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Diskussionen mit Atheisten ... Klartext.

Wer heutzutage sagt, dass er an Gott glaubt, wird schnell blöd angemacht. Pastor Christian Olding kennt das alltägliche "Christen-Bashing" und findet platte Attitüden respektlos. Dabei diskutiert er eigentlich gerne mit Atheisten.

Video: © katholisch.de

Das Video im Wortlaut

In der Regel diskutiere ich gerne mit Atheisten, denn wir sind beide der Überzeugung, dass es bei der Frage nach Gott nicht beliebig viele Antworten geben kann, sondern nur eine. Ja oder Nein. Und in der Regel versuche ich, mit viel Engagement und vielen guten Argumenten, mein Gegenüber zu überzeugen. Wenn wir doch an dem Punkt ankommen, das platte Attitüden aus dem Koffer gekramt werde, dann geht es nach hinten los. Spätestens dann, wenn es heißt "die Kirche mit all ihren Kreuzzügen und ihren Hexenverbrennungen, da könnte man doch wohl wirklich nicht mehr an Gott glauben". Ich bin dann immer versucht, mir an die Stirn zu fassen und zu sagen: "Oh mein Gott, das hat mir noch niemals jemand erzählt und jetzt werde ich sofort aus der Kirche austreten!"

Als ob mein Glaube an Gott von den Taten meiner Institution abhängen würde!?! Und nicht zu vergessen ist, dass es immer noch die gottlosen Systeme eines Mau, Hitler und Stalin waren, die definitiv weitaus mehr Menschenleben forderten. Das rechtfertigt nicht die Schandtaten der Kirche und auch nicht ihre Gräueltaten, sollte aber die Verhältnismäßigkeit der Argumente wieder ins rechte Licht rücken. Die Existenz Gottes allerdings lässt sich wieder durch die Taten einer Institution beweisen noch widerlegen. Außerdem gilt es zu bedenken, dass uns Christen unser Glaube heilig ist. Genauso wie Atheisten andere Dinge in ihren Leben haben, die ihnen heilig sind: ihre Familie, ihr Fußballverein oder ihr Einsatz für die Umwelt.

Sie mögen vielleicht nicht das Wort heilig verwenden, aber den Dingen, die Menschen wichtig sind, gilt es mit Respekt zu begegnen und den dürfen auch wir als Christen einfordern. Und spätestens an dem Punkt, wo Christen Spott, Zynismus und Hohn ausgesetzt sind, verliert das Gegenüber jeden Anspruch auf einen Dialog. Außerdem reicht es den meisten Atheisten ja auch nicht, wenn wir über unseren Glauben reden, sondern wir müssen uns rechtfertigen. Und auch das ist keine gute Grundlage, für einen fairen Dialog auf Augenhöhe.

Von den christlichen Kirchen wird heutzutage immer mehr Toleranz erwartet. Gerade was den Beginn und das Ende des Lebens betrifft, da sollen wir die Menschen nach ihrer Façon glücklich werden lassen. Wer das fordert und Toleranz einfordert, darf allerdings nie vergessen, dass er die gleiche Toleranz auch Andersdenkenden entgegenbringen muss. Auch wenn es Christen sind.

Im Video-Format von katholisch.de wird Klartext gesprochen, statt um den heißen Brei herumgeredet. Pastor Christian Olding aus dem Bistum Münster kommentiert alle zwei Wochen dienstags auf katholisch.de aktuelle Themen aus Kirche und Gesellschaft. Olding macht dabei auch vor heiklen Themen nicht Halt. "Nur zu Weihnachten in den Gottesdienst?", "Christen und die Willkommenskultur?" oder "Die Rolle der Frau in der Kirche?": Mit "Klartext" gibt es neben dem "Standpunkt" ein weiteres starkes Meinungsformat auf katholisch.de.