeit regeln.
Auf Anfrage erläuterte ein Sprecher des Jesuitenordens gegenüber katholisch.de, dass ein Verkauf des gesamten Anwesens mit allen Gebäuden angedacht sei. Das sei aber nicht mit einem Rückzug der Jesuiten verbunden – weder aus der Lehre noch vom Gelände: Die Jesuitengemeinschaft und weitere Einrichtungen sollen langfristig am bisherigen Standort bleiben. Der Orden wolle sich mehr auf die Inhalte und weniger auf Grund und Boden konzentrieren.
Geplant ist die Errichtung eines hochschulübergreifenden Fachbereichs. Studierende wären dann an beiden Hochschulen eingeschrieben. "Wir Jesuiten wollen unser weltweites Netzwerk mit rund 200 Universitäten und Hochschulen durch die Zusammenarbeit mit der Universität Frankfurt mit einem Theologiestandort in Deutschland profilieren, der die Katholische Theologie verstärkt in das Gespräch mit benachbarten Wissenschaften und öffentliche Diskussionen bringt", erläuterte der Jesuiten-Provinzial Thomas Hollweck die geplante Kooperation.
"Flächenpotenzial" nutzen
Universitäts-Präsident Enrico Schleiff betonte den Einsatz seiner Hochschule für die Zukunft zahlenmäßig kleiner Fächer, zu denen auch die katholische Theologie gehöre. Die Kooperation könne dazu einen wichtigen Beitrag leisten. Der Campus im Frankfurter Stadtteil Oberrad könne zu einem Ort werden, an dem die Gesellschafts-, Sozial- und Geisteswissenschaften "mit neuer Strahlkraft in die Mitte gesellschaftlicher Debatten" rücken. Außerdem könne das "Flächenpotenzial" des Campus für Studierendenwohnheime genutzt werden. Derzeit befindet sich auf dem Gelände neben der Jesuitenkommunität das von den Bistümern Limburg, Hamburg, Osnabrück, Hildesheim und Aachen getragene Priesterseminar.
Die Philosophisch-Theologische Hochschule Sankt Georgen wurde 1926 durch den Jesuitenorden gegründet. Schon zuvor war ein Ausbau des Limburger Priesterseminars zu einer in die Frankfurter Universität eingegliederten Theologiefakultät geplant. Nach dem Scheitern dieses Vorhabens kauften die Jesuiten das Gelände und bauten die Hochschule auf. Zu den bekanntesten Studierenden an der Hochschule gehörten der Jesuit und Widerstandskämpfer Alfred Delp sowie für einige Monate im Jahr 1986 der spätere Papst Franziskus, der allerdings seine dort geplante Dissertation nicht fertigstellte. (fxn)
