Papst Franziskus sprach bei seiner Reise klare Worte

Weckruf an Afrika

Veröffentlicht am 30.11.2015 um 13:40 Uhr – Von Thomas Jansen (KNA) – Lesedauer: 
Franziskus öffnet mit beiden Händen eine Holztür
Bild: © KNA
Papstreise

Bangui  ‐ Der Papst hat seine erste Afrika-Reise beendet. In Kenia, Uganda und Zentralafrika erwarteten ihn begeisterte Menschenmassen, aber auch die Probleme des Kontinents bekam er mit. Doch nach Ansicht von Franziskus sind viele Krisen hausgemacht.

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In diesem Augenblick wird die von Gewalt und Tod geprägte Hauptstadt eines "failed state" zur "spirituellen Hauptstadt der Welt", wie der Papst formulierte. Mit der vorzeitigen Eröffnung des Heiligen Jahres, das offiziell erst am 8. Dezember in Rom eingeläutet wird, zeigte Franziskus, wie er sich eine Kirche vorstellt, die an die schon sprichwörtlichen Ränder geht.

Bangui lag dem Papst am Herzen

Die Eröffnung des Heiligen Jahres in einem der ärmsten und unsichersten Staaten der Welt war wohl die symbolträchtigste Geste der ersten Afrika-Reise von Franziskus, die ihn zuvor nach Kenia und Uganda geführt hatte. Bangui, dessen Besuch wegen der angespannten Sicherheitslage bis zuletzt ungewiss war, lag dem Papst besonders am Herzen. "Bring mich nach Bangui, notfalls mit dem Fallschirm", trug er vor der Reise dem Piloten auf.

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Die zentrale Botschaft des Papstes für Afrika war: Es gibt negative Einflüsse des Westens, eine "ideologische Kolonisierung". Doch das Wichtigste ist, dass die Bevölkerung selbst für eine friedliche, gerechte und soziale Gesellschaft eintritt und ihre hausgemachten Missstände abstellt.

Das machte der Papst auch beim Thema Familie deutlich. In Kenia kritisierte er weibliche Genitalverstümmelung und patriarchalische Gesellschaft. Bezeichnend in diesem Zusammenhang: Entgegen der sonstigen Praxis ließ Franziskus den Wortlaut der Begrüßungsansprache der Übergangspräsidentin der Zentralafrikanischen Republik, Catherine Samba-Panza, durch das vatikanische Presseamt veröffentlichen. Dem Papst habe die Rede so gut gefallen, weil sie nicht mit dem Finger auf andere zeige, sondern die eigene Verantwortung betone, erklärte Sprecher Federico Lombardi.

Linktipp: Papstreisen

Als Oberhaupt der katholischen Kirche absolviert Papst Franziskus regelmäßig Reisen innerhalb Italiens und in andere Länder. Diese Themenseite bündelt die Berichterstattung von katholisch.de zu den Reisen des Heiligen Vaters.

Über das Thema Aids sprach der Papst kaum; die Kondomfrage berührte er nicht. Ein zentrales Thema der Reise war dagegen der Dialog mit dem Islam und die Ökumene. Die eindrücklichste Szene ergab sich in Bangui, wo sich Muslime und Christen gegenseitig töten. In der Kathedrale reichte er dem Imam der größten Moschee und dem Vertreter der evangelikalen Kirchen die Hand zum Friedensgruß. Ein starkes Signal war auch der Besuch der Hauptmoschee von Bangui - der zweite Moschee-Besuch seines Pontifikats.

Bemerkenswerte Begegnungen

In Uganda besuchte der Papst nicht nur das Heiligtum der katholischen Märtyrer, sondern auch das der anglikanischen. Bemerkenswert war auch das Treffen mit dem obersten Vertreter der Muslime in Kenia, einem Land, das besonders schwer von islamistischem Terror betroffen ist. Der dortige Imam begrüßte ihn mit einem Zitat des katholischen Theologen Hans Küng.

Auch Franziskus' Vorgänger Johannes Paul II. und Benedikt XVI. hatten in Afrika bereits Umweltzerstörung und rücksichtlose Ausbeutung natürlicher Ressourcen angeprangert. Aber Franziskus ist der erste Papst, der dies zu einem zentralen Anliegen einer Reise auf diesen Kontinent gemacht hat. Das dokumentierte er nicht nur mit seiner Rede am Sitz des Umweltprogramms der Vereinten Nationen UNEP. Sogar in seiner Begrüßungsansprache in Bangui sprach er das Thema an.

Bild: ©KNA

Papst Franziskus wird während seines Besuches im Elendsviertel von Nairobi von Slumbewohnern begrüßt.

Mit Kenia und Uganda bereiste der Papst zwei Länder, deren Staatsoberhäupter zwar demokratisch gewählt sind, aber ihre Länder nach Gutsherrenart regieren. Franziskus mahnte in beiden Staaten mehr Transparenz und Rechtschaffenheit an und forderte eine Politik, die niemanden ausgrenzt. Seine Kritik formulierte er jedoch im Vergleich zu seinem Vorgänger Benedikt XVI. eher vorsichtig.

Einsatz für Arme als Leitmotiv

Ein weiteres Leitmotiv war schließlich auch in Afrika der Einsatz für die Armen. Mit dem Slum Kangemi besuchte Franziskus in Nairobi zum dritten Mal nach Rio de Janiero und Asuncion ein Armenviertel. Doch bei keinem dieser beiden früheren Aufenthalte hielt er eine so grundsätzliche Rede wie hier. Der Leiter des vatikanischen Presseamtes Lombardi prophezeite, dass sie in die Soziallehre der katholischen Kirche eingehen werde.

Ergänzung: 50 Verletzte bei Papstmesse

In der Hauptstadt der Zentralafrikanischen Republik sind bei einer Panik während der Papstmesse am Montag rund 50 Menschen verletzt worden. Eine Gruppe Jugendlicher habe versucht, ohne Tickets in das Barthelemy-Boganda-Stadion in Bangui zu drängen, berichtet die Zeitung "La Nouvelle Centrafrique" unter Berufung auf das Rote Kreuz. Als Sicherheitskräfte ihnen den Weg versperrt hätten, sei Panik ausgebrochen. Ein Großteil der Verletzten wurde den Angaben zufolge von Ersthelfern des Roten Kreuzes versorgt und in umliegende Krankenhäuser gebracht. (KNA)
Von Thomas Jansen (KNA)