Kaufrausch im Advent
Das Jahr 2013 könnte besonders profitabel werden: Nach Umfragen wollen die meisten Deutschen noch mehr Geld für Geschenke ausgeben als im Vorjahr. Dabei war 2012 schon umsatzstark. Der Handelsverband Deutschland rechnet mit einem weiteren Zuwachs um 1,2 Prozent. Das würde erstmals mehr als 80 Milliarden Euro im Weihnachtsgeschäft bedeuten.
"Das ist eine Jetzt-erst-recht-Stimmung", sagt Joachim Dünkelmann, Geschäftsführer des Bundesverbandes der Juweliere, Schmuck- und Uhrenfachgeschäfte (BJV). Auch seine Branche zählt zu den großen Weihnachts-Profiteuren: Ein Viertel ihres Jahresumsatzes von rund fünf Milliarden Euro entfällt auf das Jahresende. "2012, mitten in der Krise, das war unser absolutes Rekordjahr", sagt Dünkelmann. Dabei sind seine Produkte teuer und wenig praktisch - kurzum: Luxus.
Sicherheit in einer unsicheren Welt
Für den Konsumdrang seiner Kunden in der Krise sieht Dünkelmann mehrere Auslöser: Je weniger Zinsen Erspartes auf der Bank einbringe, desto lieber investiere man in Sachwerte. Eine goldene Halskette für die Ehefrau oder eine teure Uhr fürs eigene Handgelenk sei dann nicht mehr nur "schön", sondern "werterhaltend". Das verleihe das Gefühl von Sicherheit, in einer Welt, in der immer weniger sicher sei.
Schließlich entscheide diese persönliche Stimmung über Kauf oder Nicht-Kauf, nicht die allgemeine wirtschaftliche Lage. Auch die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) stellt in ihrem monatlichen Bericht zum Konsumklima fest, dass die Neigung, zu sparen, im November auf ein "neues historisches Tief gefallen" ist.
Oliver Gansser, Professor für Marktforschung an der Essener FOM Hochschule, vermutet noch einen anderen Grund für die wachsende Geschenkwilligkeit an Weihnachten: "Von Herstellerseite wird die Zeit gnadenlos ausgenutzt." Neue Spielekonsolen, Handys und Elektronikartikel erschienen nicht umsonst pünktlich zum Weihnachtseinkauf, heftig beworben in Fernsehen und Magazinen. "Die Läden sind nie so voll wie an den Wochenenden vorm Fest."
Ungefähr 397 Euro werden pro Kopf ausgeben
Gansser führt seit Jahren vor Adventsbeginn eine Umfrage zum Thema "Weihnachtseinkauf" durch. 397 Euro werden die Deutschen seiner Berechnung nach pro Kopf in diesem Jahr ausgeben. Dabei gilt die Regel: Je älter die Einkäufer, desto mehr Geld geben sie aus. Den Gipfel der Weihnachtskurve belegen die Über-50-Jährigen mit Ausgaben von rund 550 Euro pro Kopf. Aber auch die 14- bis 24-Jährigen planen, Waren im Wert von rund 200 Euro zu verschenken.
Besonders beliebt werden dabei wie gehabt wohl Geldgutscheine, Bücher und Kosmetik sein. "Die meisten Menschen wissen einfach nicht genau, was sie schenken sollen", sagt Gansser. Und bevor man eine teure Videokamera kaufe, die in ihren Funktionen nicht den Wünschen des Beschenkten entspreche, gehe man eben lieber auf Nummer sicher.
Zu diesem Bedürfnis nach Sicherheit gehört auch, dass die meisten Menschen sich zwar vorab im Internet informieren, am Ende aber häufig doch in Geschäften in der Stadt einkaufen. Vor allem bei teuren oder technisch komplexen Geschenken spiele die Beratung im Geschäft nach wie vor eine zentrale Rolle, sagt Gansser. Am wichtigsten bleiben für Geschenk-Suchende aber Empfehlungen von Freunden und Bekannten. Persönlich und diskret ausgesprochen - soziale Netzwerke wie Facebook landen als Ideen-Anreger für Weihnachtsgeschenke auf dem letzten Platz.
Von Annika Leister (KNA)
