Erzbischof Burger warnt vor Lethargie angesichts von Pfarreireformen

Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger hat die Gläubigen vor Lethargie angesichts von Pfarreireformen gewarnt. "Wenn sich jetzt eine Lethargie ergeben würde, ein Rückzug ins Private, dann wäre das eine echte Gefahr, die auch entgegen dem Auftrag des Evangeliums stünde", sagte er dem Karlsruher "Konradsblatt" am Montag. Im Erzbistum Freiburg werden zum Jahreswechsel Pfarreien zusammengelegt, aus ehemals 1.048 Pfarreien in 224 Seelsorgeeinheiten werden dann 36 Pfarreien.
Auch für ihn sei diese Umstellung "Neuland", so Burger weiter. Die Reform sei aber "einfach eine Notwendigkeit aufgrund der faktischen Lage, in der wir uns als Kirche befinden". Im Vordergrund stehe dabei die Frage, "wie wir das Evangelium auch für die kommenden Jahre und Jahrzehnte weiter an die Leute heranbringen". Auf Bedenken entgegnet er: "Auch wenn jetzt vieles ungewohnt sein mag oder manche Befürchtungen und Ängste da sind, so kann das aber nicht bedeuten, nichts zu tun. Im Gegenteil, es gilt, im besten Sinne die Zukunft zu wagen." Momentan könne man die anstehenden Herausforderungen noch aktiv gestalten.
Verständnis der Amtsführung einer Pfarrei verändert
Das gewachsene Verwaltungshandeln habe im Laufe der Zeit das Verständnis der Amtsführung einer Pfarrei verändert, sagte Burger mit Blick auf die Priester. "Sich hier auf eine neue Orientierung zu Gunsten der Seelsorge einlassen zu müssen, das ist ganz sicher für manche eine Herausforderung, ja, für einige auch eine Zumutung, die ich jedoch den Mitbrüdern, die sich hier schwertun, nicht ersparen kann." Denn noch ein paar Jahre zu warten, bis das bisherige System "richtig zusammenbricht", "das kann für mich als Erzbischof nicht die Maßgabe sein". Wenn man jetzt nicht handele, laufe man früher oder später ins Chaos. "Wir können nicht voraussetzen, dass junge Leute einfach alles so übernehmen und weitermachen, wie es Generationen vor uns getan haben, zumal ja auch der demografische Faktor auf dem Kopf steht. Es braucht nicht nur innerhalb der Kirche den Diskurs, es braucht ihn in der Gesamtgesellschaft."
Bislang gibt es im Erzbistum Freiburg 1.048 Pfarreien. Seit 2015 sind diese Pfarreien in 224 Pfarreien-Gemeinschaften zusammengefasst. Daraus sollen nun ab Anfang kommenden Jahres 36 Großpfarreien werden. Diese neuen Pfarreien sollen über das Modell der sogenannten Union errichtet werden. Dabei bleibt aus den zusammenzufassenden Pfarreien eine rechtlich bestehen, der die anderen dann beitreten. In anderen Diözesen, etwa dem Bistum Trier, haben Pfarreien fusioniert, also bestehende Pfarreien aufgelöst und neue Pfarreien gegründet. In Freiburg hat man wegen "juristischen Unwägbarkeiten" die Form der Union gewählt. (cph)