Keine Ruhe im Kloster

Veröffentlicht am 24.06.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Auffahrt zum Klarissenkloster in Malonne, bewacht von der Polizei
Bild: © KNA
Belgien

Bonn/Brüssel ‐ So ganz lässt das Thema die Belgier nicht los: die nationale Schande um Marc Dutroux, der in den 90er Jahren mit seinen Komplizen zahlreiche Kinder und nach seiner Aufdeckung ein ganzes Land traumatisierte. Wann immer der Kinderschänder mit Spekulationen um eine mögliche vorzeitige Entlassung aus seiner lebenslangen Haft in den Schlagzeilen landet, ist der mediale Weg zu Dutroux' Ex-Frau nicht weit.

  • Teilen:

Und so zieht derzeit das Gerücht Kreise, Michelle Martin sei im Klarissenkloster von Malonne, das ihr nach ihrer Haftentlassung im vergangenen August Unterschlupf gewährt, nicht mehr willkommen. Ihr Anwalt dementiert.

Zeitungen: Martin oft außerhalb der Klostermauern

Mehrere belgische Zeitungen berichteten, Martin halte sich angeblich zu wenig an die Regeln des Klosters, beteilige sich zu wenig an den anfallenden Arbeiten und halte sich zu oft außerhalb der Klostermauern auf. Anwalt Thierry Moreau äußerte sich "überrascht" über die Berichte. Ihm teile die Oberin von Malonne, Schwester Christine, mit, es gebe keinerlei Probleme mit dem prominenten Gast.

Allerdings könnte schon im kommenden Jahr ein ganz anderer Faktor dem "Abenteuer Martin" ein Ende setzen. Für die verbliebenen neun Schwestern von Malonne ist das Backsteinkloster auf einer Anhöhe des 5.000-Einwohner-Dorfes in der Nähe von Namur längst zu groß geworden.

Bald Umzug der Klarissen?

Für Juli 2014 steht ein Umzug der Klarissen im Raum. Ein Kloster in Woluwe-Saint-Pierre, einer Gemeinde im Osten der Hauptstadtregion Brüssel, soll sie aufnehmen. Für diesen Fall, sagt die Leiterin der Justizbehörden von Namur, Marie-France Goffin, könnten die Karten neu gemischt werden. Dann werde man die Situation gemeinsam mit der Betroffenen beraten.

Martin war 1996 gemeinsam mit dem Mädchenschänder Dutroux verhaftet und 2004 zu 30 Jahren Haft verurteilt worden, weil sie zwei junge Mädchen in einem Kellerversteck verhungern ließ. Nach 16 Jahren Haft wurde sie wegen guter Führung auf Bewährung freigelassen. Zu den Auflagen gehörte, dass sich Martin, wie von ihr selbst gewünscht, hinter Klostermauern begibt. Die Klarissen selbst verlassen ihren Konvent nur äußerst selten.

Keine leichte Entscheidung

Immer wieder hatte Martin vergeblich eine Entlassung wegen guter Führung beantragt. Schon 2011 stellte sie den Plan vor, in ein französisches Kloster gehen zu wollen. Angehörige der Opfer sowie die französischen Behörden erhoben Einspruch - und nicht zuletzt verweigerte das französische Kloster selbst die Aufnahme.

Auch die Klarissen von Malonne machten sich ihre Entscheidung nicht leicht. Oberin Christine erklärte im Juli 2012, letztlich sei es darum gegangen, wie man den Glauben, das Anliegen Martins und die Qualen der Opfer miteinander vereinbaren könne. Eines aber sei klar und werde auch nie vergessen: "Die Opfer und ihre Angehörigen sind durch die Hölle gegangen."

Von Alexander Brüggemann (KNA)