Messen jetzt auf Arabisch, Spanisch, Hindi

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Der rassistische Aussetzer des Kölner Kulturpublikums in der Philharmonie gegenüber dem iranischen Cembalisten Mahan Esfahani ist neues Fanal, das eine zunehmende Radikalisierung im Bürgertum zeigt. Der alte weiße Mann, der alles besser weiß: wie man ein besserer Bundestrainer ist, wie man der bessere Bundeskanzler ist. Natürlich weiß diese Sorte Deutscher auch, was Kunst ist.
Man steht vor einem abstrakten Bildnis und sagt, aus vollster Überzeugung: "das könnte ich auch". Nein, könntest du nicht. Und man sitzt im Konzert und glaubt, dass nur Mozart und Bach echte Musik sind. Alles Moderne hingegen sei unflätiger Unrat. Die Herablassung gegenüber einem Musikstück, das ja auf dem Programm steht, für das man ja seine Karte gekauft hat, illustriert diese alt-bürgerliche Hybris. Denn man nimmt in Kauf, dass man sich echauffieren wird - lautstark - Protest anmelden wird, ja schon muss, weil das eben keine Musik sei. Dabei ist das bei Premieren im Theater ja durchaus üblich - das ist auch nicht immer schön, aber da gibt ein Publikum eine Stimmung ab, worum es ausdrücklich gebeten wird.
Diese erste Herablassung war also kultureller Rassismus. Die zweite Herablassung, die sie begleitete, war dann direkt ad personam: der darbietende Künstler wurde verbal attackiert, weil er kein deutsch konnte. Wer wenn nicht die Universitäten und Theater haben Gäste aus dem Ausland? Entschuldigung, lieber alter deutscher weißer Mann: die können nicht alle deutsch. Aber zum Glück kannst du ja Englisch. Ah, nein? Ach so. Na ja, aber dann doch wenigstens Französisch. Oh. Auch nicht. Okay, dann folgendes: Im Prinzip ist es heute eher blamabel, wenn man keine Fremdsprache kann. Also lieber mal bei der Volkshochschule anmelden - und Englisch lernen.
Selbstredend waren diese beiden Absätze mit Absicht nunmehr selbst rassistisch, gegen weiße, alte Männer. Wenn in Ihnen, dem Leser also nun Widerwillen und Unmut aufgestiegen ist, dann war das beabsichtigt. Denn: Rassismus verletzt immer. Er ist nie angemessen. Er ist nie gut. Und wenn jemand, aus welchem Grund auch immer, keine Fremdsprache kann, dann ist das um Gottes Willen nicht schlimm. Nun kanalisieren sie diesen Unmut, wenn Sie ihn schon einmal haben, in eine andere Richtung: Wenn Gäste in Deutschland nicht mehr unbeschimpft Englisch sprechen können, wohin sind wir da gekommen?
Wir als Katholiken müssen hier als international versierte Avantgarde vorangehen! Deshalb: Ihr Priester des Landes, feiert die Messen auf Urdu, Farsi, Arabisch, Spanisch, Englisch, Portugiesisch und natürlich auch auf Latein. Der Katholik, die Katholikin, kann der Messe immer folgen, egal in welcher Sprache. In ihr kommt ein Mysterium zum Ausdruck, das die menschliche Sprache antippen, jedoch nicht fassen kann. So wie die Musik etwas in uns anrührt, was über uns hinausweist.
Dieses Überzeitliche relativiert unsere Engstirnigkeit. Weite ist Voraussetzung, um sowohl andere Menschen verstehen und annehmen zu können als auch sich nicht über Gottes Größe, so eine Vielfalt in der Schöpfung zuzulassen, empören zu müssen. Dominum oremus!