In saecula saeculorum

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Die katholische Kirche ist alles andere als ein "Start up". Im Gegenteil. Ihre Geschichte reicht Jahrtausende zurück, entsprechend lang ist die Reihe der Nachfolger Petri.
Sollten rund um diesen Heiligen Stuhl die Konflikte in den letzten Wochen und Monaten nun zugenommen haben, so kann ein Blick in die Annalen des Papsttums durchaus eine neue Perspektive schaffen. Wenn etwa der auch von rechtskonservativen deutschen Katholiken gern zitierte Italiener Roberto de Mattei behauptet, die katholische Kirche befinde sich in einem Zustand nie dagewesener Konfusion, so scheint dem Geschichtsprofessor einfach der Blick in die Vergangenheit verstellt zu sein.
Nie dagewesene Konfusion? Gehen wir nur einmal zurück zu den ersten Päpsten. Auch zu Beginn des dritten Jahrhunderts kämpften Verfechter der Barmherzigkeit gegen strenge Hardliner, nur dass es etwa bei Papst Calixtus nicht um wiederverheiratete Geschiedene oder um gleichgeschlechtlich Liebende ging: Das Problem jener Zeit war der Umgang mit den 'Gefallenen', d. h. mit denjenigen, die den Foltern der Christenverfolgung nicht widerstanden hatten. Lange ging es hin und her, erst dann setzte sich Calixtus und seine brüderliche Großherzigkeit durch.
Oder nehmen wir knapp vierhundert Jahre später Papst Gregor den Großen. So wie es heute laut Malteser-Großkanzler Albrecht von Boeselager eine "sehr machtvolle, sehr konservative Bewegung" gibt, die es ablehnt, wie Franziskus die Wirtschaft auf die Interessen der Mehrheit der Menschen ausgerichtet sehen will, gab es auch damals eine namhafte Opposition gegen Gregors Fürsorge für die Bedürftigen. Entsprechend klingt es, als spräche der Historiker Volker Reinhardt über den gegenwärtigen Papst, wenn er über Gregor I. sagt: "Das Ziel der Wirtschaft ist (für ihn) nicht die Bereicherung des Einzelnen, sondern das gesicherte Überleben der Vielen."
Die katholische Kirche ist eine Institution, die stets auch die Ewigkeit auf der Rechnung hat. Lassen wir uns also nicht verwirren, wenn es an Bord des Kirchenschiffs momentan etwas unruhiger zugeht. Der Mann an seinem Steuer bleibt jedenfalls gelassen: "Manchmal rudern die Matrosen, die im Boot Petri ihren Dienst tun, in entgegengesetzte Richtungen. Das gab es schon immer."