Angeklagter legt Geständnis vor Internationalem Strafgerichtshof ab

Dschihadist gesteht Zerstörung religiöser Gebäude

Veröffentlicht am 22.08.2016 um 10:53 Uhr – Lesedauer: 
Kultur

Den Haag ‐ Geständnis zum Prozessauftakt: Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag verhandelt den Dschihadisten Ahmad Al Faqi Al Mahdi. Dieser soll im Jahr 2012 religiöse Kunstschätze zerstört haben.

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"Es tut mir wirklich leid, und ich bereue, was ich getan habe", sagte Al Mahdi. Alle Anklagen des Gerichts seien akkurat und korrekt. Erstmals hat das internationale Kriegsverbrechertribunal jemanden für die Verwüstung von Welterbestätten angeklagt. Es geht davon aus, dass Al Mahdi für die Zerstörung von neun Mausoleen und der "heiligen Tür" der Sidi-Yahia-Moschee verantwortlich ist. Der Prozess begann an diesem Montag in Den Haag.

"Ein feiger Angriff"

Er habe ganz bewusst "leichte Ziele mit religiösem und historischem Charakter" ausgewählt, so der Vorwurf an Al Mahdi. Ein Ziel der Verwüstungen sei gewesen, die Menschen in der Region zu schockieren. Chefanklägerin Fatou Bensouda nannte die Taten "einen feigen Angriff auf Würde und Identität ganzer Völker".

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Die betroffenen Bauten gehören seit 1988 zum Weltkulturerbe der Unesco. Im 15. und 16. Jahrhundert war Timbuktu, die "Stadt der 333 Heiligen", intellektuelles und religiöses Zentrum Afrikas. An einer wichtigen Salzhandelsroute entstanden dort zahlreiche Universitäten, Koranschulen, drei besonders bedeutende Moscheen und 16 Mausoleen. Im Laufe der Jahrhunderte wurden mehrere 100.000 Schriften zum Islam, zu Mathematik, Philosophie und Geschichte verfasst.

Noch immer kein Frieden

In Timbuktu schuf Ansar Dine eine Schreckensherrschaft und versuchte, das islamische Recht, die Scharia, auf grausame Weise durchzusetzen. In Mali bekennen sich zwar mehr als 90 Prozent der rund 17 Millionen Einwohner zum Islam. Die Auslegung galt jedoch stets als moderat und tolerant. Die zerstörten Gebäude von Timbuktu sind unterdessen mittels eines Sonderfonds wieder aufgebaut. Frieden ist in die Region trotz mehr als 15.000 stationierten Soldaten der UN-Mission Minusma aber noch immer nicht eingekehrt. (KNA/jhe)

22.08.2016, 13:12 Uhr: Ergänzt um die Vorwürfe an Al Mahdi und Informationen zum Weltkulturerbe und der Situation in Timbuktu. /jhe

Linktipp: "Eiskalter Anschlag" auf religiöse Wurzeln

Die Verwüstung historischer Mausoleen in der Oasenstadt Timbuktu durch Islamisten löste 2012 Entsetzen aus. Nun hat der Angriff auf das Kulturerbe ein juristisches Nachspiel vor dem Weltstrafgericht.