Ein satirischer Wochenrückblick von Björn Odendahl

Mainz hat einen neuen Bischof, Alaaf!

Veröffentlicht am 22.04.2017 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
War's das?

Bonn ‐ Ein satirischer Wochenrückblick von Björn Odendahl

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Mainz atmet auf. Mit Peter Kohlgraf ist seit Dienstag ein neuer Sheriff … äh … Bischof in der Stadt – und der ist zur Freude der Einheimischen auch noch Karnevalsfan. Bleibt abzuwarten, ob der kölsche Jung den Gläubigen am 11.11. nicht aus Versehen ein gut gemeintes "Alaaf" entgegenschleudert. Da wäre es den Mainzern sicher lieber, wenn er sich eine goldene Badewanne in die bischofseigene Hütte stellt, statt verbal so zu entgleisen. Helau!

Die Rede von der goldenen Badewanne war auch Teil eines perfiden wie ausgeklügelten Plans von Kohlgrafs Vorgänger, Kardinal Karl Lehmann. Denn der weilt bereits so lange in Mainz, dass er womöglich nicht nur an der Erfindung des (Mainzer) Rades beteiligt war, sondern auch sein geliebtes Bischofshaus nicht mehr verlassen möchte. Um Kohlgraf eine für ihn frisch renovierte Wohnung schmackhaft zu machen, wies der mit zahlreichen Ehrendoktorwürden ausgestattete Lehmann charmant darauf hin, dass diese eben nicht mit einer goldene Wanne bestückt sei und daher garantiert keine Skandale verursache. Ob der Kardinal auch einen Ehrendoktor in Psychologie besitzt?

Während man in Mainz bereits einen Nachfolger für den volksnahen Lehmann gefunden hat, ist man im Schweizer Bistum Chur erst auf der Suche. Denn dort hat der Mann des (heterosexuellen) Volkes, Bischof Vitus Huonder, dem Papst pünktlich zu seinem 75. Geburtstag den Rücktritt angeboten. Dass auch er im Bischofshaus wohnen bleiben darf, ist eher unwahrscheinlich. Eine spannende Alternative wäre das Leben in der Einsiedelei der Schweizer Verenaschlucht. Zwischen den steilen Felswänden würden Huonders Worte auch endlich einmal Widerhall finden.

Huonders Bruder im Geiste, der ehemalige Malteser-Chef Matthew Festing, arbeitet derweil passend zur Osteroktav an einem nahezu jesuanischen Comeback. Obwohl vom Papst zum Rücktritt angehalten und von den Neu-Wahlen seines Ordens in Rom ausgeschlossen, werden seine Jünger nicht müde zu betonen, dass er dennoch wiedergewählt werden könnte. Auch Festing selbst soll nicht abgeneigt sein. Ein Wahlsieg klingt unwahrscheinlich? Klang die Auferstehung Jesu im ersten Moment sicher auch.

Einer, der sich mit Wahlen auskennt, ist Wladimir Putin. Schon mehrfach sprang er – natürlich demokratisch legitimiert! – zwischen dem Amt des russischen Präsidenten und dem des Ministerpräsidenten hin und her, als wäre es Gummitwist. Wenn der starke Führer nicht gerade Bären jagt, kümmert er sich um die nationale Sicherheit. Kurzerhand hat man deshalb in diesen Tagen einen der größten terroristischen Gefahrenherde beseitigt: die Zeugen Jehovas. Sie zeigten "Merkmale extremistischer Tätigkeit", begründete Mütterchen Russland das Verbot und verurteilte vor allem die Zeitschrift "Der Wachtturm".

"Da kümmert sich wenigstens jemand um die Sicherheit seines Volkes", mag manch ein erregter Merkel-Verächter da faustschüttelnd brüllen. Daher hier ein kleiner Insider-Tipp, um das Gefahrenpotenzial im Umgang mit den Zeugen Jehovas auch in Deutschland zu minimieren: Falls Ihnen "Der Wachtturm" angeboten wird, sagen Sie einfach freundlich "Nein, danke".

Von Björn Odendahl