Man gönnt sich ja sonst nichts
"Das Ah! und Oh! des Essens" – mit diesem wohligen Slogan warb der Malteserkreuz Aquavit Ende der siebziger Jahre in Deutschland um Kunden. Damals dachte wohl niemand daran, dass man mit Blick auf den namensgebenden Orden irgendwann ebenfalls gezwungen sein könnte, "Ah!" und "Oh!" zu rufen. Doch die Zeiten haben sich geändert: Die Zustände im einst so ehrwürdigen Malteserorden erinnern den geneigten Betrachter in diesen Tagen mehr und mehr an einen Autounfall: Es ist grausam, aber man kann einfach nicht wegsehen.
Frei nach dem Motto "Man gönnt sich ja sonst nichts" – dem bekanntesten Werbeslogan für den Aquavit – vollführen Malteser und Vatikan derzeit auf offener Bühne ein Drama, das seinesgleichen sucht. Der vorerst letzte Höhepunkt in dieser Woche: Großmeister Matthew Festing, eigentlich auf Lebenszeit gewählt, trat am Mittwoch zurück. Er hatte gegenüber Papst Franziskus ein bisschen zu sehr auf die Eigenständigkeit seines Ordens gepocht und musste nun seinen Hut nehmen. Darauf erst mal einen Aquavit!
Ein paar Gläschen Hochprozentiges könnte man derzeit auch mit Blick auf die USA gebrauchen. Zwar hat Donald Trump erstaunlicherweise noch nicht den roten Atom-Knopf gedrückt, ansonsten aber lässt der neue US-Präsident täglich neue Bomben platzen. So viel kann man gar nicht trinken, um diesen ganzen Wahnsinn zu ertragen. Und wir haben erst eine Woche Trump hinter uns… Satiriker müssen an diesem Mann zwangsläufig verzweifeln, schließlich ist die Realität rund um Trump und sein Team schon irre genug.
Stoff für Diskussionen bot in dieser Woche auch ein klerikales Kleidungsstück. Kirchenhistoriker Hubert Wolf kritisierte den emeritierten Papst Benedikt XVI. dafür, auch fast vier Jahre nach seinem Rücktritt noch das päpstliche Weiß zu tragen. Nur Franziskus habe das Recht, "die weißen Gewänder zu tragen", so Wolf, der mit dieser provokanten These wohl vor allem sein neues Buch promoten wollte. Ach hätte Wolf doch auf Roy Black gehört. Immerhin sang der unsterbliche Schlagerstar schon 1966 ein Loblied auf die Farbe Weiß: "Ganz in weiß mit einem Blumenstrauß / So siehst du in meinen schönsten Träumen aus / Ganz verliebt schaust du mich strahlend an / Es gibt nichts mehr was uns beide trennen kann." Wolfs Verhältnis zu Benedikt ist alles andere als verliebt und strahlend. Der Beziehungsstatus dieser beiden Herren ist wohl als "kompliziert" zu bezeichnen.
Übrigens: Es hätte nicht viel gefehlt, und Sie, liebe Nutzerinnen und Nutzer, hätten auf diesen Wochenrückblick verzichten müssen. Beinahe nämlich wäre dieser Text ein Opfer der Kältewelle geworden. Am Montag standen die Mitarbeiter des Katholischen Medienhauses, in dem auch die katholisch.de-Redaktion ihren Sitz hat, vor verschlossenen Türen. Die eisigen Temperaturen hatten das Schloss der Eingangstür gesprengt, ein Zutritt ins Haus war nicht möglich. Doch Kältefrei gab es nicht, auf verschlungenen Pfaden durch Tiefgarage und Poststelle ging es schließlich doch noch ins Gebäude. Immerhin: Die wenig schmeichelhafte Schlagzeile "Trotz Kältewelle: Kirchentür bleibt zu!" konnten wir so gerade noch verhindern.
